Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 745 Bitzfeld (Gde. Bretzfeld), ev. Pfarrkirche 1624

Beschreibung

Steintafel mit Nennung der am Kirchenneubau Beteiligten. Außen an der Südseite des Langhauses. Quadratische Platte aus rotem Sandstein. Profilierter Rahmen, darauf auf der linken, oberen und rechten Leiste umlaufend Inschrift (A), auf der unteren Leiste Inschrift (B); auf dem oberen Rahmenprofil Jahreszahl (C), dazwischen Stz. nr. 61. Im eingetieften Feld zentral ein Wappenschild in Flachrelief, darüber Inschrift (D), zu beiden Seiten und darunter Inschrift (E). Leicht verwittert; ringsum eingeputzt.

Maße: H. 80, B. 84, Bu. 3,7 (A, B), 2,0–4,5 (D, E), Zi. 3,2 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    ZAHLMEISTER · BALTHASAR / RIEB · SCHVLTHEIS ALHIE ·a) / GEORG DIEHM · MAVRERMEISTER ·

  2. B

    ·a) M(AGISTER)b) IOHANN : IACOB : NOTTER PFARRER ·a)

  3. C

    1 6 // 2 4

  4. D

    BAWMEISTERc) / DISER KIRCHEN / HERRd) / FRIDERICHe) FISCHLIN / VON //f) STVTGART ·

  5. E

    BAWVER=/WALTHERg) // BEEDE / HERRN / GEORG MEISNER / KELLER ZV WEINSPERG : / VNDh) / ZACHARIAS BECHLER / VERWALTHER DASELBSTEN

Wappen:
Württemberg.

Kommentar

Die Kapitalis ist sehr sorgfältig und mit weitgehend einheitlicher, geringer Strichstärke eingehauen. Die Sporen sind nur schwach ausgebildet. Der Mittelbalken des E und F ist deutlich verkürzt. M hat senkrechte Schäfte und einen nur bis zur Zeilenmitte hinabreichenden Mittelteil. Die Cauda des R ist zumeist markant geschwungen. Z hat einen Mittelbalken. Die Tafel wurde nach Ausweis des Steinmetzzeichens von dem in Inschrift (A) auch namentlich genannten Georg Diehm gefertigt. Er war für die Bauleitung vor Ort verantwortlich und verewigte sich auch dementsprechend mit seinem Meisterschild am Westportal der Kirche (vgl. nr. 746).

Die Bitzfelder Pfarrkirche ist 1255 erstmals bezeugt, kurz darauf wurde sie dem Kloster Lichtenstern inkorporiert1. Nach Einführung der Reformation durch die württembergische Herrschaft mußte der Kirchenbau den neuen Bedürfnissen angepaßt werden. Während der gotische Chor erhalten blieb, wurde 1623/24 ein neues, größeres Langhaus errichtet (vgl. auch nr. 739). Architekt war, wie Inschrift (D) vermeldet, der herzoglich württembergische leitende Kirchenbaumeister Friedrich Fischlin2. Als Vertreter der Landesherrschaft und „Bauverwalter“ sind Keller und Geistlicher Verwalter des Amts Weinsberg aufgeführt, zu dem Bitzfeld gehörte3. Georg Meißner übte das Amt des Untervogts und Kellers zu Weinsberg von 1621 bis zu seinem Tod 1635 aus, nachdem er zuvor Untervogt zu Möckmühl gewesen war4. (Georg) Zacharias Bechler war von 1612 bis 1635 (†) Geistlicher Verwalter zu Weinsberg5. Für die finanzielle Abwicklung des Kirchenbaus vor Ort war schließlich der Bitzfelder Schultheiß Rieb zuständig.

Pfarrer Notter ist um 1580 als Sohn des Pfarrers von Erdmannhausen (Lkr. Ludwigsburg) Jakob Notter geboren6. Nach seinem Studium in Tübingen (imm. 1595, bacc. 1596, mag. 1600) war er zunächst 1607 Diaconus in Rosenfeld (Zollernalbkreis) und ab 1608 Pfarrer in Hochdorf und Dekan in Nagold (Lkr. Calw), bevor er 1612 auf die Pfarrei Bitzfeld wechselte, die er bis zu seinem Tod 1635 versah.

Textkritischer Apparat

  1. Als Interpunktionszeichen drei im Dreieck angeordnete Quadrangel.
  2. Kürzung durch Doppelpunkt.
  3. Gesamte Inschrift zentriert, erste Zeile in deutlich vergrößertem Schriftgrad.
  4. Wort in kleinerem Schriftgrad.
  5. Zeile in deutlich vergrößertem Schriftgrad.
  6. Unterbrechung der Inschrift durch das Wappen.
  7. Inschrift zweizeilig links neben dem Wappen beginnend, Fortsetzung zweizeilig rechts des Wappens, danach Fortsetzung unterhalb des Wappenschilds in durchlaufenden Zeilen.
  8. Wort zentriert und in kleinerem Schriftgrad.

Anmerkungen

  1. Der Lkr. Öhringen 2, 77.
  2. Zu ihm vgl. nr. 674.
  3. Zu den Herrschaftsverhältnissen vgl. Der Lkr. Öhringen 2, 75.
  4. Pfeilsticker § 3032.
  5. Ebd. § 3035.
  6. Sigel, Das ev. Württemberg II/14; danach auch das Folgende.

Nachweise

  1. Rauser, Brettachtaler Heimatbuch 59 (Abb.).
  2. Kämmler/Maier-Flaig, Laurentiuskirche 7 (ungenau).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 745 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0074501.