Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 73: Hohenlohekreis (2008)
Nr. 783 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1627
Beschreibung
Grabplatte der Rosina Magdalena Schreiber. Im Chor im Boden, fünfte Reihe von Westen, unmittelbar vor der Südostwand. Roter Sandstein. Im oberen Drittel Grabgedicht (A) mit zwei rechts daneben angefügten ergänzenden Datumsangaben (B); in der Mitte in eingetieftem Rundmedaillon Vollwappen in Relief, rund um das Medaillon verteilt die Ziffern des Fertigungsjahrs (C); im unteren Drittel drei Bibelsprüche (D, E, F) untereinander. Abgetreten; linke untere Ecke teilweise verdeckt vom Sockel für das Epitaph des Johann Jakob Pfannenschmiedt († 1702).
Siehe Lageplan.
Maße: L. 122, B. 71,5, Bu. 2,2 (A, B, D, E), 3,5–5,0 (C), 1,9 cm (F).
Schriftart(en): Fraktur und Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (A, B), Fraktur und Kapitalis (D, F), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen und Kapitalis (E).
- A
Rosina Magdalena zart · Von Gott zur gab bescheret ward ·Bastian Schreiber · Sÿndicoa) ·Barbara die Muttr · war auch fro ·Sie förderes zu der heilgen Tauff ·Da eben war in vollem lauff ·Verzeichnets Jar · Monat vnd tag :b)Aber merck was ich weiter sag ·Eh dan zweÿ Jar vergangen sind ·Endert sichs mit dem lieben Kind ·Vnd ward getragen zu der rhu ·c)Gantz sanfft vnd selig schläfft es nu ·d)
- B
Annoe) / 1623 · 21 · octob(ris)a) Annof) / 1625 · 16 · Septeṃ(bris)a)
- C
1 // 6 / 2 // 7
- D
2g) SAM · 12 · V(ERS) · 23 · / [Jch we]rdeh) wol zu ihm fahren · Es Kom(m)et / [aber nic]hth) wider zu mir1) ·d)
- E
MATTHg) · 18 · V(ERS) · 3 · / Es seÿ dan(n) das ihr eüh vmbkehret vnd / werdet wie die Kinder so werdet ihr / nicht ins Himmelreich Kommen2) ·d)
- F
APOCg) · 21 · V(ERS) · 26̣ · / Zu dem Newen Jeru[sale]m werden eingehen die / geschriebeni) sin[d in d]emh) lebendigen / buch [des Lambs]h)3)
Versmaß: Deutsche Reimverse (A).
Datum: 31. Oktober 1623 n. St., 26. September 1625 n. St.
Schreiber4. |
Textkritischer Apparat
- Wort in Humanistischer Minuskel.
- Die zugehörige Datumsangabe zweizeilig rechts neben dem sechsten und siebten Vers eingehauen; s. Inschrift (B).
- Die zugehörige Datumsangabe zweizeilig rechts neben dem zehnten und elften Vers eingehauen; s. Inschrift (B).
- Als Schlußzeichen ein Quadrangel mit unten angesetzter und nach rechts ausgezogener Zierranke.
- Vgl. Anm. b.
- Vgl. Anm. c.
- Bibelstellenangabe als Überschrift zentriert.
- Ergänzung nach dem Text der Luther-Bibel.
- Die letzten beiden Zeilen gestaffelt zentriert.
Anmerkungen
- 1 Sm 12,23.
- Mt 18,3.
- Nach Off 21,2 u. 26/27.
- Über einer erniedrigten Zinnenmauer wachsende Jungfrau mit Schreibfeder in der Rechten und zugeschnürtem Beutel in der Linken; Helmzier: die wachsende Jungfrau mit den Schreibutensilien zwischen zwei Büffelhörnern.
- Vgl. Einl. 78, 82f.
- Vgl. HZAN SB 15 (Stift Öhringen) Bü 47; vgl. auch nr. 756.
- Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1, Eheregister zu 1618 VII 5 (LKA, Film KB 1324).
Nachweise
- Birkenstock 29 Nr. 33.
Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 783 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0078301.
Kommentar
Die etwas unausgewogene Fraktur weist eine große Bandbreite von völlig ausgerundeten Bögen (kreisrundes o) bis hin zu mehrfach eckig gebrochenen Bögen (a) auf. Charakteristischste Einzelformen sind das Schluß-s mit rechtwinklig gebrochenem, waagerecht verlaufendem Mittelteil und r mit in den Oberlängenbereich hineinragender quadrangelförmiger Fahne. Als Versalien dienen zumeist Kapitalis-Buchstaben. Die Humanistische Minuskel ist weitgehend ausgerundet. Die Schriftmerkmale – darunter auch die markanten Formen der Ziffern 1 und 6 – deuten auf denselben Steinmetzen hin, der zwischen 1622 und 1631 zahlreiche weitere Grabmäler im südlichen Kreisgebiet geschaffen hat5.
Sebastian Schreiber, der Vater des im Alter von zwei Jahren verstorbenen Mädchens, war von 1618 bis 1635 Stiftssyndicus in Öhringen6. Die Mutter Barbara war eine Tochter des kurmainzischen Kellers zu Neudenau (Lkr. Heilbronn) Zorastus Gosen7.