Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 740 Michelbach am Wald (Stadt Öhringen), Keltergasse 15 1623

Beschreibung

Wappentafel Krafts VII. Grafen von Hohenlohe und seiner Frau Sophia von Pfalz-Veldenz. Im großen Keller der ehemaligen herrschaftlichen Kelter, der heute von der Weinkellerei Hohenlohe genutzt wird; an der östlichen Stirnwand des tonnengewölbten Kellers1, im Bogenscheitel der apsisartigen Rundnische. Roter Sandstein. Querrechteckig mit eingebogener Unterkante, da als Scheitelstein der Rundbogennische dienend. Auf der Stirnseite zwei reliefierte Vollwappen über einer von Roll- und Beschlagwerk gerahmten und von einer Fratze bekrönten Kartusche. Zwischen den Oberwappen Jahreszahl (A); in der Kartusche spaltenweise nebeneinander die Wappenbeischriften (B) und (C); auf der Unterseite des Steins die mittig eingehauene großformatige Bildhauersignatur (D). Stark verwittert, Oberfläche absandelnd.

Maße: H. 89, B. 94, T. 22, Bu. 2,1 (B, C), 13,0–18,5 (D), Zi. 4,5 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    1623

  2. B

    CRAFFT GRAF VON / HOHENLOE HERR ZV / LANGEN[B]VRG VND / C[R]A[NICHFEL]D OBRIST / Ṿ[N]Da) RITTER

  3. C

    SOPHIA GEBORNE PFALTZ/GRÄVIN BEI REIN HERZOGIN / IN BAIRṆ [GR]Ạ̈[V]IN ZV VEL=/DENTZ SPONHEIM VND / VONa) HOHENLOE

  4. D

    G(eorg) K(ern) B(aumeister)b)

Wappen:
Hohenlohe-Langenburg, Pfalz-Veldenz2.

Kommentar

Sämtliche Anfangsbuchstaben der Inschriften (B) und (C) sind vergrößert. Die Sporen an den Balken- und Bogenenden sind kräftiger ausgeprägt als die Schaftsporen, und sie sind durchweg rechtsschräg angesetzt. Der rechte Schrägschaft des A steht zumeist annähernd senkrecht, so daß der Buchstabe nach rechts gelehnt scheint. I-Punkt ist regelmäßig gesetzt. Die meisten Z tragen, soweit dies noch zu erkennen ist, einen waagerechten Mittelbalken. Der Schaft der 1 ist oben und unten charakteristisch gespalten, wobei das untere linke Ende eingerollt ist. Der offene Bogen der 6 ist unten spitz ausgezogen. Die Wappentafel und somit auch die Inschriften dürften der Signatur zufolge von dem gräflich hohenlohischen Baumeister Georg Kern eigenhändig ausgeführt worden sein.

Wappen und Inschriften weisen den großen Keller als herrschaftlichen Bau aus. Er wurde nachträglich unter der 1593 neu errichteten herrschaftlichen Kelter angelegt3. Zu Graf Kraft von Hohenlohe und Gräfin Sophia vgl. nrr. 856, 859, zur Ortsherrschaft über Michelbach vgl. nr. 654.

Textkritischer Apparat

  1. Letzte Zeile zentriert.
  2. Monogramm: Die senkrechte Cauda des G bildet zugleich den Schaft des K, der untere Schrägbalken des K zugleich den Schaft des schräggelegten B.

Anmerkungen

  1. Die Kenntnis dieser Inschrift verdanke ich der freundlichen Mitteilung von Herrn Rolf Werner, Öhringen-Michelbach, der auch dankenswerterweise bei den Aufnahmearbeiten behilflich war.
  2. Quadriert von Pfalz und Bayern und mit Mittelschild Veldenz belegt; zwei Helme.
  3. Vgl. Wenzel/Werner, Michelbach 482. Ob sich tatsächlich die Jahreszahl 1593 in inschriftlicher Ausführung an dem Gebäude befunden hat (so Der Lkr. Öhringen 2, 332; danach auch Rauser, Ohrntaler Heimatbuch 218), ist fraglich. Sie ist jedenfalls nicht (mehr) auffindbar.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 740 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0074006.