Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 878 Pfedelbach, ev. Pfarrkirche 1647

Beschreibung

Epitaph des Zimprecht Sadler. Innen an der Westwand des Langhauses. Hochrechteckige Sandsteinplatte mit schmaler Rahmenleiste. Im oberen Drittel zwei von Lorbeerkränzen umgebene Vollwappen nebeneinander, bekrönt von einem Engelskopf; darunter eine hochrechteckige, von Rollwerk gerahmte und von einer Fratze bekrönte Tafel mit gestaffelt zentriert angeordneter Grabschrift. Ränder stellenweise ausgebrochen; Oberfläche an mehreren Stellen großflächig absandelnd (Schriftverlust).

Maße: H. 167,5, B. 83,5, Bu. 2,5 (Minuskel), 3,0–3,5 cm (Kapitalis).

Schriftart(en): Humanistische Minuskel und Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. HIC / CVBANT OSṢẠ / sub spe futurae resurrectio[ni]s / D(OMI)N(I) ZIMPERTI SADLERI Sẹ[. .]a) . / Consiliarij Höenloico Pfedelbacensis / meritissimi / Nati Campoduni / A(nno) MDXCIXb) Die XV . Maij / Denati Pfedelbaci / A(nno) MDCXLVIIb) Die X Martij / CVI / Superstes Vidua cum Vnico filio / DESIDERIO SIGISFRIDO / [h]ạnc coṇiug[a]ḷịṣc) [. . .]d) f̣ịlialis / af̣f̣ectus meṃ[or]i[am] / POSVỊṬ

Übersetzung:

Hier ruhen in der Hoffnung auf künftige Auferstehung die Gebeine des Herrn Zimprecht Sadler (des Älteren?), hochverdienten Hohenlohe-Pfedelbachischen Rats, geboren zu Kempten im Jahr 1599 am 15. Tag des Mai, gestorben zu Pfedelbach im Jahr 1647 am 10. Tag des März. Ihm hat die hinterlassene Witwe zusammen mit dem einzigen Sohn Desiderius Siegfried dieses Denkmal der ehelichen und kindlichen Zuneigung gesetzt.

Datum: 25. Mai 1599 n. St., 20. März 1647 n. St.

Wappen:
Sadler1, unbekannt2.

Kommentar

Die Inschrift ist sorgfältig und gleichmäßig eingemeißelt. Auffällige Merkmale der Kapitalis sind das C mit leicht eingerolltem unteren Bogenende, zweibogiges E sowie Z mit geschwungenem unteren Balken und mit Mittelbalken. Die senkrechte Cauda des G ist etwas vom unteren Bogenende abgesetzt und reicht unter die Grundlinie. Als Versalien der Humanistischen Minuskel dienen neben Kapitalisbuchstaben auch Formen, die der humanistischen Kursive entlehnt sind (A, P). Der geschwungene, weit unter die Grundlinie reichende Schaft des f und des langen s ist oben und unten leicht eingerollt. Über das u ist als diakritisches Zeichen ein nach oben offener kreisrunder Bogen gesetzt. Die Bögen von a, b, d und e weisen schwache Brechungen auf, das o ist meist spitzoval. Die Schrift weist somit weitgehende Übereinstimmungen auf mit der auf dem 1638 entstandenen Epitaph für Sadlers früh verstorbene Söhne (nr. 848). Identische Buchstabenformen beider Schriftarten finden sich zudem auf einer Waldenburger Grabplatte von 1648 (nr. 882), die archivalisch als Werk des Jakob Betzoldt gesichert ist, so daß diesem auch das vorliegende Grabmal sicher zugeschrieben werden kann.

Zimprecht Sadler entstammt einem Kempter Patriziergeschlecht (auch „Sattler“). Das Wappen geht auf einen von Kaiser Friedrich III. 1460 ausgestellten Wappenbrief zurück, der 1614 vom Hofpfalzgrafen Zacharias Geizkofler für den Kempter Stadtschreiber Zimprecht Sattler und dessen Brüder Felix und Abraham erneuert wurde3. Der Pfedelbacher Rat war vermutlich ein Sohn dieses gleichnamigen Stadtschreibers und ein Bruder des Geheimsekretärs König Gustav Adolfs von Schweden Dr. Philipp Sattler4. Von 1623 bis 1634 war er Präzeptor, Rat und Sekretär der jungen Grafen am Hof zu Neuenstein, anschließend erhielt er auf Pfingsten 1634 eine Bestallung als Stallmeister in Neuenstein, die er allerdings nicht antrat5. Im Pfedelbacher Kirchenbuch wird er 1638 als gräflich hohenlohischer Kanzleidirektor bezeichnet6.

Textkritischer Apparat

  1. Vielleicht Se[n(ioris)] oder Se[cr(eti)]?
  2. MD als neulateinische Zahlzeichen: M als Schaft zwischen zwei einander zugewendeten Bögen, D als Schaft vor nach links offenem Bogen.
  3. Das ganze Wort stark beschädigt, die Kerben teilweise nur noch bei starkem Streiflicht schwach zu erkennen.
  4. Platz für drei Buchstaben, der letzte mit Oberlänge; vermutlich vel.

Anmerkungen

  1. Linksgewendet; der Schild weitgehend zerstört. Geteilt, darin ein steigender Hirsch in verwechselten Tinkturen; der Hirsch nur mehr schwach, die Teilungslinie gar nicht mehr erkennbar; Helmzier: wachsender Hirsch. Zum Wappen vgl. Kempter Wappen und Zeichen, umfassend den Stadt- und Landkreis Kempten mit den angrenzenden Gebieten des oberen Allgäus, zs.getragen v. Eduard Zimmermann, ergänzt u. hg. v. Friedrich Zollhoefer (Alte Allgäuer Geschlechter 38, Allgäuer Heimatbücher 60), Kempten (Allgäu) 1963, 304f. m. Abb. 887; Siebmacher BayA3, 55 Taf. 33.
  2. Löwe auf Dreiberg, in beiden Pranken ein geöffnetes Buch haltend; Helmzier: über einem Helmwulst die Schildfigur wachsend.
  3. Wie Anm. 1.
  4. Vgl. Kempter Wappen (wie Anm. 1) 305.
  5. HZAN Oe 10 117/4/5, Bl. 43v (Präzeptor der Jungherren) bzw. Bl. 41r (Stallmeister); HZAN Oe 10 118/1/31 (Rat und Sekretär der Jungherren). Auf seinen elfjährigen Dienst wies Sadler noch 1639 in einem Brief an Gräfin Sophia hin, in dem er rückständige Besoldung einforderte; vgl. ebd. (1639 XI 18).
  6. Ev. PfA Pfedelbach, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1353), Totenregister zu 1638 I 6.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 878 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0087805.