Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 751 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) 1625

Beschreibung

Grabplatte der Agatha Dorothea Gräfin von Hohenlohe. Ursprünglich im südlichen Seitenschiff der Krypta im Fußboden1; jetzt dort an der Südwand angebracht. Sandstein. Umlaufend zwischen profilierten Leisten eingehauener Sterbevermerk (A); im Feld oben eine Kartusche mit Bibelzitat (B), gerahmt von Roll- und Knorpelwerk und mit Engelskopf als unterem Abschluß; im unteren Teil des Feldes ein Vollwappen in eingetieftem kreisrunden Feld, umgeben von vier Wappenschilden, über denen jeweils in Schriftbändern die Beischriften (C) eingehauen sind; zwischen den beiden unteren Wappen ein weiterer Engelskopf. Leicht abgetreten, Ränder ausgebrochen.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 179,5, B. 90, Bu. 2,7 (A), 2,5 (B), 1,8 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur und Kapitalis (A), Fraktur und Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (B), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/2]

  1. A

    ANNO DOMINI 1625 · den 11 · Octobris Jst dasz / Hochwolgeborne Fräwlein Agatha Dorothea Grävin von Hohenloe vnd Fräwlein Zue Langenburg / inn Christo seeliglich entschlaffen Jhres / Altters 36 · Jahr 10 · Monat 3 Wochen 3 · Tag der seelen Gott gnädig sein wölle Amen ·

  2. B

    Psalma) 126 · V(ers) · 5 · / Die mit thränen säen werden / mit frewden erndten · Sie gehen / hin vnnd Weÿnen · vnd tragen / edlen Samen · vnnd kommen / mit frewdenn vnnd bringen / Jhre Garbenn2) ·b)

  3. C

    · Hohenloe ·b) · Reiszen ·b) · Tübingen ·b) · Solms ·b)

Datum: 21. Oktober 1625 n. St.

Wappen:
Hohenlohe-Langenburg3;
Hohenlohe-LangenburgReuß von Plauen4
TübingenSolms-Münzenberg5.

Kommentar

Für die Wappenbeischriften ist eine charakteristische Mischminuskel verwendet, die Elemente der Humanistischen Minuskel (völlige Ausrundung der meisten Bögen, stumpf auf der Grundlinie endende Schäfte) kombiniert mit Frakturelementen (Brechung des oberen Bogenabschnitts des e, langes s mit Schwellschaft, zweistöckiges z). Markanteste Besonderheit der nicht sonderlich sorgfältig ausgeführten, unruhig wirkenden Fraktur ist das r mit über dem oberen Schaftende angesetzter und weit in den Oberlängenbereich ragender quadrangelförmiger Fahne. Am Wortanfang haben m, v und w einen runden, in den Oberlängenbereich ausholenden Anschwung. Die Oberschäfte sind in der Regel nach rechts umgebogen. Der Mittelteil des Schluß-s ist eigenartig rechteckig gebrochen. Alle Schriftmerkmale zusammengenommen – so auch die Versalien und die Ziffernformen – deuten darauf hin, daß die Grabplatte von derselben Hand oder jedenfalls in derselben Werkstatt gefertigt wurde wie die des 1622 verstorbenen Grafen Johann Ernst von Hohenlohe in Waldenburg (nr. 727)6. Die feine bildhauerische Arbeit der Schriftkartusche, der Wappen und der Engelsköpfchen könnte eine eigenhändige Arbeit Michel Kerns III sein, worauf besonders die durch breite, parallele Furchen gegliederten Helmdecken des Vollwappens hindeuten. Die Inschriften stammen aber mit Sicherheit nicht von seiner Hand.

Agatha Dorothea war die älteste Tochter des Grafen Georg Friedrich I. von Hohenlohe-Waldenburg und der Dorothea Reuß von Plauen, sie ist am 11. Dezember 1588 geboren7 und wurde auf die Namen ihrer Großmutter väterlicherseits (Agatha Gräfin von Tübingen) und ihrer Mutter getauft.

Textkritischer Apparat

  1. Wort in Humanistischer Minuskel. Die gesamte Zeile zentriert.
  2. Quadrangel mit nach rechts als Zeilenfüller angeschlossener Zierranke.

Anmerkungen

  1. Vgl. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103 (Grabmal Nr. 22); Albrecht, Stiftskirche Oehringen 49.
  2. Ps 126,5–6.
  3. Quadriert von Hohenlohe und Langenburg, alle Figuren einwärtsgekehrt; Helmzierden: rechts Hohenlohe (hier der aus Flammen wachsende Phönix), links Langenburg.
  4. Quadriert von Reuß und Kranichfeld.
  5. Quadriert von Solms und Münzenberg.
  6. Zur Werkstatt vgl. Einl. 78.
  7. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 15.

Nachweise

  1. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103 (mehrfach).
  2. OAB Öhringen 110 (nur erwähnt, zu 1628).
  3. Boger, Stiftskirche Öhringen 93 (nur A).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 751 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0075109.