Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 750 Neuenstein, Friedhof 1625

Beschreibung

Grabplatte der Margaretha Kluck. Bis 1962 im Fußboden der Friedhofskapelle; nach Restaurierung 1963 außen an der Ostwand des nördlich der Kapelle stehenden, damals neu errichteten Leichenhauses (jetzt Geräteschuppens) angebracht als erster Stein von Norden. Roter Sandstein. Umlaufend zwischen schmalen, profilierten Leisten eingehauener Sterbevermerk (A); im Feld untereinander zwei hochrechteckige Tafeln mit Rollwerkrahmen, darin Bibelsprüche: oben (B), unten (C). Ränder ausgebrochen, Oberfläche stellenweise, besonders an den Ecken, abgewittert (Schriftverlust).

Maße: L. 176, B. 78,5, Bu. 3,7 (A), 3,7 (B)1, 3,2 cm (C)2.

Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    Anno Domini · 1 · 6 · 25 · den · 10 · [. . . . . . . / . . . . G]ọṭṭ Seeliglich Entschlaffen die Ehrn Vnnd [T]ụgentsamme Jungfrau Ṃ[. . . . .]ẹṭha / Kluckhin · von Crailtzhaim Jhres Alter[s / .]6 · Jhar · Deren Gott Eine Fröliche Aufferstehung Verleÿhen · wölle vnnd Vnnsz ạll[en] Amen

  2. B

    CHRISTVS · IST ME[IN] / LEBEN · VND STE[R]/BEN · IST MEIN GE/WIN · DARVMB ABEa) / ICH LVST ABZV/SCHEIDEN · VND / BEI CHRISTO ZV / SEIN · WELCESa) / MIR AVCH · VIL / BESRa) WERE3) · PHILP / AM ERSTb) / CAPITL ·

  3. C

    PHILIP : 3 CAPc) / VNSER WANDEL IST / IM HIMMEL · VON DA/NNEN WIR AVCH / WARTEN · DES HEŸ/LANDS · IHESV CHRIS/TI · DES HERRN · WELCHER VNSERN · NICHTI/GEN LEIB · VERKLEREN / WIRDT · DAS ER EHNLI/CH WERDE · SEINEM VER/KLERTEN LEIBa) · NACH · DER WŸ/[R]CKVNGE · DAMIT ER KAN · / ALLE DI(N)G IHM VNDERTHENIG · / MACHENd)4) ·

Kommentar

Die lockere, einheitlich dünnstrichige Fraktur hat sehr schmale Proportionen und kaum aus dem Mittellängenbereich herausragende Ober- und Unterlängen. Davon heben sich die weit ausladenden Versalien deutlich ab. Ihre geschwungenen Balken und Anschwünge verlaufen häufig linksschräg, was eigenartig verzerrte Formen ergibt. Als Interpunktionszeichen dienen hier wie auch in den in Kapitalis ausgeführten Inschriften dreieckige Punkte auf halber Zeilenhöhe. Die kunstlose Kapitalis weist zahlreiche Besonderheiten auf. A hat einen geknickten Balken. Der obere Bogen des B ist größer als der untere, die Schrägbalken des K sind deutlich verkürzt. O ist spitzoval, und N und Z sind durchweg spiegelverkehrt ausgeführt. Der Balken des H ist nach unten ausgebuchtet, mitunter auch der Schrägschaft des N. Bemerkenswert ist auch die Häufung von Nexus litterarum. Derselbe Steinmetz hat im gleichen Jahr eine weitere Grabplatte in Neuenstein gefertigt (nr. 764).

Margaretha Kluck („Glückin“) ist dem Eintrag im Kirchenbuch zufolge am 6. September 1625 gestorben5, was sich freilich nicht mit den noch sicher lesbaren Resten des Todestages in Inschrift (A) in Einklang bringen läßt. Die Verstorbene war eine „alte Dienerin im Schloß“ und wurde „die alt Margeth“ genannt6. Die verstümmelte Altersangabe ist demnach wohl zu [7]6 oder [8]6 zu ergänzen.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Die beiden letzten Zeilen zentriert.
  3. Bibelstellenangabe zentriert und in kleinerem Schriftgrad.
  4. Letzte Zeile zentriert und in kleinerem Schriftgrad.

Anmerkungen

  1. Letzte Zeile in kleinerem Schriftgrad: 3,0 cm.
  2. Erste und letzte Zeile in kleinerem Schriftgrad: 2,2 cm.
  3. Phl 1,21 u. 23.
  4. Phl 3,20–21.
  5. Ev. PfA Neuenstein, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1347), Totenregister zu 1625 IX 6.
  6. Ebd.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 750 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0075002.