Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 818 Neuenstein, ev. Stadtkirche 1632

Beschreibung

Grabplatte des Wolf Heinrich von der Margarethen. Ursprünglich im Fußboden der Kirche, jetzt außen an der Nordwand des Langhauses in der Säulenvorhalle, dem sog. Pavillon, links vom Nordportal. Sandstein. Im oberen und im unteren Drittel der Platte jeweils eine von Roll- und Knorpelwerk gerahmte Kartusche, darin oben der Sterbevermerk (A), unten Bibelspruch (B); über der oberen und unter der unteren Schrifttafel jeweils ein Engelskopf, daneben in den Ecken vier Ahnenwappen; in der Mitte der Platte zwei Vollwappen nebeneinander. Das Mittelband der Schriftzeilen ist vorgeritzt. Ränder ausgebrochen und stellenweise ergänzt; quer verlaufender, mit Zementmörtel geflickter Riß in der Mitte der Platte.

Maße: L. 188, B. 85, Bu. 3,6 cm.

Schriftart(en): Fraktur und Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    AN(N)O 1632 / Den · 11 · MARTII ist in Christo Seelig ver[=]/schieden der Wohl Edel Gestren[g] Wolff / Heinrich von der Margreten G(räflicher)a) Hohe(nlohischer)b) / Leüttena(m)pt Rath vnd Stallmeister alhie / Dessen Seele nunmehr in Gott / Ruhet .

  2. B

    Jch hab einen gueten Kampff gekempffet / Jch hab den Lauff vollendet Jch hab glau=/ben gehalten hinfurt ist mir beÿgelegt die Kro(n) / der Gerechtigkeit welche mir der Herr an ie=/nemc) tage , der Gerechte Richter gebe(n) wirt1) / 2 · TIMO : 4

Datum: 21. März 1632 n. St.

Wappen:
von der Margarethen2, Schenk von Schmidburg3;
von der Margarethenunbekannt4
Meusebach5unbekannt6.

Kommentar

Die schmal proportionierte Fraktur ist mit flüssigem Duktus, wenn auch nicht sonderlich regelmäßig ausgeführt. Der i-Punkt ist häufig etwas nach rechts versetzt. Die weit in den Ober- und Unterlängenbereich ausgreifenden, reich verzierten Versalien zeugen ebenso wie einige interlineare Zierschleifen, die zum Teil an Oberlängen angeschlossen sind, von einer Vertrautheit des Steinmetzen mit den kalligraphischen Gestaltungselementen der Fraktur. Die Grabplatte wurde in der Werkstatt des Michael Kern III in Forchtenberg gefertigt, die Inschriften stammen vermutlich von der Hand des Meisters selbst7.

Wolf Heinrich von der Margarethen entstammt einem thüringischen Niederadelsgeschlecht, das ab dem frühen 15. Jahrhundert dem Erfurter Patriziat angehörte und das 1662 im Mannesstamm erloschen ist8. In einem um 1607 angelegten Bestallungsbuch ist er als Edeljunge aufgeführt9, in dem Bestallungsbuch von 1616 dann bereits als Stallmeister10. Verheiratet war er mit Anna Margaretha Schenkin von Schmidburg, die ebenfalls in der Neuensteiner Stadtkirche bestattet wurde. Ihre Grabplatte ist ebenso erhalten wie das gemeinsame Epitaph der Eheleute (nrr. 883, 884).

Textkritischer Apparat

  1. Suspensionskürzung durch eine weit unter die Grundlinie geführte Schleife und anschließenden Doppelpunkt.
  2. Suspensionskürzung durch eine weit unter die Grundlinie geführte Schleife.
  3. Anstelle des i zunächst ein langes s vorgeritzt.

Anmerkungen

  1. 2 Ti 4,7–8.
  2. Quadriert, 1/4. linksgewendeter hersehender Löwe, 2/3. Löwe; Helmzier rechts: über Helmkrone ein wachsender hersehender Löwe, in beiden Pranken je eine Fahnenlanze haltend; Helmzier links: auf einem Turnierhut zwei Büffelhörner, außen besteckt mit je drei gestielten Rosen; vgl. Siebmacher Si5, 299.
  3. Rautenförmige Gürtelschnalle; Helmzier: hoher Turnierhut, besetzt mit einem Baum.
  4. Gekrönter Löwe mit um den Körper geschlungenem Schweif. Vielleicht das Wappen des hessischen Niederadelsgeschlecht der Schetzel von Merxhausen; vgl. Siebmacher Si1, 134. Die Schetzel führten den Löwen in der beschriebenen Form, allerdings in einem gespaltenen Schild in verwechselten Tinkturen. Eine Spaltungslinie ist auf der Neuensteiner Grabplatte nicht zu erkennen.
  5. Geteilt, oben zwei Kränze nebeneinander, unten ein Mohrenkopf; vgl. Siebmacher Si1, 144.
  6. Fälschlich linksgewendet. Steigendes Einhorn.
  7. Vgl. Schneider, Michael Kern 114f., die in der Arbeit einen wesentlichen Einfluß des Achilles Kern erkennen zu können glaubt.
  8. Vgl. die knappen Angaben in Kneschke 6, 134.
  9. HZAN Oe 10 117/4/4.
  10. HZAN Oe 10 117/4/5, Bl. 41r.

Nachweise

  1. Maurer, Kirchengeschichte 36 (nur erwähnt).
  2. Hesler/Taddey, Stadtkirche 9 (nur erwähnt).
  3. Schneider, Michael Kern 114f. (Abb.), 255 Anm. 632.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 818 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0081809.