Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 888 Waldenburg, ev. Stadtkirche 1649

Beschreibung

Grabplatte der Eleonora Anna Eusebia Gräfin von Hohenlohe. Ursprünglich vermutlich im Fußboden des Chors; seit der Kirchenrenovierung von 1972/73 im an die Nordseite des Langhauses angebauten Treppenturm eingemauert und ringsum eingeputzt. Roter Sandstein. Umschrift (A) zwischen profilierten Rahmenleisten; im Feld oben zwei reliefierte Vollwappen in rundem Medaillon; in den Zwickeln die erhaben ausgehauenen Ziffern des Herstellungsjahres (B); darunter eine von Knorpel- und Ohrmuschelwerk gerahmte und von einem Engelskopf bekrönte Schriftkartusche mit Bibelspruch (C). Der Mittellängenbereich der Inschriften (A) und (C) ist mit Ritzlinien vorgezeichnet. Leichte Beschädigungen an den Rändern.

Maße: L. 118, B. 57,5, Bu. 2,3 (A), 2,3–2,7 (C), Zi. 3,2–4,1 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur und Humanistische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    Das Hoch Wohlgeborne Grävin vnd / Frawlein , Frawlein Eleonora Anna Eusebiaa) Grävin von Hohenlohe vnd Frawlein / Zue Langenburg war geboren den 25 . / Septemb(ris)b) An(n)o (etcetera)c) 1633 . vnd wider in Gott Verschieden den 24 . Julij A(nno) (etcetera)c) 1635 .d)

  2. B

    1//6/4//9

  3. C

    Hiob am 14 . Cap(itel)e) / Der Mensch vom / Weibe geborn , lebt / eine kurtze Zeit , / vnd ist voll vn=/ruhe , Gehet auff / wie eine Blume / vnd fellet ab1) .d)

Datum: 5. Oktober 1633 n. St., 3. August 1635 n. St.

Wappen:
zweimal Hohenlohe-Langenburg2.

Kommentar

Die charakteristische Ausgestaltung der Fraktur – vorweg die Gestaltung der Oberlängen und der Versalien sowie der Bogenverbindungen –, aber auch die Humanistische Minuskel, die teilweise gebrochene, aus der Fraktur entlehnte Einzelformen aufweist, erlauben eine eindeutige Zuweisung der Grabplatte an den Haller Bildhauer Jakob Betzoldt, der 1648 und 1650 zwei weitere Waldenburger Grabplatten für Angehörige des hohenlohischen Grafenhauses gefertigt hat (nrr. 882, 890).

Eleonora Anna Eusebia war die jüngste Tochter des Grafen Philipp Heinrich von Hohenlohe zu Waldenburg († 1644) und der Dorothea Walpurgis Gräfin von Hohenlohe-Neuenstein3. Ihre Taufpatinnen waren die schwedische Königin Maria Eleonora, eine geborene Markgräfin von Brandenburg, und die ebenfalls aus dem Hause Brandenburg stammende Maria Eleonora Pfalzgräfin bei Rhein4. Die erst 14 Jahre nach dem Tod des Kindes hergestellte Grabplatte ersetzte möglicherweise einen älteren inschriftlosen (?) Stein.

Textkritischer Apparat

  1. Die drei Vornamen in Humanistischer Minuskel.
  2. Monatsname in Humanistischer Minuskel; Kürzung durch Doppelpunkt.
  3. Als Kürzungszeichen eine die Grundlinie durchschneidende schräggestellte Schleife, darüber ein kurzer halbkreisförmiger Haken.
  4. Das als Schlußzeichen dienende, auf die Grundlinie gesetzte Quadrangel ist nach rechts in eine Zierranke ausgezogen.
  5. Cap in Humanistischer Minuskel.

Anmerkungen

  1. Hi 14,1–2.
  2. Beide Schilde jeweils quadriert von Hohenlohe und Langenburg, alle Figuren einwärts gekehrt; über dem rechten Schild der hohenlohische, über dem linken der Langenburger Helm.
  3. Europ. Stammtaf. NF XVII, Taf. 15.
  4. HZAN Wa 35 Bü 432.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 888 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0088801.