Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 861 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1642, 1667

Beschreibung

Epitaph für Zacharias Rieb und seine Frau Dorothea geb. Meßner. Im Chor, im Winkel zwischen Ost- und Nordostwand. Große hölzerne Ädikula, geschnitzt und bemalt. Als Aufsatz eine von einem Sprenggiebel mit geschnitztem Engelsköpfchen bekrönte und von zwei Wappenschilden flankierte Tafel mit Bibelspruch (A), Schrift golden auf schwarzem Grund. Im Gebälk weiterer Bibelspruch (B), ebenfalls golden auf schwarzem Grund. In der Hauptzone ein breit gerahmtes Gemälde (Ruth findet Gnade vor Boas nach Rut 2, 4–14) zwischen vorgesetzten Rundsäulen auf hohen, mit geschnitzten Frauenmasken belegten Postamenten; auf den ausgesägten Seitenteilen zwei aufgemalte Engelshermen. Im Hauptgemälde Darstellung einer Getreideernte vor Berg- und Flußlandschaft, links im Vordergrund Boas, der die mit aufgesammelten Ähren herbeieilende Ruth anspricht (nach Rut 2, 4ff.); am linken unteren Bildrand Malersignatur (C). In der oberen Hälfte des Unterhangs ein querrechteckiges Gemälde mit Darstellung des Kruzifixus vor einer Fluß- und Berglandschaft und der zu beiden Seiten des Kreuzes in Anbetung knienden Familie: links der Vater und hinter ihm (von links nach rechts) zwei Schwiegersöhne und ein erwachsener Sohn sowie zwei ältere und zwei kleine Knaben, rechts die Mutter mit einem kleinen und einem älteren Mädchen sowie zwei erwachsenen Töchtern und einer Schwiegertochter. Oben am Kreuz Titulus (D); alle Personen über ihren Köpfen mit Namenbeischriften (E, F) versehen; die 1642 bereits verstorbenen Personen sind jeweils mit einem vor ihnen liegenden Totenschädel bezeichnet, bei weiteren wurden später rote Sterbekreuzchen nachgetragen. Unter dem Gemälde seitlich gerundete Kartusche mit in goldener Farbe auf schwarzem Grund aufgemalten Sterbevermerken (G); darunter geschnitzter Engelskopf.

Siehe Lageplan.

Maße: H. ca. 250, B. ca. 175, Bu. ca. 3,0 (A), ca. 1,8 (B), ca. 1,0 (C), 0,5 (D), 0,6 (E, F), 1,6 cm (G).

Schriftart(en): Fraktur und Kapitalis (A), Fraktur (B, E, F, G), schrägliegende Kapitalis (C), Kapitalis (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/8]

  1. A

    Vnd ich höret eine Stim(m) vom Him(m)el zu mir / sagen · Schreibe , Selig sind die todten die in dem / Herrn sterben von nun an · Ja der Geist sprich dasz / sie ruhen von ihrer arbeit dan(n) ihre werck folgen ihne(n) / nacha)1) · APOC · 14 · V(ERS) · 13 ·

  2. B

    Was der Mensch Säet , dasz wird er Ernden · wer auff sein fleisch Säet der wird von dem fleisch dasz Verderben / Ernden · wer aber auff den , Geist Säet , der wird von dem Geist dasz Ewige Leben Ernden2) · Gal : 6 · V(ers) · 8 ·

  3. C

    HIRb) . V(on) . S(chwäbisch) H(all)c) .

  4. D

    I · N · R · I ·

  5. E

    Zacheriasd) · Rieb3) ·
    Jerg4) ·Zacherias3) · Hansz Jerg3) Hansz · Jerg ·Jerg Filbs3) ·
    Steffan · Bauer5) ·Jerg · Faust3) ·

  6. F

    Dorateae) · Mesnerin ·
    Praxseti · Maria3)6) Doratea4)7) · Agata3) ·Anna3) ·
    Anna · Elisabeta · Peff̣/[. .]ṇf)8)

  7. G

    Anno 1642 · den . 17 . Julij Nachts zwischen 11 . vnd 12 . starb der EhrnVest Vnd / Weisze Herr Zacharias Rieb Burgermeister in Öhringen seines Alters . 51 . Jahr . / Anno 16〈67〉 den 〈1 Aprilis〉 starb die Ehrn Vnd Tugentsam Fraw · Dorathea Mesznerin / sein Ehliche Hauszfrwg) ihres Alters . 〈77 Jahr . 8 . Monat . 4 . Tag / Denena) Gott gnade Amen .〉

Datum: 27. Juli 1642 n. St., 11. April 1667 n. St.

Wappen:
Rieb9, Meßner10.

Kommentar

Die Fraktur ist schmal proportioniert und weist keine Besonderheiten auf, die Versalien sind nur sparsam mit begleitenden Zierlinien versehen. Das nachgetragene Sterbedatum hebt sich durch seine äußerst unbeholfene Ausführung deutlich ab.

Dem Wappenbild zufolge dürfte Zacharias Rieb Bäcker gewesen sein. Im Öhringer Totenregister ist als Riebs Todestag der 12. Juli 1642 verzeichnet11. Möglicherweise wurde die Inschrift an dieser Stelle verrestauriert, indem eine eckige 2 in eine 7 umgeändert wurde.

Textkritischer Apparat

  1. Letzte Zeile zentriert.
  2. Nexus litterarum von H und R mit I-Punkt über dem gemeinsamen Schaft. Auflösung der Nameninitialen bislang nicht gelungen.
  3. Auflösung nicht sicher, aber naheliegend.
  4. Reihenfolge der Wiedergabe der Beischriften: zunächst der Vater (vorn rechts, unmittelbar unter dem Kreuz), dann die hinter ihm in der ersten Reihe knienden Söhne absteigend von links nach rechts, zuletzt die Schwiegersöhne in der zweiten Reihe, wiederum von links nach rechts.
  5. Reihenfolge der Wiedergabe der Beischriften: zunächst die Mutter (vorn links), dann die Töchter hinter ihr, absteigend von rechts nach links, zuletzt die Schwiegertochter in der zweiten Reihe.
  6. Metz (?) Birkenstock; vom Befund her ausgeschlossen.
  7. Sic!

Anmerkungen

  1. Off 14,13.
  2. Gal 6,7–8.
  3. Durch Totenschädel als verstorben gekennzeichnet.
  4. Durch nachgetragenes Sterbekreuzchen als (nach 1642) verstorben gekennzeichnet.
  5. 1637 Pfarrer in Eschental, ab 1644 Diaconus in Öhringen, 1655 Archidiaconus, † 11. Oktober 1655; vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 20 Nr. 116.
  6. Frau des Jörg Faust.
  7. Frau des Stefan Bauer, † 23. Mai 1656; vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 20 Nr. 116.
  8. Frau des Jörg Rieb.
  9. In Weiß übereinander ein quergelegtes braunes Doppelbrötchen und eine weiße Rübe mit grünen Blättern.
  10. In Weiß übereinander eine Brezel und ein schräglinksgelegter Weck, beide naturfarben.
  11. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1324), Totenregister zu 1642 VII 12.

Nachweise

  1. Birkenstock 82f. Nr. 74.
  2. Kleinehagenbrock, Grafschaft Hohenlohe 305 (nur A teilw.).
  3. Erdmann, Diareihe St. Anna-Kapelle 24f. (nur A, B, G).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 861 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0086100.