Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 752 Adolzfurt (Gde. Bretzfeld), ev. Pfarrkirche 1625

Beschreibung

Grabplatte des Georg Friedrich Keller. Ursprünglich im Langhaus unter der Kanzel im Boden. Um 1860/70 an die Außenseite der Kirche versetzt1; seit 1953 am jetzigen Standort innen an der Nordwand des Langhauses. Roter Sandstein. Der Sterbevermerk (A) ist nur an drei Seiten umlaufend zwischen schmalen Rahmenstegen eingehauen, beginnend auf der Fußleiste, fortgesetzt auf der linken Längsseite und endend in der Kopfleiste. An der rechten Längsseite ist die Rahmenleiste verbreitert und dreizeilig mit Versen (C) beschriftet, deren Überschrift (B) auf dem äußeren Randsteg eingehauen ist. In dem durch die ungleich breiten Rahmen nach links aus der Achse verrückten Mittelfeld die in einer Rundbogennische stehende Figur des mit Wams und Pluderhosen bekleideten Knaben; über dem Bogen drei Wappenschilde. Stark verwittert und bestoßen, unteres Viertel der Platte völlig zerstört.

Maße: L. 152,5, B. 84, Bu. 2,2 (A, C), 2,0 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen und Kapitalis (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    [– – –]a) DE[N – – – / . . . ENTSCHL]AFEN GEORG FRID(RICH)b) KELLER ṢEINES ALTERS 4̣ [. . . . . . . .] TAG / · 5 · STVND · ERWARTH D[ES T]AGS DES HERNc)

  2. B

    MOEST(VS)b) MAR(ITVS)b) AD . VX(OREM)b) DEFVNCT(AM) .

  3. C

    En mea quae fueras quondam Charissima coniun[x]Relictum pignus FRIDERICVM Suscipe nostrumMe iunctum vobis Capiant pia gaudia Coelj ·

Übersetzung:

Der betrübte Ehemann an seine verstorbene Frau: Wohlan, du, die du einst meine teuerste Ehefrau gewesen warst, nimm unseren Friedrich entgegen, den du mir als Pfand dagelassen hattest. Mögen die trauten Freuden des Himmels mich im Verein mit euch erfassen.

Versmaß: Hexameter (C).

Wappen:
in der Mitte: Keller2, rechts: Alberti3, links: Müller4.

Kommentar

Auffälligstes Merkmal der Kapitalis ist die asymmetrische Gestaltung von A und M. Bei beiden Buchstaben steht der rechte Schaft annähernd senkrecht, während der linke Schaft eine Schräge von 45 Grad aufweist. Die Cauda des R ist markant geschwungen. Das X besteht aus zwei voneinander abgewandten, sich nicht berührenden Bögen und einem kurzen Mittelbalken. Einzelne Anfangsbuchstaben sind vergrößert. Die Bögen der etwas steifen Humanistischen Minuskel sind weitgehend ausgerundet. Der Schaft des langen s reicht unter die Grundlinie und ist dort nach links umgebogen.

Der Knabe war ein Sohn des gräflich hohenlohischen Vogts zu Adolzfurt Johann Georg Keller aus dessen zweiter Ehe mit Regina Alberti (vgl. nr. 737). Als einziger der drei Söhne überlebte er die Mutter, worauf Inschrift (C) anspielt. Das dritte Wappen auf der Grabplatte ist das der Johanna Müller (1578–1651), der Stiefmutter des Knaben5.

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen vermutlich [ANNO 1625]. Die Jahreszahl war in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts offenbar noch lesbar. Das Adolzfurter Totenregister verzeichnet als Todestag den 11. November (21. November n. St.) 1625, am 13. November war die Beisetzung; vgl. Ev. PfA Adolzfurt, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1334), Totenregister zu 1625 XI 11.
  2. Kürzung durch Doppelpunkt.
  3. Der Schrägschaft des N nach rechts weit über den zweiten Schaft hinaus verlängert, das Ende gespalten und nach beiden Seiten eingerollt.

Anmerkungen

  1. Familien-Register Adolzfurt II (wie unten) 22: „neuerdings auf der Außenseite der Kirche aufgestellt“. Die Kenntnis dieser Quelle verdanke ich der freundlichen Mitteilung von Herrn Karlheinz Messer, Bretzfeld-Adolzfurt.
  2. Stark beschädigt. Gespalten, vorn ein linksgewendeter steigender Bär (ohne Dreiberg!), hinten ein rechtsschräger steigender Keil.
  3. Fast völlig zerstört. Wohl linksgewendet. Kranich (?) auf Dreiberg, weitere Einzelheiten nicht mehr zu erkennen. Vgl. nr. 737, dort das Feld geteilt, der Kranich von Rosen begleitet und ohne Dreiberg.
  4. Siebenspeichiges Mühlrad.
  5. Vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 216 Nr. 1264. Johann Georg Keller schloß seine dritte Ehe noch im Todesjahr seiner zweiten Frau 1623.

Nachweise

  1. Familien-Register der Gemeinde Adolzfurt II, vom Jahre 1866 an. Mit einer kurzen Chronik der Gemeinde bis zum Jahr 1806 und fortgehenden Annalen, verf. v. Pfarrer Richard Lauxmann (Ev. PfarrA Adolzfurt) 22 (nur C).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 752 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0075206.