Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 865 Künzelsau, ev. Johanneskirche 1644

Beschreibung

Epitaph der Drillinge Johann Georg, Albrecht und Michael Leicht. Innen an der Südwand des Chors; zuvor in der nördlichen Sakristei1. Hölzerne Ädikula mit geschnitzter, bemalter und vergoldeter Rahmenarchitektur. Im geschweiften Volutengiebel Schriftkartusche mit aufgemalter sechszeiliger Versinschrift (A), Schrift schwarz auf weißem Grund, Auszeichnungsbuchstaben rot; jeder zweite Vers ist um Buchstabenbreite eingerückt. In der Hauptzone zwischen zwei sich nach unten hin verjüngenden Pilastern ein ovales Gemälde, das die drei Wickelkinder vor schwarzem Hintergrund zeigt, zu ihren Häupten der mit goldenen Buchstaben aufgemalte Spruch (B). Im von Ohrmuschel- und Rollwerk gerahmten Unterhang in querovaler Schriftkartusche der Sterbevermerk (C) in gleicher Farbgebung wie Inschrift (A). Hervorragende Erhaltung, offenbar keine Übermalungen.

Maße: H. 125, B. 87, Bu. 1,0 (A), 1,2 (B), 1,4 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis (B), Fraktur und Humanistische Minuskel (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    Hiera) sein wir Drillinga) klein , in ein(er) stund gebore(n) ,Doch bald nach vnsrer Tauffa) zur Seeligkeita) erkore(n) ,Daa) wir nur wenig tag ohn speisz vnd Tranck geblibe(n) ,Hatt vns Drillinga) der Todt gleich wid(er) auffgeribe(n) ,Wiea) nun in einem leib vnser versamlung lag ,So ruhen in eim Sarga) wir bisz an Jüngst(en) tag .

  2. B

    NASCI TEMPUS ET MORI HABET2) .

  3. C

    Diesea) Dreÿa) Söhna) namens Johana)=Georga)b) , Albrechta) / vnd Michaela) , seindt von Moisea) Leichtena) Burgerna) vnd Gast=/geberna)b) zur Cronena) in Cüntzelsauea) , vnd Johannaa) Marthaa) seinem / Ehweiba) den 2 . Junija) Annoa) 1644 . zu morgens Zwischen 7 vnd 8 . / vhrn durch Gottesa) segen zur welt gebohren , vnd noch selben Sontaga) / Exaudia)c) von M(agistro)a)d) Casparea) Benignoa)e) Beegena) Mitdienerna) desz / worts daselbsten Christia) befelch gemesz getaufft worden , vnd den 5 / 6(ten) auch 5(ten) disz samptlich in Jhrem Erlösera) entschlaffen .

Übersetzung:

Geboren werden und Sterben hat seine Zeit.

Datum: 12. Juni 1644 n. St.; 15., 16. und 15. Juni 1644 n. St.

Kommentar

Die Inschriften zeichnen sich durch eine sehr sorgfältige Ausführung aus. Die – fast durchweg zusätzlich durch Rubrizierung ausgezeichneten – Versalien sind meist reich mit Zierlinien ausgeschmückt. Das p der Humanistischen Minuskel ist ohne Unterlänge vollständig in den Mittellängenbereich eingestellt.

Die nur wenige Tage nach ihrer Geburt an zwei aufeinanderfolgenden Tagen verstorbenen Drillinge waren vermutlich Nachkommen des Peter Leicht, der 1605 eine Almosenstiftung und 1617 eine Papierstiftung für die Künzelsauer Schule tätigte3. 1617 war er verordneter Baumeister der Stadt4. Der in der Inschrift genannte Geistliche Caspar Benignus Beeg ist 1615 in Eutendorf (Stadt Gaildorf, Lkr. Schwäbisch Hall) geboren, studierte 1630 bis 1635 in Altdorf, Tübingen (mag. 1633) und Straßburg, war dann zunächst 1636 Pfarrer in Haßfelden (Wolpertshausen, Lkr. Schwäbisch Hall) und ab 1640 Diakonus (Mitdiener) und designierter Kaplan in Künzelsau. 1664 wurde er dort Stadtpfarrer und starb 16695.

Textkritischer Apparat

  1. Versal rot ausgezeichnet.
  2. Worttrennstriche hier in Form eines Doppelpunkts.
  3. Exaudi in Humanistischer Minuskel.
  4. Kürzung durch Doppelpunkt.
  5. Beide Vornamen in Humanistischer Minuskel.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Künzelsau 51.
  2. Nach Ecl 3,1–2.
  3. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, 495.
  4. Ebd. Vgl. auch nr. 696.
  5. Alle Angaben zu Beeg nach Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 28 Nr. 161.

Nachweise

  1. Kdm. Künzelsau 51 (nur erwähnt).
  2. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, 321 (nur A), 657 (Abb.).
  3. Der Hohenlohekreis 1, 153 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 865 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0086508.