Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 804 Waldbach (Gde. Bretzfeld), ev. Pfarrkirche 1630

Beschreibung

Epitaph des Johann Weickh. Innen an der Ostwand des Langhauses, südlich vom Chorbogen. Große hölzerne Ädikula, bemalt. Im Aufsatz unter gesprengtem und mit Obelisken bestücktem Spitzgiebel eine schwarz grundierte Tafel mit in goldener Farbe aufgemaltem Bibelspruch (A); im Gebälk weiterer Bibelspruch (B), ebenfalls in goldener Schrift auf schwarzem Grund. Dreiachsige Hauptzone: in der Mitte Gemälde der Taufe Christi, flankiert von schmalen Rundbogennischen mit vorgesetzten Freisäulen auf hohen Postamenten und von ausgeschweiften Seitenteilen. In dem Gemälde über der Taufszene rechts oben in Wolken Gottvater und die Taube des Hl. Geistes, umgeben von Engeln, von denen einer ein breites, zweizeilig beschriftetes Schriftband mit Bibelspruch (C) hält; Schrift gold auf weißem Grund. In der niedrigen Sockelzone ein querrechteckiges, seitlich halbrund ausgezogenes Bild mit Darstellung des Kruzifixus und der unter dem Kreuz in Anbetung knienden Familie des Verstorbenen vor der Stadtansicht von Jerusalem; oben am Kreuz Titulus (D), links unter dem Kreuz Johann Weick (auf einem Buch kniend) mit einem erwachsenen Sohn, rechts drei Frauen und eine Tochter. Bis auf den Sohn sind alle Personen mit roten Sterbekreuzchen über den Köpfen als verstorben gekennzeichnet. Im Unterhang Sterbevermerk (E), wiederum in goldener Schrift auf schwarzem Grund.

Maße: H. 336, B. 215, Bu. ca. 1,5 (A), 1,6 (B), 1,3 (C), 0,9 (D), 1,3–1,5 cm (E).

Schriftart(en): Fraktur (A, B, C, E), Kapitalis (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/7]

  1. A

    Mattheia) am 3 · Cap : v(ers) 16 . 17 . / Da Jesus getaufft war , steig er bald herausz / Aus dem wasser , vnd sihe , da thet sich derb) / Himel Auff v̈ber ihm , vnd Johannes sahe den / Geist gottes gleich Als eine taube herab fahren / Vnd v̈ber ihn kommen , vnd sihe , eine stime / vom himel herab , sprach : dis ist mein lieber / Sohn , an welchm ich wolgefallen habe1) , / Diec) geschichte von der tauff Christi

  2. B

    Johannisa) am Ersten Cap(itel) vers 29 / Johannes sihet Jesum zu ihm kommen , vnd spricht / Sihe das ist gottes Lamb , welches der welt Sünde tregt2)

  3. C

    Das ist mein lieber Sohn / an dem ich wolgefallen / habd)3) .

  4. D

    INRI

  5. E

    Der Ehrnvest vnd vorgeachte herr , Johann weickh , gewesner Liechtensternischer ampt / Schreiber Zu walpach , ist in Christo Seliglich verschieden , am Sambstag morgensb) / Zwischen 5 vnd 6 vhren , den 17 Aprilis , Anno 1630 folgenden 18 · tag am Sontag / Ehrlich Zur Erdenn bestatt worden , Seines Alters 60 Jahr , weniger 11 ·b) / Wochen , seiner Ampt=Schreiberei 31 Jahr , der getrewe gott wolle , seinen / Verstorbenen leichnam an Jenem tag mit frewden Erweckhenb)

Datum: 27. April 1630 n. St., 28. April 1630 n. St.

Kommentar

Die unruhig wirkende Fraktur scheint stellenweise durch Restaurierungen verändert worden zu sein. Charakteristische Schriftmerkmale sind kräftige Schwellschäfte von f und langem s, welch letzteres gelegentlich auch am Wortende vorkommt, und eine große Bandbreite von Versalien, die von ganz schlichten bis zu deutlich vergrößerten und äußerst reich verzierten Formen reicht. An den ersten sechs Zeilenanfängen von Inschrift (A) kommt es zu einer wenig geglückten Häufung dieser besonders ausgeschmückten Versalien.

Die Wahl des Bildthemas des Epitaphs und damit auch der Bibeltexte erklärt sich daraus, daß Johannes der Täufer der Namenspatron des Verstorbenen ist. Johann Weickh war ein Sohn des Dekans von Möckmühl Konrad Weickh4. Nach Ausweis von Inschrift (E) war er ab 1599 Waldbacher Amtsschreiber des württembergischen Klosteramts Lichtenstern5. Zuvor amtierte er als Stadtschreiber in Löwenstein6. Die vermutlich erste seiner drei Ehefrauen war die aus Tübingen stammende Sabina Sauselin, mit der er sich 1591 vermählte7.

Textkritischer Apparat

  1. Erste Zeile als Überschrift zentriert.
  2. Danach eine vierblättrige Blüte als Zeilenfüller.
  3. Letzte Zeile deutlich vom vorangehenden Text abgesetzt und etwas eingerückt.
  4. Aus Platzmangel in verkleinertem Schriftgrad unter das Ende der zweiten Zeile gesetzt.

Anmerkungen

  1. Mt 3,16–17.
  2. Jh 1,29.
  3. Mt 3,17.
  4. Pfeilsticker § 3430.
  5. Frühester Nachweis in diesem Amt nach Pfeilsticker § 3430 bislang zu 1611.
  6. Ebd., Nachweis zu 1591.
  7. Ebd.

Nachweise

  1. Waldbacher Inschriften, Bl. 5 (nur E).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 804 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0080405.