Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 738 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1623

Beschreibung

Epitaph für Johannes Metz und seine Frauen Ursula geb. Zinn und Anna Maria geb. Bayer. Innen an der Südseite des Langhauses, an der Ostseite des östlichen Strebepfeilers. Ädikula aus rotem Sandstein. Als Bekrönung eine querovale Kartusche mit Sterbevermerk (A); im Gebälk in eingetieftem, seitlich halbrund ausgezogenem Feld Bibelspruch (B); in der von Pilastern und von aus flachen Voluten gebildeten Seitenteilen gerahmten Hauptzone drei (1:2 angeordnete) Vollwappen innerhalb eines oval eingetieften Feldes; auf den Pilastern Frauenmasken; im Sockel, der von im Profil dargestellten Löwenköpfen als Seitenteilen flankiert wird, zwei durch eine reliefierte Schmuckleiste senkrecht abgeteilte Schriftfelder mit den Sterbevermerken (C) und (D); im Unterhang Engelskopf.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 222, B. 98, Bu. 2,3–2,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur, Humanistische Minuskel mit Frakturelementen und Kapitalis (A), Fraktur und Kapitalis (B), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen und Kapitalis (C, D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    ANNO 1623 · 14 · Junija) · / Jst der Ehrnueste Achtbare vnd / Wolweise Herr Johannesa) Metza) / Burgermeister alhie · sanfft vnd / Selig in Christo dem Herrn entsch=/laffen · seines alters im 63 · Jar / deszen seel Gott gnedig sein / wölle AMENb)

  2. B

    Jch waisz das mein Erlöszer Lebt · / Vnd er wirdt mich hernach ausz der / Eedenc) aufferwecken1) · HIOB · 19 · V(ers) · 25 ·

  3. C

    ANNO 1599 · 29 · Julij / Jst im Herrn seliglich / Verschieden die Erbare / Fraw Orsula Zinnin · / Herrn Mötzen erste eh=/liche hauszfraw ihres / Alters im 36 · Iahr deren / sellen Gott gnedig seÿ / AMENd) ·e)

  4. D

    ANNO 16〈. . . . . . . . .〉 Jst / Im Herrn seliglich ver=/schieden die Erbare vnd / Ehrntugentsame Fraw / Anna Maria Baÿerin · / Herrn Mötzen andere / vnd letzste ehliche haus=/fraw · ihres alters 〈. .〉 iar / derf) sellen Gott gnadt AMENg)

Datum: 24. Juni 1623 n. St., 8. August 1599 n. St.

Wappen:
Metz2; Zinn3, Bayer4.

Kommentar

Die Fraktur ist in zahlreichen Einzelformen der Gemeinen, aber auch der – gelegentlich etwas eigenwillig verzierten – Versalien eng verwandt mit der des Öhringer Bildhauers Philipp Kolb, allerdings regelmäßiger und qualitätvoller in der Ausführung. Charakteristischste Formen sind das Schluß-s mit zweimal rechtwinklig gebrochenem und waagerecht verlaufenden Mittelteil, fast kreisrundes o sowie r mit in den Oberlängenbereich hineinragender quadrangelförmiger Fahne. Die Humanistische Minuskel weist einige Frakturmerkmale auf, wie etwa die Bogenbrechung des e, die Quadrangel-Fahne des Schaft-r und das zweistöckige z. Das A am Beginn der drei Sterbevermerke ist jeweils deutlich vergrößert, und sein linker Schrägschaft ist geschwungen und zu einer Schleife oder Doppelschleife ausgezogen, während der rechte Schaft senkrecht steht. Der Schaft der 1 ist oben und unten gespalten, die Bögen der offenen 6 und 9 im Scheitel spitz ausgezogen. Von der Hand desselben Steinmetzen stammen etliche weitere zwischen 1622 und 1631 entstandenen Grabmäler im Bearbeitungsgebiet5.

Ursula, die erste Ehefrau des Johann Metz, war eine Tochter des Öhringer Stadtpfarrers und Stiftspredigers Kaspar Zinn (vgl. nr. 484).

Textkritischer Apparat

  1. Ganzes Wort in Humanistischer Minuskel.
  2. Schrägschaft des N nach rechts weit über den Schaft hinaus verlängert und nach oben eingerollt, danach eine Reihe von kleiner werdenden Häkchen als Zeilenfüller.
  3. Sic!
  4. Letzte Zeile zentriert.
  5. Quadrangel mit unten angesetzter und nach rechts ausgezogener Zierranke.
  6. Letzte Zeile aus Platzmangel in kleinerem Schriftgrad.
  7. Schrägschaft des N nach rechts weit über den Schaft hinaus verlängert und nach oben eingerollt.

Anmerkungen

  1. Hi 19,25.
  2. Durch eingebogene Spitze gespalten, in jedem Platz eine Rose; Helmzier: aus Flammen wachsender auffliegender Phönix zwischen zwei geteilten Büffelhörnern.
  3. Runder Turm mit doppeltem Zinnenkranz auf Dreiberg; Helmzier: zwei geteilte Büffelhörner.
  4. Quadriert, 1/4. Lilie, 2/3. zwei Schrägbalken; Helmzier: über Helmkrone wachsender auffliegender Schwan.
  5. Vgl. Einl. 72, 78.

Nachweise

  1. Birkenstock 68f. Nr. 64.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 738 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0073806.