Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 749 Waldenbuch (Lkr. Böblingen), Landesmuseum Württemberg, Museum für Volkskultur Schloß Walden-Buch 1624

Beschreibung

Zinnkanne mit Namen und Jahreszahl. Inv.-Nr. 8560. Provenienz ungeklärt. Gegossen und graviert. Geradwandiger, sechskantiger Gefäßkörper, der sich in leichter Wölbung zum runden Hals hin verjüngt; flacher Deckel; bandartiger Henkel mit s-förmig gebogener Daumenrast; Standring mit gegossener Tauverzierung. Auf der Vorderseite des Halses, in Flächeltechnik eingraviert, eine gehörnte Fratze und symmetrisches Rankenornament. Auf der vorderen Seitenfläche des Gefäßkörpers die gravierte Inschrift: oben Jahreszahl (A), darunter etwas abgesetzt fünf Namen (B). Auf den vier seitlichen Flächen figürliche Zeichnungen in Flächeltechnik: Zwei der Bilder zeigen jeweils einen von Rankenwerk umgebenen Mann in zeitgenössischer Tracht und mit umgegürtetem Degen, in der Rechten einen hohen Trinkbecher haltend. Einer der Männer trägt Reiterstiefel und Federhut, der andere hält in der Linken einen Sauspieß. Bei den beiden übrigen Darstellungen handelt es sich um bärtige Männer in Frauenkleidern, ebenfalls von Blattranken umgeben. Auf dem Henkel eingepunzte Öhringer Stadtmarke1 und Gießermarke2. Inschrift im unteren Drittel leicht berieben.

Maße: H. 46,8, B. 22, Bu. 0,6–1,0, Zi. 0,9–1,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Landesmuseum Württemberg Stuttgart [1/6]

  1. A

    ·a) 1 · 6 · 2 · 4 ·a)

  2. B

    MICHAELb) ·a) / BALTAS ·c) EBERHRTd) / ANRESe) LVDWIG / ·a) WEIS ·a) / ·a) SEBASTIANNf) ·a) / ·a) FRANCK ·a) / ·a) HANNS MAR/·TINg) SCNEIDERd) / HANNS MICA=/ELd) ·h) WEIS ·

Kommentar

Die Inschriften sind sehr flüchtig und wenig geschickt eingraviert. Schäfte und Schrägschäfte sind zumeist durch Doppellinien konturiert, gelegentlich auch der Mittelbalken von E und F. Die Balkensporen sind mitunter dreieckig. A kommt einmal mit geknicktem Mittelbalken vor. Die Anfangsbuchstaben der Namen sind teilweise deutlich vergrößert.

Da die Kanne in Öhringen gegossen wurde, sind vielleicht auch die inschriftlich genannten Auftraggeber in Öhringen oder in der näheren Umgebung zu suchen. Die eigenartigen figürlichen Darstellungen könnten darauf hindeuten, daß das Gefäß als Schenkkanne einer Trinkgesellschaft diente3.

Textkritischer Apparat

  1. Zierpunkt in Form dreier fächerförmig angeordneter Striche.
  2. Nach dem Namen Ansätze der Buchstabenfolge BAL zu erkennen, die aber dann nicht ausgeführt und stattdessen in der nächsten Zeile eingraviert wurde.
  3. Fünf kreuzförmig angeordnete Punkte.
  4. Sic!
  5. So statt ANDRES.
  6. Das überzählige zweite N vermutlich nachträglich „getilgt“ durch den darüber eingravierten Worttrenner-Zierpunkt.
  7. Am Zeilenanfang versehentlich gesetzter Worttrenner in Form dreier fächerförmig angeordneter Zierstriche.
  8. Als Worttrenner vier quer-rautenweise angeordnete Punkte.

Anmerkungen

  1. Öhringer Stadtwappen; vgl. Die deutschen Zinngießer und ihre Marken, Bd. VI: Süddeutsche Zinngießer, Teil 2: Künzelsau/Sulzbach, hg. v. Erwin Hintze, Leipzig 1928, ND Osnabrück 1965, 162 Nr. 850.
  2. Wappenschild, darüber die Buchstaben H(?) I G; Wappen geteilt, oben ein wachsender Mann (?), in der erhobenen Rechten einen unkenntlichen Gegenstand haltend (?), die Linke in die Hüfte gestützt, unten unkenntlich (geschacht?). Nicht nachgewiesen bei Hintze (wie Anm. 1).
  3. So die Vermutung im Katalog Renaissance im dt. Südwesten 2, 722 Nr. M19. Die Behauptung ebd., auch die in Frauengewändern dargestellten Männer hielten Trinkgläser in Händen, ist allerdings falsch. Zu Trinkgesellschaften vgl. zuletzt den Sammelband Geschlechtergesellschaften, Zunft-Trinkstuben und Bruderschaften in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten, hg. v. Gerhard Fouquet u. a. (Stadt in der Geschichte 30), Ostfildern 2003.

Nachweise

  1. Renaissance im dt. Südwesten 2, 722 Nr. M19 (m. Abb., Inschriften nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 749 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0074906.