Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 883 Krautheim, kath. Stadtkirche Mariä Himmelfahrt 1648?

Beschreibung

Kreuzaltar. Ursprünglich im alten Chor der Kirche (Annenkapelle)1, dann ab 1660 bis 1973 als südlicher Seitenaltar am Chorbogen; seither an der Westwand des westlichen Erweiterungsbaus. Hoher Aufbau mit ädikulaähnlichem Retabel aus Sandstein, bildhauerischer Schmuck aus Alabaster. Im gesprengten Giebel vollplastische Darstellung des hl. Georg zu Pferd im Kampf mit dem Drachen, in den seitlichen Voluten zwei Engelsköpfe im Profil. In der Hauptzone eine von Säulen gerahmte Rundbogennische, darin vollplastische Kreuzigungsgruppe; oben am Kreuz erhaben ausgehauener Titulus (A) auf Täfelchen, über Maria und Johannes Ev. zwei kleine Engel mit Gesetzestafeln und Kreuz; auf seitlichen Ausladungen die Figuren der hll. Benedikt und Franziskus; auf den Figurensockeln und vorn an den beiden Säulen Engelsköpfe. Die Mitte des Sockelgeschosses (Predella) nimmt das von den Figuren der hl. Margaretha und der hl. Anna selbdritt2 flankierte Tabernakel ein; außen zwei Vollwappen mit Namenbeischriften (B, C) in Kartuschen. Am Unterbau der Altarmensa vorn in der Mitte eine runde, von Ohrmuschelwerk gerahmte Kartusche mit Inschrift (D).

Maße: H. ca. 460, B. 233, Bu. ca. 3,0 (A), 1,6 (B, C)3, 2,5 cm (D).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis (A–C), Fraktur (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    I · N · R · I ·

  2. B

    GEORG GREBNER / KELLER ALHIE ·

  3. C

    ANNA MARGARETHA / MOSBACHIN ·

  4. D

    Crucifixus / etiam pro nobisa)

Übersetzung:

Er ist auch für uns gekreuzigt worden.

Wappen:
Grebner4, Mosbach.

Kommentar

Der Altar ist ein Werk des Forchtenberger Bildhauers Michael Kern III, an dem sein Sohn Achilles sehr maßgeblich beteiligt war. Neben stilistischen Beobachtungen5 spricht dafür auch die schrägliegende Kapitalis, die für die Arbeiten des jüngeren Kern typisch ist – wenngleich hier das sonst von Achilles Kern häufig verwendete zweibogige E nicht vorkommt.

Die dargestellten Heiligen in der Bekrönung und im Sockel des Retabels sind die Namenpatrone des Ehepaars Grebner. Der aus Tauberbischofsheim stammende Georg Grebner wurde 1638 als Nachfolger Hans Heinrich Mosbachs Amtskeller6 zu Krautheim und heiratete am 26. November 1640 dessen Tochter Anna Margaretha; er ist am 10. Juni 1643 gestorben7. Der vorliegende Altar geht auf eine Stiftung Grebners zurück, die dieser während seiner langen Krankheit getätigt hatte, die Aufrichtung des Altars geschah dem Krautheimer Kirchenbuch zufolge 16488. Das Todesdatum der Witwe ist nicht bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. pro nobis ohne Worttrennung.

Anmerkungen

  1. Vgl. Anm. 8.
  2. Die beiden Heiligenfiguren sind vertauscht. Dies geht nicht nur aus der Blickrichtung der hl. Margaretha hervor, die sich bei der jetzigen Aufstellung vom Tabernakel abwendet, sondern auch aus der Namenfolge der Stifterin.
  3. Überhöhte Anfangsbuchstaben.
  4. Linksgewendet. Erniedrigte Zickzackleiste, besetzt mit einem Singvogel und unten begleitet von drei Blumen auf einem Dreiberg; Helmzier: über Helmkrone der Vogel vor einem Flug.
  5. Schneider, Michael Kern 23, 162f.
  6. Von Schneider, ebd. 162 mißverstanden als „kurmainzische(r) Küfer“!
  7. Alle Angaben nach Leistikow, Mosbach von Lindenfels 665 Anm. 24.
  8. Ebd. 665f.; Eugen Sternad, Materialien zu Krautheim (KrAHK, o. Sign.): „Anno 1643 legiert in das Gotteshaus allhier dem allmächtigen Gott zu Ehren Herr Georg Gräbner, churfürstlich mainzischer Keller allhier in seiner langwierigen Krankheit den hohen steinernen Altar im Chor, so anno 1648 aufgerichtet worden“. Gercke, Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 12 datiert den Altar dagegen in die Zeit „kurz nach 1660“; Schneider, Michael Kern 162 setzt den Altar – offenbar ohne Kenntnis des Aufsatzes von Leistikow – aus stilistischen Gründen (Vergleich mit den Schöntaler Altären der Kern-Werkstatt) zu 1643/44 an; ebenso noch dies., Michael Kern 162. Eine Aufrichtung des Altars erst vier bis fünf Jahre nach seiner Fertigstellung ist freilich kaum anzunehmen.

Nachweise

  1. Kdm. Tauberbischofsheim 97.
  2. DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nr. 653.
  3. Vierengel, Ergänzungen 119 nr. 653 (nur erwähnt).
  4. Schneider, Michael Kern 160f. (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 883 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0088306.