Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 859 Neuenstein, ev. Stadtkirche 1641, 1676

Beschreibung

Tischgrabmal der Sophia Gräfin von Hohenlohe geb. Pfalzgräfin bei Rhein zu Birkenfeld. In der Gruft vor der östlichen Stirnwand, eine Einheit bildend mit dem Tischgrabmal des Grafen Kraft VII. von Hohenlohe (nr. 856): Die beiden Grabplatten liegen auf vier Balustersäulen und zwei Vierkantpfeilern auf und bilden so den Überbau über den darunter halb in den Boden versenkten Särgen des Ehepaars. Die Grabdeckplatte für Sophia wurde als Pendant gleichzeitig mit der ihres Mannes angefertigt und deckte so zunächst 25 Jahre lang das leere Grab, bis dann 1676 nach Sophias Tod der Sarg darunter aufgestellt wurde1. Sandsteinplatte mit Messingauflagen: oben eine querovale Kartusche mit erhaben gegossenem und glatt ausbereitetem Sterbevermerk (A), gerahmt oben von einem liegenden und sich auf einen Totenschädel stützenden Putto, seitlich von zwei Engelshermen und unten von einem Engelskopf zwischen Bändern und Fruchtbündeln. Unten auf der Platte eine weitere, flachovale Kartusche mit Roll- und Knorpelwerkrahmen, der oben und unten jeweils mit einem Engelskopf belegt ist; in der Kartusche eine erhaben gegossene Versinschrift (B). Das zentrale große Vollwappen und die zu beiden Seiten davon angeordneten vier Ahnenwappen fehlen seit 17562, von letzteren sind noch Spuren in Form von paarweise eingetieften quadratischen Dübellöchern und entlang der Wappenumrisse eingehauenen Vertiefungen sichtbar, während das große Wappen offensichtlich nicht angedübelt war. Stark verschmutzt.

Maße: H. (ohne Fundament) 95, L. 227, B. 110, Bu. 2,8–3,0 (A), 2,6 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    Hierin Ruhet in Gott Seelig / Sophia Pfaltzgrauin beÿ Rhein Hertzogin / Jn Baÿern , Grauin Zue Veldenz Sponheim , / Gräfin Von Hohenloe vnd Gleichen , Fraw / Zue Langenburg , vnd Cranichfeldt Wittibin , / Geboren Zue Onoltzbach , den · 19 · Martij , / Anno 1593 · Verschied in Gotta) , / ⟨Allhier⟩ Den ⟨6 Noue(m)b(ris)⟩ Anno · 16⟨76b)

  2. B

    Gott seÿ Gelobet vnd Geehrt /Der meiner Bitt Mich hat Gewehrt /Vnd Meine Seel vom Jammerthal , /Geführt inns Himmels Frewden Saal .

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Datum: 29. März 1593 n. St., 16. November 1676 n. St.

Wappen:
[Pfalz-Veldenz]3;
[fehlt][fehlt]
[fehlt][fehlt]4.

Kommentar

Die Grabplatte wurde eindeutig gleichzeitig mit der des Grafen Kraft VII., also wohl bald nach dessen Tod 1641 angefertigt. Für die Rahmen beider Inschriftenkartuschen wurden dieselben, lediglich leicht abgewandelten Gußmodelle verwendet wie bei Krafts Grabmal. Auch die Schriftformen der kunstvoll verzierten Fraktur mit ihren spektakulären Versalien sind weitgehend identisch und weisen auf gleichzeitige Entstehung hin. Dagegen heben sich die nachgetragenen Sterbedaten durch ihre in die stehengelassenen Bossen unbeholfen und grob eingehauenen Formen deutlich ab.

Sophia war eine Tochter des Pfalzgrafen Karl I. von Zweibrücken-Birkenfeld († 1600)5 und der Dorothea Herzogin von Braunschweig-Lüneburg6. Sie heiratete 1615 Graf Kraft VII. von Hohenlohe, mit dem sie vierzehn Kinder hatte. Nach Krafts Tod residierte sie weiterhin in Neuenstein und führte zunächst bis 1652 die Regentschaft. Als sie diese niederlegen und in ihr Wittum eintreten wollte, kam es zu einem langwierigen Streit mit ihren Söhnen, der erst 1660 durch Vermittlung einer vom Kaiser abgeordeten Kommission beigelegt werden konnte7.

Textkritischer Apparat

  1. Die beiden sind t weit voneinander abgerückt, um die Zeile zu füllen, sind aber durch einen durchgehenden langen Balken miteinander verbunden.
  2. Nach der Zahl eine plumpe Zierranke als Zeilenfüller.

Anmerkungen

  1. Die heute kaum noch erkennbaren Sarginschriften sind überliefert in HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 101 (wie unten).
  2. Vgl. nr. 857 Anm. 2. HZAN Oe 10 101/1/9: „… das Wappen so von Meßing gewesen, ausgehoben, auch die um das Wappen gewesene Zierrathen abgebrochen…“.
  3. Vermutlich das von Pfalz und Bayern quadrierte und mit dem Veldenzer Mittelschild belegte Wappen, vielleicht aber auch das Eheallianzwappen Hohenlohe/Pfalz-Veldenz.
  4. Bei regelmäßiger Vierahnenprobe müßte es sich oben um die Wappen Pfalz-Veldenz und Braunschweig, unten um die Wappen Hessen und Dänemark gehandelt haben.
  5. Bestattet in der Schloßkirche in Meisenheim (Lkr. Bad Kreuznach); vgl. DI 34 (Bad Kreuznach) nrr. 430, 438.
  6. Vgl. Eur. Stammtaf. NF I.1, Taf. 96, 102.
  7. Vgl. Fischer II/1, 254f.

Nachweise

  1. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 101: Gruft Stadtkirche Neuenstein, Verzeichniß der Hochgräflichen Leichname welche sich in der Neuensteiner Gruft befinden (1. H. 19. Jh.?).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 859 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0085907.