Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 852 Sindeldorf (Gde. Schöntal), kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 1639

Beschreibung

Reste eines Epitaphs für den Pfarrer Konrad Fuchs. Ursprünglich wohl im Chor; beim Neubau der Kirche 1820 außen an die Südwand des Chors versetzt1; anläßlich der Außenrenovierung der Kirche 2002 restauriert und wieder an der vorherigen Stelle angebracht. Der Mittelteil, der vermutlich ein Bildrelief mit architektonischer Rahmung enthielt, fehlt; erhalten sind die Bekrönung und der Unterhang, die jetzt unmittelbar aufeinandergesetzt sind. Roter Sandstein. Als Bekrönung ein von Ohrmuschelwerk gerahmtes ovales Medaillon mit dem erhaben ausgehauenen Jesus-Monogramm (A), darüber ein Engelskopf. Im Unterhang eine querovale, unten rund ausgezogene Kartusche mit eingehauener Versinschrift (B), als Rahmung Ohrmuschelwerk und zwei Engelsköpfe. Mit Steinfarbe bemalt, Schrift neuerdings mit grauer Farbe – nicht immer korrekt – nachgemalt; Witterungsschäden; Beschädigung der Schrift durch Abrieb (?) in der 5. Zeile von (B).

Maße: H. (Aufsatz) 60, B. 69, H. (Unterhang) 64,5, B. 85,5, Bu. 12,0–12,5 (A), 1,6–3,0 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Humanistische Minuskel (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    IHSa)

  2. B

    Quisquis ad hos cineres / vis nosse quis hicce viator /Defunctus iaceat pereipeb) qualis erat /Ille ego Conradus dictus cognomine vulpesc) /Qui cunctis notus Rellione fuitd) /Quinto iam denis minus uno Presbyter annis /Vixi bis demptis mensibus inbee) tribus . /Tandem cum quatuor uno denaq(ue) vitae /Lustra percgissemf), stamina Parca secat /SVstVLIt hVnC IVnI terna et VICesIMa / terrIsg) / AngeLICIs INIbI feCIth) Inesse / ChorIs

Übersetzung:

Wer du auch immer bei dieser Asche wissen willst, Wanderer, wer hier an dieser Stelle begraben liegt, vernimm, was für ein Mensch er war. Ich war jener: Konrad genannt, mit Zunamen Fuchs, der allen durch seine Frömmigkeit bekannt war. Ich lebte schon fünfmal zehn weniger eins Jahre, und davon abgezogen zweimal drei Monate, als Priester. Als ich schließlich vierzehn Lebenslustren (70 Jahre) verbracht hatte, schnitt die Parze die Lebensfäden durch, nahm ihn der 23. Juni von der Erde hinweg und ließ ihn in den Engelschören wohnen.

Versmaß: Elegische Distichen, das letzte Verspaar als Chronostichon.

Kommentar

Als Schrift ist eine steife, gedrängte Humanistische Minuskel mit geringen Zeilenabständen und, dadurch bedingt, mit kaum ausgeprägten Ober- und Unterlängen gewählt. Auch die Kapitalisversalien überragen das Mittelband kaum. Während die Schriftformen weitgehend ausgerundet sind, weisen i, m und n – noch ganz in der Tradition der Gotischen Minuskel – an den Schaftenden Quadrangel auf. Worttrennung ist nur unvollkommen eingehalten. Neben langem s kommt im Wortinnern gelegentlich auch rundes s vor.

Der Text des Grabgedichts wirkt manieriert, vor allem durch die umständlichen und nicht immer gelungenen Zahlenspielereien zur Angabe der Lebens- und Amtsdauer des Verstorbenen sowie durch die Vorgabe, die beiden letzten Verse als Chronogramm zu gestalten. Bemerkenswert ist der Wechsel der Erzählerperspektive in den letzten beiden Versen: mit dem Eingreifen der Parze und damit dem Eintritt des Todes hört der Pfarrer auf, selbst zum Leser zu sprechen. Konrad Fuchs war von 1604 bis 1639 Pfarrer in Sindeldorf2. Sein Nachfolger Michael Lindin trat das Amt 1640 an3. Das Jahr 1639, das sich aus dem Chronostichon ergibt, ist demnach das Todesjahr Fuchs’. Als Verfasser der Inschrift kommt wohl am ehesten der Amtsnachfolger in Frage.

Textkritischer Apparat

  1. Nomen sacrum: gräzisierende Abkürzung für IESUS. Der Balken des H auf der Unterseite nach oben ausgebuchtet und mit einem Hochkreuz besetzt; unter dem Monogramm drei fächerweise gestellte Nägel.
  2. So statt percipe.
  3. es aus Platzmangel verkleinert unter die Grundlinie gesetzt.
  4. So statt Religione fuit; one fuit abgerieben und nicht farbig nachgezogen; vermutlich Korrektur, um den Steinmetzfehler zu tilgen; religione fuit OAB Künzelsau; 1000 Jahre Sindeldorf.
  5. So statt inde.
  6. So statt peregissem.
  7. terrIs aus Platzmangel in einer Zwischenzeile in kleinerem Schriftgrad eingetragen.
  8. inivisse et OAB Künzelsau; 1000 Jahre Sindeldorf.

Anmerkungen

  1. Vgl. 1000 Jahre Sindeldorf 84.
  2. Ebd. 64f.; Pfarrerliste in OAB Künzelsau 831. Das angebliche Todesjahr 1633 (OAB Künzelsau 829 und – wohl danach – Kdm. Künzelsau 392) ist zu korrigieren. Fuchs war der erste Sindeldorfer Pfarrer, der ein Tauf-, Ehe- und Sterberegister anlegte; vgl. Bauer, Aus der Früh- u. Pfarrgeschichte 15.
  3. OAB Künzelsau 831.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 829.
  2. Bauer, Aus der Früh- u. Pfarrgeschichte 15.
  3. Kdm. Künzelsau 392 (nur erwähnt).
  4. Rauser, Schöntaler Heimatbuch 576f. (m. Abb.).
  5. 1000 Jahre Sindeldorf 65f. (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 852 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0085201.