Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 829 Neuenstein, Schloß, Hohenlohe-Museum 1. D. 17. Jh.

Beschreibung

Epitaphfragment unbekannter Herkunft; vermutlich aus der Neuensteiner Stadtkirche. Derzeit provisorisch im Nordwesterker des Kaisersaals aufgestellt. Roter Sandstein. Erhalten ist nur ein Teil der Bekrönung und des Frieses darunter. Da die Ränder des Aufsatzes weggebrochen sind, läßt sich sein Umriß nicht rekonstruieren. Das Feld wird fast vollständig von einer querrechteckigen Tafel mit Bibelspruch (A) eingenommen, die an der erhaltenen rechten Seite von einer im Profil dargestellten Blattmaske flankiert wird. Von dem schmalen Gebälk darunter sind die rechten zwei Drittel erhalten; auf dem Fries ein weiterer Bibelspruch (C), darüber auf der oberen wulstartigen Rahmenleiste die dazugehörige Bibelstellenangabe (B). Die spärlichen Reste der Hauptzone darunter lassen ein kreisrund eingetieftes Feld mit Wappendarstellung erkennen, von der jedoch nur die bekrönende Laubkrone erhalten ist; rechts oben Reste eines eingetieften Bogenzwickelfelds. Unregelmäßige Bruchkanten; bestoßen.

Maße: H. (Rest) 42, B. 50, Bu. 3,2 (A), 2,0 (B), 2,5 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Kraft Fürst zu Hohenlohe, Neuenstein [1/2]

  1. A

    Psaa) · CXXVIIb) / [Wo d]erc) Herr nit das hausz / [bawe]t · so arbeiten vmb / [son]std) die daran bawen1)

  2. B

    [Es]ạịạee) am · XXXV[III Cap]f) ·

  3. C

    [Bestelle de]ing) Hausz denn du wirst sterben2) · et(cetera) ·

Wappen:
zerstört.

Kommentar

Die Fraktur der Inschrift (A) ist sehr sorgfältig ausgeführt. Auffällige allgemeine Schriftmerkmale sind die meist rund nach rechts umgebogenen Oberlängen sowie die senkrecht geschnittenen oberen Enden der linken mittellangen Schäfte. An Einzelformen sind hervorzuheben: fast kreisrundes o, die in den Oberlängenbereich ragende Fahne des Schaft-r, der waagerecht gebrochene Mittelteil des Schluß-s sowie die tief gespaltene Oberlänge des langen s, dessen Fahne in ein Quadrangel oder in einen breiten Keil mündet. Der Anschwung des v ragt am Wortanfang in den Oberlängenbereich und ist kreisrund nach links gebogen. Die charakteristischen Schriftmerkmale reichen aus, um das Epitaph einer Gruppe von zwischen 1623 und 1631 geschaffenen Inschriftenträgern in Öhringen, Neuenstein und Waldenburg anzuschließen, die allesamt von derselben Hand gefertigt worden sein dürften3. Das Grabmal ist somit grob in das erste Drittel des 17. Jahrhunderts, näherhin wahrscheinlich in die zwanziger oder frühen dreißiger Jahre zu datieren. Die Inschriften (B) und (C) unterscheiden sich in ihren Schriftformen deutlich von Inschrift (A). Die unregelmäßigere Meißelführung ist nicht nur durch die schlechter zugänglichen Beschriftungsflächen zu erklären. Vielmehr dürfte hier eine andere Hand am Werk gewesen sein, und zwar offenbar dieselbe, die die Neunstettener Grabplattenserie von 1631 (nrr. 812, 813, 814, 815, 816) geschaffen hat. Für wen das Epitaph bestimmt war, läßt sich nicht mehr erschließen.

Textkritischer Apparat

  1. Bibelstellenangabe als Überschrift zentriert.
  2. Letztes Zahlzeichen fast völlig zerstört.
  3. Ergänzung – wie auch im Folgenden – nach dem Text der Luther-Bibel.
  4. Von dem zweiten s nur die Unterlänge erhalten.
  5. Oberes Drittel der Buchstaben zerstört.
  6. Ergänzung sinngemäß.
  7. Ergänzung nach dem Text der Luther-Bibel.

Anmerkungen

  1. Ps 127,1.
  2. Jes 38,1.
  3. Vgl. nrr. 727, 738, 751, 783, 787, 792, 810, 830 und Einl. 78. Vgl. ferner die Grabplatte eines 1620 ungetauft verstorbenen Grafen von Hohenlohe in der ev. Pfarrkirche in Langenburg (Lkr. Schwäbisch Hall); Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 829 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0082909.