Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 795 Krautheim, kath. Stadtkirche Mariä Himmelfahrt 1629

Beschreibung

Epitaphaltar mit Sterbevermerken für den kurmainzischen Amtskeller Johann Andreas Mosbach und seine Frau Barbara. Nördlicher Seitenaltar, am Chorbogen; vor der Kirchenerweiterung 1660 vermutlich im alten Chor (jetzt Annenkapelle)1. Hohes ädikulaähnliches Retabel aus Sandstein; Gesimse, Reliefs, Wappen und Inschriftentafeln aus Alabaster. Im gesprengten Giebel ovales Medaillon mit Relief der Hl. Dreifaltigkeit. Dem Gebälk ist eine längliche Kartusche aufgelegt, die vielleicht ursprünglich mit einer aufgemalten Inschrift versehen war, jetzt aber keine Schriftreste mehr zeigt. In der Hauptzone, gerahmt von zwei Halbsäulen, Relief des Pfingstwunders; Seitenteile mit Ohrmuschelwerk, Engelsköpfen und Fruchtbündeln. Der Sockel (Predella) ist in zwei Geschosse gegliedert. In der oberen Zone Darstellung der den Kruzifixus anbetenden Familie der Verstorbenen, zentral Kruzifixus mit Kreuztitulus (A); links außen Johann Andreas Mosbach, vor ihm ein Knabe und fünf erwachsene Söhne, der vordere im Mönchshabit, im Brevier lesend, mit Mitra und Krummstab als Zeichen seiner Abtswürde. Auf der rechten Seite außen die Mutter, vor ihr vier erwachsene und zwei kleine Töchter. Alle Personen halten Rosenkränze in Händen, von denen drei mit erhaben gearbeiteten Jesusmonogrammen (B–D) auf anhängenden Medaillons bezeichnet sind. Allen sind verschlungene Schriftbänder beigegeben, die sicherlich ursprünglich die aufgemalten Namen enthielten, allesamt aber keine Beschriftung mehr aufweisen. In der unteren Sockelzone nebeneinander zwei querovale, mit Ohrmuschelwerk gerahmte Kartuschen mit den Sterbevermerken (E) und (F), dazwischen Eheallianzwappen. Im hohen, von Pilastern und Voluten gerahmten Unterbau eine weitere ovale Kartusche mit Inschrift (G).

Maße: H. 412, B. 194, Bu. 0,8 (A), 0,5 (B–D), 2,2 (E, F), 2,8 cm (G).

Schriftart(en): Kapitalis (A–E), Fraktur (E–G).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/8]

  1. A

    I · N · R · I ·

  2. B

    IHSa)

  3. C

    IHSa)

  4. D

    IHSa)

  5. E

    Anno 1627 / Den 18 IVNIJ ist der Ehrnuest vnd hoch=/geachte Herr Johan Endres Moszbach ChurFürstl(icher)b) / Meintzisherc) alter Keller zu Crauthen in Gott seliglich / entschlaffen seines alters 75 Jahr . dessen Sehle(n) der / Allmächtig Gott gnädig bewahren / wolle Amen ·

  6. F

    Anno 1629 . / Den 3 . Aprilis ist die Ehrntu=/gentsame Fraw Barbara Weÿlandt / Hern Johan Endresen Moszbachs Meintz(ischen)d) / ChurF(ürstlichen)e) gewesenen Alten Kellers alhie / gewesene Eheliche Hauszfrawf) Jhres Altters / 75 . Jahr . deren Seel Gott gnad Amen

  7. G

    Veni Creator / Spiritus2)

Übersetzung:

Komm, Schöpfer, Geist. (G)

Wappen:
Mosbach, unbekannt3.

Kommentar

Der Epitaphaltar ist eine Arbeit der Forchtenberger Bildhauerwerkstatt des Michael Kern III. Die dünnstrichige Fraktur bietet trotz der etwas unregelmäßigen Ausführung ein ausgewogenes Gesamtbild. Die Versalien sind sparsam mit Zierlinien versehen. Es gibt vom Schriftbefund ebensowenig wie vom stilistischen Befund Anlaß, die Entstehung des Altars allzu weit von dem Todesjahr der Barbara Mosbach wegzurücken4.

Hans Andreas Mosbach ist dem Namen und Wappen nach ein unehelicher Sproß des Niederadelsgeschlechts der Mosbach von Lindenfels. Die Vermutung O. Leistikows, daß der Mainzer Dompropst Johann Andreas Mosbach von Lindenfels († 1571) der Vater des Amtskellers gewesen sein könnte, hat vieles für sich5. Das in Inschrift (E) angegebene Sterbedatum stimmt nicht mit dem Eintrag in den Krautheimer Kirchenbüchern überein, demzufolge Hans Andreas erst am 18. Januar 1628 gestorben sein soll6. Von den auf dem Altar dargestellten Kindern lassen sich nachweisen7: Hans Heinrich († 1638), der seinem Vater als Amtskeller in Krautheim um 1610 nachfolgte (vgl. nr. 781); Endres, kurmainzischer Registrator; Johann Walter († 1622), kurmainzischer Hofmeister zu Seligental8; Jakob, Abt des Zisterzienserklosters Kaisheim (1626–1637)9; Anna verh. Retzbach; Anna Felizitas verh. Gilikher; Anna Maria verh. Feldt; Magdalena; Margaretha.

Textkritischer Apparat

  1. Jesusmonogramm, der Mittelbalken des H mit einem Hochkreuz besetzt.
  2. Kürzung durch Doppelpunkt.
  3. Sic!
  4. An den unteren Bogen des z angefügtes, mehrfach verschlungenes Endungskürzel und zusätzlicher Doppelpunkt.
  5. Kürzung durch Doppelpunkt und zusätzliches, schlingenförmiges Kürzungszeichen am Mittelbalken des F.
  6. Danach fehlt gestorben, verschieden o. ä.

Anmerkungen

  1. So auch Schneider, Michael Kern 134. Ebd. 134–137 ausführliche Beschreibung des Altars.
  2. Beginn des Hymnus Veni creator spiritus; vgl. AH 50, 193.
  3. Drei Blumen auf Dreiberg; über beiden Wappenschilden der Mosbachsche Wappenhelm.
  4. Gercke, Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 12 setzt den Altar in die „Zeit der Kirchenerweiterung von 1660“; Schneider, Michael Kern 137 schlägt zuletzt eine Datierung des Altars „nach dem Tod des Familienoberhaupts, d. h. um 1628“ vor. Die Inschriften dürften aber jedenfalls ihrer Einheitlichkeit zufolge in einem Zuge ausgeführt worden sein, und das kann dann frühestens nach dem in Inschrift (B) genannten Todestag der Barbara Mosbach 1629 geschehen sein.
  5. Leistikow, Mosbach von Lindenfels 670f. Zum Epitaph des Dompropsts im Mainzer Dom vgl. DI 2 (Mainz) nr. 470.
  6. Vgl. Schneider, Michael Kern 137, 258 Anm. 723.
  7. Zum Folgenden vgl. Leistikow, Mosbach von Lindenfels 665.
  8. Vgl. DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nrr. 394, 496.
  9. Zur Person († 1637 XI 4) vgl. die wenigen knappen Angaben in Luitpold Reindl, Geschichte des Klosters Kaisheim, Dillingen a. D. 21926, 50f. Der auf dem Altar abgebildete Abt war bislang nicht identifiziert; nach Leistikow, Mosbach von Lindenfels 664 ein „Benediktiner-Abt“.

Nachweise

  1. Kdm. Tauberbischofsheim 97 (nur erwähnt).
  2. DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nr. 407 (nur E, F).
  3. Leistikow, Inschriften von Krautheim 500 (nur F teilw.).
  4. Mosbach von Lindenfels 663f. (nur E, F).
  5. Schneider, Michael Kern 135 (m. Abb.), 258 Anm. 721.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 795 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0079509.