Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 869 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1644

Beschreibung

Altarretabel. Passionsaltar im Langhaus, am von Osten aus zweiten Pfeiler der Nordseite. Ursprünglich im Vorgängerbau im südöstlichen Bereich des Langhauses1; 1705 abgebrochen und teilweise in der Krankenkapelle aufgestellt, 1722/23 am jetzigen Standort wieder aufgebaut und 1789 neu gefaßt2. Dreiachsige Ädikula aus Sandstein, die bildhauerischen Arbeiten aus Alabaster3. Der Volutengiebel ist eine Zutat des 18. Jahrhunderts, als Giebelbekrönung die zum ursprünglichen Altar gehörende freiplastische Darstellung der von drei Engeln gehaltenen Vera Icon; das Kreuzabnahmerelief im Giebelfeld „vermutlich eine Nachbildung des 18. Jh. in Gips“4. In der Mittelachse der Hauptzone zwischen Säulen und vor einem Blendbogen der vollplastische Kruzifixus, unter dem Kreuz Maria und Johannes Evang., im Hintergrund weitere Personen in Relief. Oben am Kreuz Kartusche mit erhaben ausgehauenem Titulus (A), in den Bogenzwickeln Rundmedaillons mit Hostienkelch bzw. Dornenkrone. In den seitlichen Achsen unter Gebälk mit Reliefs der Leidenswerkzeuge Christi je zwei Bildreliefs mit Darstellungen aus der Passionsgeschichte, die offenbar nachträglich vertauscht wurden: links Geißelung und Ölbergszene, rechts Dornenkrönung und Kreuztragung. Im Mittelteil des Sockels die fünfzeilig eingehauene Inschrift (B) in einem eingetieften, seitlich segmentbogig ausgezogenen Schriftfeld. Inschrift (B) mit Goldfarbe ausgemalt. Schrifttafel am rechten Rand geflickt, die Buchstaben hier nur aufgemalt.

Siehe Lageplan.

Maße: H. ca. 320, B. 198, Bu. 1,1 (A), 3,3–3,5 bzw. 4,0–4,5 cm5 (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/2]

  1. A

    · I · N · R · I ·

  2. B

    ANNO SALVTIS REPARATAE / M · DC · XLIV · CRVCIFIXO REDEM/TORIa) NOSTRO HAEC ARAE ETb) / PASSIONIS TABVLA POSITA EST A / F(RATRIBVS)c) SPECIOSAE VALLIS

Übersetzung:

Im Jahr des wiederhergestellten Heils 1644 ist dem Gekreuzigten, unserem Erlöser, diese Tafel des Altars und der Passion errichtet worden durch die Brüder von Schöntal.

Kommentar

Die Kapitalis ist mit schmaler Kerbe und fast ohne Strichstärkenwechsel eingehauen. Der Altar ist ein Werk des Forchtenberger Bildhauers Michael Kern III. Im Juni 1644 scheint er noch nicht fertiggestellt gewesen zu sein, da er unter den Schöntaler Altären, die in den Tagen vom 29. Juni bis 2. Juli durch Abt Christoph Haan geweiht wurden, nicht erwähnt wird6.

Textkritischer Apparat

  1. Rechte Hälfte des M zerstört und nur aufgemalt.
  2. Rechte Hälfte des T-Balkens zerstört, nur aufgemalt.
  3. Plural durch Verdoppelung des F wiedergegeben: FF.

Anmerkungen

  1. Vgl. nr. 842 Anm. 1.
  2. Kdm. Künzelsau 322.
  3. Ausführliche Beschreibung in Schneider, Michael Kern 163–166.
  4. Kdm. Künzelsau 322; vgl. bereits Gradmann, Monumentalwerke 47.
  5. Einzelne Anfangsbuchstaben und die Zahlzeichen in vergrößertem Schriftgrad.
  6. Knittel, Annales (StAL B 503 II Bü 13) p. 267f.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 778.
  2. Gradmann, Monumentalwerke 46 Anm. 1.
  3. Betzendörfer, Kloster Schöntal 54 (Abb.).
  4. Kdm. Künzelsau 322, 319 (Abb.).
  5. Schneider, Michael Kern III, 95 (Abb.).
  6. Dies., Michael Kern 163 (Abb.), 164, 261 Anm. 854.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 869 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0086903.