Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 805 Niedernhall, Friedhof 1630

Beschreibung

Epitaph des Peter Pfeffer. An der Innenseite der westlichen Friedhofsmauer, im Eingangsbereich gegenüber der Leichenhalle unter einem Schutzdach, achter Stein von links. Hochrechteckige Platte aus grauem Sandstein. In der oberen Hälfte zwei aneinandergeschobene Vollwappen in hohem Relief, darüber eine von zwei geflügelten Putti gehaltene Kartusche mit Bibelsprüchen (A); die untere Hälfte wird von einer großen, mit Knorpel- und Ohrmuschelwerk gerahmten und von zwei Engelsköpfchen bekrönten Schrifttafel mit dem Sterbevermerk (B) eingenommen. Leichte Witterungs- und Stoßschäden. 1988 wurden alle Schriftzeichen mit grauer Farbe nachgezogen1.

Maße: H. 182, B. 92,5, Bu. 2,2 (A, Hum. Minuskel), 3,2–3,7 (A, Fraktur), 4,0 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur und Humanistische Minuskel (A), Fraktur und Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    ioba) . 19 / Jch weisz dasz mein Erlöser lebet2) · / Christus ist mein Leben · / Sterben ist mein gewin3) · / Philipb) · 1 ·

  2. B

    ANNOc) 1630 den 23 · (NOVEM)BRIS ist / Christwohlseelig entschlaffen der Ehrn=/hafft vnd Achtbar Petter Pfeffer Kupffer=/schmidt daszd) Gerichts Statt vnd Feldtschieder / vnd Burgermeister allhie zu Nidernhall , / auch eines Löblichen Kupfferschmidt Handt=/wercks Hohenloischen bezircks Shultheis , / seines allters , 63 Jahr , dem Gott der / Allmechtig ein Fröliche Vrstendt Verleihe · / Amene)

Datum: 3. Dezember 1630 n. St.

Wappen:
Pfeffer4, Glock5.

Kommentar

Die mit schmaler Kerbe eingehauene, sehr schmal proportionierte Fraktur mit aufwendig verzierten Versalien, die Auszeichnung von ANNO und Monatsname in Kapitalis sowie die charakteristischen Formen der Ziffern 2, 3 und 6 erlauben eine Zuweisung des Grabmals an die Werkstatt des Michael Kern III in Forchtenberg6. Dazu paßt auch der Stil der figürlichen Darstellung, der Wappen und des Rahmenornaments.

Zu Peter Pfeffer vgl. nr. 604. Seine Mitgliedschaft im Gericht ist ab 1599 in Urkunden nachweisbar7. Der Kesselhenkel im Wappen ist sicherlich ein persönliches Beizeichen und spielt auf das herrschaftliche Amt des Kupferschmiedehandwerksbezirksschultheißen an. Seine Ehefrau war die Ingelfinger Gastwirtstochter Clara Glock (heir. 1580, † 1634)8.

Textkritischer Apparat

  1. Das Wort in Humanistischer Minuskel; jetzt davor ein h aufgemalt. Die gesamte Bibelstellenangabe steht in der Zeile zentriert.
  2. Das Wort in Humanistischer Minuskel. Die gesamte Bibelstellenangabe steht in der Zeile zentriert.
  3. Anfangsbuchstabe vergrößert.
  4. So statt desz.
  5. Danach eine Zierranke.

Anmerkungen

  1. Fotos, die den früheren Zustand festhalten, in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
  2. Hi 19,25.
  3. Phl 1,21.
  4. Eingebogene Sparrenleiste, begleitet oben von zwei sechsstrahligen Sternen, unten von einer Pfefferpflanze auf einem Dreiberg, die Pflanze überdeckt von einem Kesselhenkel; Helmzier: mit je einem sechsstrahligen Stern belegter Flug, dazwischen die Pfefferpflanze auf Dreiberg (ohne Henkel).
  5. Drei (1:2) Glocken; Helmzier: Glocke.
  6. So bereits Kdm. Künzelsau 254: „vermutlich Kern-Werkstatt“. Eigenhändigkeit des Meisters wird aber von Schneider, Michael Kern 49, abgelehnt wegen des flachen Reliefs und der Art der figürlichen Darstellung. Sie erwägt eine Zuschreibung an Kerns Schüler Bernhard Müller.
  7. Rauser, Niedernhaller stadteigene Urkunden 55 Nr. 15 (1599), 56 Nr. 16 (1601).
  8. Vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 331 Nr. 1937. Den Hinweis auf die Heiratsverbindung verdanke ich der freundlichen Mitteilung der Herren Richard Messerschmidt und Raimund Kratky, Niedernhall.

Nachweise

  1. Kdm. Künzelsau 253f. (teilw.).
  2. Rauser, Niedernhaller Heimatbuch 120 (nach Kdm.).
  3. Dienel, Werke der Künstler Kern VI, in: Mitt. d. Stadt Forchtenberg 3 (1974) Nr. 25 (teilweise).
  4. Schneider, Michael Kern 49 Abb. 32.
  5. Niedernhaller Grabmale.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 805 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0080502.