Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 73: Hohenlohekreis (2008)
Nr. 842 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1636
Beschreibung
Grabplatte des Abts Johann Leonhard Meinhart. Innen an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs, siebter Stein von Westen; ursprünglich im Boden des gotischen Vorgängerbaus, im südöstlichen Bereich des Langhauses als fünfte Grabplatte von der Marienkapelle aus1. Vor 1717 (Weihe der barocken Kirche) Aufstellung am jetzigen Standort auf einem Sockel, der mit einer von Abt Knittel verfaßten Versinschrift versehen wurde2. Sandstein. Sterbevermerk umlaufend eingehauen, in der Kopfleiste dem Verlauf eines flachen Segmentbogens folgend; die Fußzeile ist – von einem einzigen Wort rechts unten abgesehen – bei der Beschriftung ausgespart. Im eingetieften Feld vor einem Blendbogen die stehende Gestalt des Abts in Relief. Er trägt Mönchshabit und ein hohes Birett und hält in der Rechten den Abtsstab mit Sudarium, in der Linken ein Buch. Zu Füßen die auf einem Buch stehende Mitra und ein Wappen; in den Bogenzwickeln zwei geflügelte Putti, der rechte mit Kelch und Kreuz, der linke weitgehend durch die Krümme des Abtsstabs verdeckt. Quer verlaufender, geflickter Bruch; ausgebrochene Ränder (größere Fehlstelle links unten) ebenfalls ergänzt. Schrift mit grauer Farbe nachgezogen.
Siehe Lageplan.
Maße: L. 182,5, B. 89, Bu. 6,0–6,2 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
ANNO //a) 1636 . / 17 . OCT(OBRIS)b) OBIIT IN CH(RIST)O ADM(ODVM) · REVEREND(VS) PATER AC DOMINVS / D(OMI)N(VS)c) / IOAN(N)ES LEONARDVS ABBAS HVI(VS) M(ONASTE)RII SCHONTHALd) · C(VIVS) · A(NIMA) · V(IVAT) · D(EO) ·
Übersetzung:
Im Jahr 1636 am 17. Oktober starb in Christo der wohlehrwürdige Vater und Herr Herr Johann Leonhard, Abt dieses Klosters Schöntal. Seine Seele lebe in Gott.
Meinhart3. |
Textkritischer Apparat
- Unterbrechung der Inschrift durch die in die Schriftleiste ragende Kopfbedeckung des Abts.
- Kürzung durch Doppelpunkt.
- Der Rest der Fußleiste unbeschriftet.
- Rand oberhalb des O zerstört, vielleicht war hier ein Umlautzeichen für Ö gesetzt. Der Balken des T ragt über den linken Schaft des H hinaus.
Anmerkungen
- Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 24r. In unmittelbarer Nähe des (1644 errichteten) Passionsaltars: „ad latus Altaris Agoniae Domini“. Als weitere Standortbezeichnung wird die Nähe zum „altare Fundatoris“ angegeben: Ebd. fol. 110v; StAL B 503 II Bü 16, fol. 16v.
- PLENO VIRTUTUM / CURAM EST COMMITTERE TUTUM / ABBATIALEM / LEONARDO CEDITE TALEM .
- Oberhalber, rechtsschauender Knabe, in beiden Händen je einen Pfeil haltend.
- Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 51r. Bartholomäus Kremer vermerkt ausdrücklich die Herkunft aus „Heuchelheim oder Heuchlingen im Deutschordensgebiet“ (vgl. Hummel, Kloster Schöntal 73), wodurch die anderen Ortschaften desselben Namens im Ostalbkreis, im Lkr. Schwäbisch Hall (Schrozberg) und im Lkr. Heidenheim (Gerstetten) ausscheiden. Heuchlingen war deutschordischer Amtssitz; vgl. LdBW IV, 47.
- Hummel, Kloster Schöntal 73 (nach Bartholomäus Kremer).
- Ebd.
- Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 83r.
- Ebd. fol. 71r, 75r.
- Vgl. OAB Künzelsau 801.
- Hummel, Kloster Schöntal 73 (nach Bartholomäus Kremer).
Nachweise
- Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 72.
- Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 24r/v.
- OAB Künzelsau 781.
- Kdm. Künzelsau 341 (nur erwähnt).
Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 842 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0084205.
Kommentar
Die ohnehin schmal proportionierte Kapitalis (etwa 2:1) wird gegen Ende der Inschrift aus Platzmangel noch stärker zusammengedrängt. Die Ausrichtung der Schäfte ist recht uneinheitlich, und auch die Ausrundung der Bögen ist ungleichmäßig. Als us-Kürzel wird entweder ein winziger, mit dem linken Bogenabschnitt auf der Grundlinie aufsitzender 9-förmiger Haken verwendet oder ein großer, die ganze Zeilenhöhe einnehmender Haken, der unten einen Gegenschwung nach rechts aufweist.
Johann Leonhard Meinhart stammt aus Heuchlingen (Duttenberg, Stadt Bad Friedrichshall, Lkr. Heilbronn)4, wo sein Vater Deutschordenspräfekt war. Er studierte kurze Zeit in Mainz und Ingolstadt, trat dann aber in Schöntal in den Zisterzienserorden ein5. Als Profeß wurde er erneut zum Studium – diesmal nach Würzburg – geschickt, wo er den Magistergrad erlangte6. Zeitweilig amtierte er als Subprior, dann war er von 1620 bis 1630 als erster Schöntaler Mönch zugleich Offizial und Pfarrer in Gommersdorf7. 1621 wurde er außerdem Bursar in Schöntal, 1630 Propst in Mergentheim8. Zum Abt von Schöntal wurde er am 5. Februar 1635 gewählt, nachdem sein im Vorjahr im Wettinger Exil gewählter Vorgänger Christoph Haan von den in Schöntal gebliebenen Mönchen nicht anerkannt worden war und deshalb im Oktober 1634 hatte abdanken müssen9. Meinhart blieb ohne Abtsweihe und hatte nicht das Recht, die Mitra zu gebrauchen10. Dies erklärt, warum er auf dem Grabmal nur mit Birett dargestellt ist.