Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 765 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1626

Beschreibung

Grabplatte des Abts Theobald Fuchs. Innen an der Südwand des südlichen Seitenschiffs, achter Stein von Westen; ursprünglich im östlichen Langhausbereich des gotischen Vorgängerbaus im Boden als vierte Grabplatte von der Marienkapelle aus1. Vor 1717 (Weihe der barocken Kirche) Versetzung an den jetzigen Standort und Aufstellung auf einem Sockel, der mit einer von Abt Knittel verfaßten Versinschrift versehen wurde2. Sandstein. Umlaufend eingehauener Sterbevermerk; im eingetieften Feld vor einer Dreipaßbogennische die stehende Gestalt des Abts in Relief. Er trägt Mönchshabit und Mitra und hält den Krummstab mit Sudarium in der Rechten und ein Buch in der Linken. Zu Füßen zwei kleine von Engelsköpfen bekrönte Wappenkartuschen; in den Bogenzwickeln zwei aus Ohrmuschelwerk hervorwachsende Engelsköpfchen im Profil, darunter Fruchtgebinde. Geflickte Ausbrüche an den Rändern.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 197, B. 90, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/1]

  1. ANNO MDC XXVI . DIE V / MAII OBDORMIVIT IN CHRISTO REVERENDVS AD[MOD]VMa) PATER / ET DOMINVS THEOBALDVS / HVI(VS) MONASTERII SPECIOSAE VALLIS ABBAS . REQVIESCAT IN PACE ·

Übersetzung:

Im Jahr 1626 am 5. Tag des Mai starb in Christus der wohlehrwürdige Vater und Herr Theobald, Abt dieses Klosters Schöntal. Er ruhe in Frieden.

Wappen:
Zisterzienserorden, Fuchs3.

Kommentar

Die Kapitalis ist recht regelmäßig und unter Beobachtung der (schwachen) Linksschrägenverstärkungen eingehauen. Die Schattenachse der Bögen verläuft allerdings meist senkrecht, nicht linksschräg. M hat senkrechte Schäfte und einen nur bis zur Zeilenmitte hinabreichenden Mittelteil. Die Cauda des R ist in markant ausgeprägten Bögen geschwungen. Quadrangelförmiger I-Punkt ist regelmäßig gesetzt. Als Interpunktionszeichen dienen drei- und viereckige Punkte. Der kleine us-Haken sitzt mit dem linken Bogenabschnitt auf der Grundlinie auf. Die Inschrift wurde wohl von derselben Hand geschaffen wie die auf der Grabplatte des 1611 verstorbenen Abts Theobald Koch (nr. 639). Die Grabplatte ist vermutlich ein Produkt der Forchtenberger Kern-Werkstatt4.

Theobald Fuchs stammt aus Walldürn (Neckar-Odenwald-Kreis). 1610 wurde er Prior5 und bereits im folgenden Jahr Abt von Schöntal. Sein Abbatiat zeichnet sich durch umfangreiche Baumaßnahmen innerhalb und außerhalb des Klosters aus. Das Leichenbegängnis fand im Kirchenschiff außerhalb der Klausur statt und wurde musikalisch ausgeschmückt von dem Mönch Michael Diemer aus Amorbach6.

Textkritischer Apparat

  1. MOD zu unbekanntem Zeitpunkt in geringfügig abweichenden Schriftformen ergänzt.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 24r. Zur Lage der Marienkapelle vgl. nr. 33 Anm. 2.
  2. INCIPIT ALTER ONUS / THEOBALDUS FERRE , COLONUS . / ALTA MENTE VIRUM , / STRUCTURIS ASPICE MIRUM .
  3. Springender Fuchs.
  4. Für eine zeitliche Ansetzung erst um die Mitte des 17. Jh. (so Kdm. Künzelsau 342) besteht kein Grund.
  5. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 67r.
  6. Knittel, Annales (StAL B 503 II Bü 13) p. 194: „carminibus exornatum“.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 72.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 24r.
  3. OAB Künzelsau 781.
  4. Kdm. Künzelsau 342 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 765 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0076503.