Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 850 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1638, 1659

Beschreibung

Epitaph für Michael Bauer und seine Frau Margaretha geb. Geyer. Innen im Chor, im Winkel zwischen Ost- und Südostwand. Hohe und schmale hölzerne Ädikula, geschnitzt und bemalt. Im Giebel der Bekrönung ein geschnitzter Engelskopf, darunter auf dem Fries Inschrift (A) und auf einer von zwei sitzenden Engelsfiguren flankierten, querrechteckigen Tafel Bibelspruch (B). Im Gebälk weiterer Bibelspruch (C); in der Hauptzone großes Ölgemälde mit der zugehörigen Szene aus der Apokalypse, eingerahmt von vorgesetzten Rundsäulen auf hohen, mit Frauenmasken belegten Postamenten. Darstellung des Erzengels Michael mit Kreuzstab im Kampf mit dem gekrönten siebenköpfigen und zehnfachgehörnten Drachen, links davon, auf einer schwebenden Mondsichel und von Sonnenstrahlen umgeben, die mit Sternenkrone gekrönte und geflügelte schwangere Frau, von der aus der neugeborene Sohn zu Gott aufsteigt, der im Himmel thront. Zweiteiliger Unterhang: oben ein querrechteckiges Gemälde mit Darstellung der zu beiden Seiten des Kruzifixus vor einer bergigen Landschaft in Anbetung knienden Familie des Verstorbenen: links der Vater mit einem erwachsenen Sohn, drei Knaben und einem Wickelkind, rechts die Mutter mit zwei erwachsenen und durch ihre Tracht als verheiratet gekennzeichneten Töchtern sowie mit drei kleinen Mädchen und einem Wickelkind. Der Vater, die kleinen Kinder und die Säuglinge sind durch vor ihnen liegende Totenschädel als verstorben gekennzeichnet, der erwachsene Sohn, die Mutter und eine der erwachsenen Töchter wurden nachträglich mit roten Sterbekreuzchen markiert. Oben am Kreuz Titulus (D). Unter dem Gemälde Kartusche mit Sterbevermerken (E), darunter ein geschnitzter Engelskopf. Rahmenarchitektur und Schriftfelder schwarz gefaßt, alle Inschriften außer (D) mit goldener Farbe aufgemalt. Schrift stellenweise verblaßt.

Siehe Lageplan.

Maße: H. ca. 270, B. ca. 140, Bu. ca. 3,5 (A), ca. 2,5 (B, C), 0,3 (D), 2,2 cm (E).

Schriftart(en): Fraktur (A, B, E), Fraktur und Kapitalis (C), schrägliegende Kapitalis (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. A

    Leicht Texta)

  2. B

    Psalmb) 73 merc) 25 . v(nd) 28d) . / Wen ich nur Dich habe , so frage ich / nichts nach Himmel vnd Erden / Wenn mir gleich Leib vnd Seel ver=/schmacht , So bistu doch Gott alle zeit / meines Hertzen trost , vnd mein Theil1) .

  3. C

    Vnd ich höret eine grosse Stimme , die sprach im Him(m)el , Nun ist dasz Heil vnd die / Krafft , vnd dasz Reich , vnd die Macht vnsers Gottes , seines Christus wurden , weil der ver=/worffen ist , der sie verklaget tag vnd Nacht für Gott2)a) APOC · 12 · vers 10a)

  4. D

    INRI

  5. E

    Anno 1638 . den 12 · Nouembrrise) Nachts zwischen / 12 vnd 1 vhr Starb der Ehrnveste vnd Weise Herr Michael / Bauer desz Rahts in Öhringen Seines Alters 47 Jahr 5 Monetf) / Anno 16〈59〉 den 〈nouember :〉 Starb die Ehrn Vnd Tugent=/same Fraw Margretha Geÿerin ihres Alters 〈: 70〉 / Jahr 〈: 7〉 Monet . Deren Seelen Gott gnad / Ameng)a)

Datum: 22. November 1638 n. St.

Kommentar

Die Fraktur ist ausgesprochen schmal proportioniert und hat lange Ober- und Unterlängen. Die Wahl des ungewöhnlichen Bildthemas des Epitaphs mit Darstellung des Erzengels Michael dürfte vom Vornamen des Verstorbenen bestimmt worden sein. Die Sterbedaten der erst 21 Jahre später verstorbenen Ehefrau wurden nur unvollständig und in sehr ungelenker Schrift nachgetragen.

Textkritischer Apparat

  1. Danach eine Zierranke auf der Grundlinie.
  2. Bibelstellenangabe als Überschrift zentriert.
  3. So statt vers? Vermutlich Restaurierungsfehler.
  4. So statt 26.
  5. Sic!
  6. Die beiden letzten Buchstaben aus Platzmangel kleiner.
  7. Letzte Zeile zentriert.

Anmerkungen

  1. Ps 73,25–26.
  2. Off 12,10.

Nachweise

  1. Birkenstock 80–82 Nr. 73.
  2. Kleinehagenbrock, Grafschaft Hohenlohe 305 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 850 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0085007.