Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 756 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) 1625

Beschreibung

Abendmahlskanne. In der Südsakristei. Silber teilvergoldet; gegossen, getrieben und graviert. Über rundem, gewölbtem und mit einem gravierten Fries (zwei sich überschneidende Wellenbänder mit Rosettenfüllung) versehenem Fuß der hohe, zylindrische Gefäßkörper, der in der Mitte von einem getriebenen und gravierten Lorbeerkranz umgeben ist. Am oberen und unteren Rand der beiden dadurch entstehenden Felder jeweils ein gravierter Rankenfries; auf der Vorderseite der Wandung in der unteren Hälfte ein graviertes, von einem Lorbeerkranz umrahmtes Vollwappen. Alle Friese sowie das Wappenmedaillon vergoldet. Teilvergoldeter geschwungener Henkel mit graviertem Blattwerk an den Außenseiten, einem gegossenen und vergoldeten Puttenkopf als Daumenrast und einer ebenfalls gegossenen und vergoldeten Löwenmaske als unterem Abschluß. Gewölbter Deckel mit flachem Rand und – nicht mehr originalem – Knauf; an der Vorderseite ein nachträglich angenieteter Schnabel. Auf der Unterseite des Bodens graviertes Vollwappen in Rundmedaillon mit eingravierter Umschrift (A) zwischen Doppellinien; zu beiden Seiten der Helmzier eingepunzte Erfurter Beschau und Meistermarke Georg Bergers1. Über dem Medaillon Gewichtsangabe (B). Auf der Unterseite des Standrings der später eingravierte Besitzvermerk Öhringen.

Maße: H. 31,2, Dm. 14,5, Bu. 0,3 (A), 0,25 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Gotische Kursive (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/2]

  1. A

    SEBASTIANa) · SCHREIBER · STIFFTS · SINDICVS · ANNO 1625 ·

  2. B

    wigtt / 5 Marckh 6 ½ lott

Wappen:
Hohenlohe-Langenburg; Schreiber2.

Kommentar

Die Kapitalis ist sehr sorgfältig mit deutlicher Betonung des Strichstärkenwechsels eingraviert. Die langen Balkensporen sind ganz überwiegend rechtsschräg, am oberen Balken von E und F jedoch linksschräg, am Mittelbalken dieser beiden Buchstaben senkrecht angesetzt. Die geschwungene Cauda des R reicht deutlich unter die Grundlinie. Die in einer gepflegten Kanzleikursive eingravierte Gewichtsangabe (B) könnte gleichzeitig mit Inschrift (A) entstanden sein3.

Der Stifter der Kanne, Sebastian Schreiber, war von 1618 bis 1635 Syndikus des Stifts Öhringen4. Zuvor amtierte er als Stadtvogt in Neuenstein5. 1618 heiratete er Barbara, eine Tochter des kurmainzischen Kellers zu Neudenau Zorastus Gosen6.

Textkritischer Apparat

  1. Am Beginn der Inschrift eine Rosette mit Kelchblättern.

Anmerkungen

  1. Beschau: E im Kreisfeld; vgl. Rosenberg3 2 Nr. 1948. Meistermarke: GB im Schildchen; in dieser Form nicht bei Rosenberg3 nachgewiesen; vgl. nr. 808 Anm. 2.
  2. Über einer Zinnenmauer wachsend ein Mann mit Federkiel in der Rechten und geschlossenem Tintenfaß in der Linken; Helmzier: über Helmwulst der wachsende Mann mit Federkiel und Tintenfaß zwischen zwei geteilten (?) Büffelhörnern. Zu einer in Details abweichenden Wappenvariante vgl. nr. 783.
  3. Von derselben Hand wurden auch die Gewichtsangaben auf einem Öhringer Kelch (nr. 202) und einer weiteren Abendmahlskanne (nr. 488) eingetragen.
  4. Liste der Stiftssyndici und Verwalter in HZAN SB 15 (Stift Öhringen) Bü 47; ebd. die Amtsinstruktion Schreibers vom 18. Juni 1619.
  5. Als solcher in dem um 1607 angelegten Bestallungsbuch verzeichnet: HZAN Oe 10 117/4/4. Vgl. auch HZAN Oe 10 118/1/25 (zu 1610). Er übte das Amt bis 1617 aus (vgl. auch nr. 675), sein Nachfolger Albrecht Compaß trat am 24. August (St. Bartholomäi) des Jahres den Dienst an; vgl. HZAN Oe 10 117/4/5, Bl. 48r.
  6. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1, Eheregister zu 1618 VII 5 (LKA, Film KB 1324).

Nachweise

  1. Boger, Stiftskirche Öhringen 70 (nur erwähnt).
  2. Pazaurek, Alte Goldschmiedearbeiten, Taf. XXXVIII (nur A).
  3. Renaissance im dt. Südwesten 2, Nr. L 116 (nur A).
  4. Fritz, Ev. Abendmahlsgerät 429 Nr. 189 (nur A).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 756 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0075604.