Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 858 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1641

Beschreibung

Grabplatte der Barbara Diepold. Im Westflügel des Kreuzgangs an der äußeren Wand aufgerichtet, siebter Stein von Norden. Sandstein. Schmale, unprofilierte Rahmenleiste; im Feld oben eine querrechteckige Kartusche mit Chronostichon (A) und weiterer Versinschrift (B); darunter zwei aneinandergeschobene Vollwappen; in der unteren Hälfte große, von einem Engelsköpfchen bekrönte Schrifttafel mit Sterbevermerk (C). Die Platte ist in der Mitte quer durchgebrochen, die Oberfläche in der unteren Hälfte fast vollständig abgewittert.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 217, B. 100, Bu. 3,0 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel und Kapitalis (A), Fraktur (B), Fraktur und Kapitalis (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/2]

  1. A

    HeIC ConIVXa) IaCeo DIepoLDI Barbara CoeLIIn patrIa est psyChe sIs pIVs atqVe VenI

  2. B

    Zum Sichern Porth , Jch kommen binSünd , Todt , Helle , Teuffel fahret hinMitt Christo hab Jch fried vnnd freÿdVnndt Leb ewig in Seeligkeittb)

  3. C

    [ANNO 16 4]1c) den 20 N[ọụembris istd) . . / – – – S]eeli[glichd) – – – / – – –]e)

Übersetzung:

Hier liege ich, Barbara, Diepolds Ehefrau. Die Seele ist in der Heimat des Himmels. Sei gnädig1 und komm!

Versmaß: Elegisches Distichon (Chronostichon) (A), deutsche Reimverse (B).

Datum: 30. November 1641 n. St.

Wappen:
Diepold2, unbekannt3.

Kommentar

Auffälligste Merkmale der Humanistischen Minuskel sind einstöckiges a mit stark nach links durchgebogenem Schaft und rundes s mit gebrochenem Mittelteil. Die Kapitalisbuchstaben haben fast die doppelte Höhe der Minuskeln, wodurch sich die Zahlzeichen des Chronogramms deutlich abheben. I-Punkte sind – offenbar aus Platzmangel über der Zeile – nur unregelmäßig gesetzt. Die Versalien der Fraktur sind schlicht und nur gelegentlich mit Kontraschleifen verziert. Die Bögen von d und o sind nur in der rechten Hälfte ausgerundet. Die Formen der Fraktur zeigen ebenso Verwandtschaft mit den Werken des Forchtenberger Bildhauers Achilles Kern wie die Gestaltung der Helmdecken. Die Platte könnte demnach in der Kern-Werkstatt gefertigt worden sein.

Die Verstorbene war die Ehefrau des Daniel Diepold († 1647), dessen Grabplatte sich ebenfalls im Kreuzgang der Öhringer Stiftskirche erhalten hat (nr. 879). Das Chronostichon (A) ergibt das Todesjahr 1641. Barbara Diepold wurde am 22. November bestattet4.

Textkritischer Apparat

  1. An das untere Ende des rechtsschrägen Schafts des X ist (nachträglich?) nach oben hin eine kurze, den Mittellängenbereich nicht ganz einnehmende Haste angefügt, so daß das Gebilde vielleicht als Nexus litterarum aus spiegelverkehrtem N und X zu lesen ist.
  2. Danach eine liegende Ranke als Zeilenfüller.
  3. Auf einem um 1970 entstandenen Foto (Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften) sind noch der letzte Buchstabe von ANNO und die vollständige Jahreszahl erkennbar.
  4. Ergänzung nach Foto (wie Anm. c).
  5. Die Zahl der zerstörten Zeilen ist nicht mehr eindeutig zu ermitteln.

Anmerkungen

  1. Gemeint ist Christus.
  2. Gespalten, vorn drei schräggelegte Kleeblätter pfahlweise, hinten ein Löwe; Helmzier: geteilter Flug.
  3. Auf Dreiberg zwei Glockenblumen (?) mit sich überkreuzenden Stengeln und je einem Blatt; Helmzier: Schildbild über Helmwulst.
  4. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1324), Totenregister zu 1641 XI 22.

Nachweise

  1. Esenwein, Grabsteine, Nr. A10 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 858 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0085803.