Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 879 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1647

Beschreibung

Grabplatte des Daniel Diepold. Im Westflügel des Kreuzgangs an der äußeren Wand aufgerichtet, fünfter Stein von Norden. Sandstein. Schmale, unprofilierte Rahmenleiste; im Feld oben eine querrechteckige Kartusche mit Leichtext (A) und Chronostichon (B); darunter ein Vollwappen in Relief; in der unteren Hälfte große, von einem Engelskopf bekrönte Schrifttafel mit Sterbevermerk (C). Oberfläche in der unteren Hälfte fast vollständig abgewittert, Inschrift (C) weitgehend zerstört.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 189, B. 91,5, Bu. 2,4 (A, B), 2,2 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur und Humanistische Minuskel (A, C), Humanistische Minuskel und Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/3]

  1. A

    LeichText //a) Matthb) . 5 . v(ersus)b) . 10 . / Seelig , die umb Gerechtigkeit willen ver=/folget werden1) . .c) usq(ue) vers(um)d) . 12 .

  2. B

    ArtVbVs en eXtat DanIeL DIepoLDVs In Vrna :SpIrItVs at IesV patrIa regna tenet .

  3. C

    [Anno] Christib) 1647̣ den 7 . Iuliib) / [– – – der]e) Wọḷ Edel / [fest und hochgeleh]rtef) [He]rrf) Danielb) / [Diepolt i(uris)c(onsul)tusg) Hochgräfl(icher) Hoh]enloeh) / [Waldenburg(ischer) Gemeiner Rat allhier zu Oehringen – – –]i)

Übersetzung:

(…) bis Vers 12. (A) – Siehe, Daniel Diepold liegt mit seinen Gliedmaßen in der Urne, der Geist aber hat das Reich Jesu als Heimat inne. (B) – (…) Rechtsgelehrter (…). (C)

Versmaß: Elegisches Distichon (Chronostichon) (B).

Datum: 17. Juli 1647 n. St.

Wappen:
Diepold2.

Kommentar

Die Inschriften sind nicht sonderlich sorgfältig ausgeführt. In dem Chronostichon (B) ist zudem die Worttrennung nicht konsequent beachtet. Charakteristisch für die Fraktur sind breite Proportionen im Mittellängenbereich, besonders auffällig ist das h mit sehr breitem, fast kreisrundem Bogen, dessen Ende bis weit unter die Grundlinie gezogen ist. Die Langschäfte sind zumeist nach links durchgebogen. Bemerkenswerte Einzelformen der Humanistischen Minuskel sind zweistöckiges a mit unverbunden neben dem Schaft sitzendem unteren Bogen, spitzovales o und unten völlig ausgerundetes v.

Diepold wurde am 11. Juli beigesetzt3. Die Grabplatte für seine Frau ist ebenfalls erhalten (nr. 857).

Textkritischer Apparat

  1. Unterbrechung durch den Rahmen der Schriftkartusche.
  2. Wort in Humanistischer Minuskel.
  3. Zwischen den beiden Punkten eine kleine Schleife auf der Grundlinie, vermutlich als etcetera-Kürzel.
  4. usq(ue) vers(um) in Humanistischer Minuskel.
  5. Ergänzung nach einem um 1970 entstandenen Foto (Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften).
  6. Ergänzung nach Esenwein; Daniel in Humanistischer Minuskel.
  7. Diepolt i(uris)c(onsul)tus emend.; Diepolticius Esenwein.
  8. Ergänzungen nach Esenwein, der Hohenloh(isch) liest.
  9. Ergänzung nach Esenwein; Zeilenumbrüche nicht mehr zu rekonstruieren; insgesamt sechs oder sieben restlos zerstörte Zeilen.

Anmerkungen

  1. Mt 5,10(–12).
  2. Gespalten, vorn drei schräggelegte Kleeblätter pfahlweise, hinten ein Löwe; Helmzier: geteilter Flug.
  3. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1324), Totenregister zu 1647 VII 11.

Nachweise

  1. Esenwein, Grabsteine, Nr. A12 (nur C).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 879 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0087909.