Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 872 Niedernhall, Friedhof 1645

Beschreibung

Epitaph des Pfarrers Veit Knör und seiner Frau Magdalena geb. Scheuermann. An der Innenseite der westlichen Friedhofsmauer im Eingangsbereich gegenüber der Leichenhalle unter einem Schutzdach aufgestellt, neunter Stein von links. Hochrechteckige Sandsteinplatte. Oben in der Mitte kleine Kartusche mit Jahreszahl (A), darunter zwei Vollwappen in eingetieften runden Feldern; über beiden Wappen Schriftbänder mit Sinnsprüchen als Wappenbeischriften: heraldisch rechts (B), links (C). Die unteren drei Viertel der Platte werden eingenommen von einer Schrifttafel mit Grabgedicht (D), bekrönt von einem Engelsköpfchen. Jeder zweite Vers ist um Buchstabenbreite eingerückt. Leicht verwittert; die Schrift wurde bei einer Restaurierung 1988 – nicht immer korrekt – mit brauner Farbe nachgezogen1.

Maße: H. 167, B. 77, Bu. 2,5 (B, C), 3,0–3,5 (D), Zi. 4,0 cm (A).

Schriftart(en): Fraktur (B, C), Fraktur und schrägliegende Kapitalis (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    1645

  2. B

    des Weibes Sam(en) , dasz Gottes Lamb /Jhrn Kopff Zerknoert2) der Altte(n) Schl(ang)

  3. C

    Den Kelch desz Herren Jch ausztrinck /vnd Lob sein Nahme(n) guter ding .

  4. D

    An diesem Ortt nicht weit von danBegraben Lige(n) , Weib vnd ManM(EISTER)a) VEIT KNOER , der Pfarrer war ,Allein alhier 43 · Jahr ,vnd noch vorher zu Weickersheimbvnd auch zu Lange(n) Beutigheim .Anderthalb Jahr an Jedem Ortvon einem zu dem andern fort ,Sein gantzes Leben vmb vnd vmbwahr 76 . in der Summ ,Sein Lehr vnd Glaub , sein Stam v(nd) Nam ,wahr IESVS CHRISTVS Gottes Lamb ,Auff den Er glebt v(n)d gstorben istLebt nun bei Gott Ewig zur frist .Sein erstes Weib , ein Dochter warLudwig Scheurmans , sag Jch furwahrZue Weickersh(eimb)b) AmptsKell(er)b) da MAGDALENA , Sie hiesz also .Zwantzig sechs Jahr sie Lebte(n) schönim Ehestand wol : vnd 7 · SöhnAuch Döchter 5 · zeugten sie wohl .Mit Gott vnd Ehre(n) wie man sollDie Leben nun Beed Ewiglichbeisam(m)en dort gantz Seeligklich ,Gott geb dasz all ihr Kinder fortauch See(lig)b) Leben mit Jhn dort · Amen .

Versmaß: Deutsche Reimverse (B, C, D).

Wappen:
Knör3, Scheuermann4.

Kommentar

Das Schriftbild der Fraktur ist sehr unruhig, der Eindruck wird durch die moderne Bemalung noch verstärkt. Davon hebt sich die sorgfältige Stilisierung der für die Eigennamen verwendeten, leicht nach rechts geneigten Kapitalis ab. Für E kommt neben der üblichen Form auch die zweibogige vor. Letztere kann als Kennmarke für Achilles Kern gelten5, der sicherlich der Bildhauer des Grabmals war.

Zu Veit Knör vgl. sein hölzernes Epitaph in der Laurentiuskirche (nr. 869). Auf dem vorliegenden Grabmal sind beide Wappen – wie dort das Knör’sche – mit Sinnsprüchen versehen, die jeweils den Namen des Wappenführers und die Wappenfigur in einen christlichen Kontext rücken. Verfasser des langen Grabgedichts, das im Gegensatz zu dem Epitaph in der Pfarrkirche die Ehefrau Knörs sowie die Kinder stärker hervorhebt, könnte einer der Söhne, Veit Ludwig Knör, gewesen sein, der von 1636 bis 1649 Pfarrer in Forchtenberg war6 und somit die Kern-Werkstatt gewissermaßen „vor der Haustür“ hatte.

Textkritischer Apparat

  1. Zur deutschsprachigen Auflösung des Magistertitels, die sich hier auch wegen des Versrhythmus’ anbietet, vgl. nr. 870.
  2. Kürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Fotos, die den früheren Zustand festhalten, in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
  2. Vgl. nr. 870 Anm. 3.
  3. Linksgewendet; zum Wappen vgl. nr. 870 Anm. 5.
  4. Stehender bärtiger Geharnischter, mit Schwert umgürtet, in der erhobenen Rechten einen Kelch („Scheuer“) haltend, den linken Arm in die Hüfte stützend; Helmzier: Schildfigur.
  5. Vgl. nr. 849.
  6. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 232f. Nr. 1358.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 732 (erwähnt).
  2. Kdm. Künzelsau 253 (erwähnt).
  3. Rauser, Niedernhaller Heimatbuch 369f. (nur D).
  4. Niedernhaller Grabmale.
  5. Drös, Grabmäler 210 Abb. 2, 212 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 872 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0087203.