Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 737 Adolzfurt (Gde. Bretzfeld), ev. Pfarrkirche 1623

Beschreibung

Grabplatte der Regina Keller geb. Alberti und ihres Sohns Hans Georg. Ursprünglich im Langhaus unter der Kanzel im Boden. Um 1860/70 an die Außenseite der Kirche versetzt1; seit 1953 am jetzigen Standort innen an der Nordwand des Chors. Roter Sandstein. In eingetiefter Rahmenleiste umlaufend eingehauener Sterbevermerk (A); im Feld oben eine querovale Kartusche mit Rahmen aus Roll- und Knorpelwerk, darin Bibelspruch (B), als unterer Abschluß eine Fratze; darunter zwei aneinandergeschobene Vollwappen in Rundmedaillon; in der unteren Hälfte des Feldes eine oben und unten von je einem Engelskopf und seitlich von gestreckten Voluten eingefaßte Tafel mit Versinschrift (C) und Bibelspruch (D). Verwittert und bestoßen; untere Randleiste fehlt.

Maße: L. (Rest) 190, B. 97,5, Bu. 2,6 (A, B), 2,4–2,7 (C), 2,3 cm (D).

Schriftart(en): Fraktur und Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (A, D), Kapitalis und Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (B), Fraktur (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    Annoa) 1623 · 26 · Ianuarija) : Jst Jn Gott Selig ver/schieden · Die Ehrn : vnd Tugendtreiche Fraw Regina Kellerin geborne Albertin Vögtin alhie , Jhres alters · 26 · Jahr · / [– – –] / [söh]nlein Hansz Georg Keller so nur 5 · tag altt · welche beede Gott gnedig Zur Ewigen Freidt erwecken wolle Amen ·

  2. B

    · PHILI · 1 · V(ERS) · 21 · / Christus Jst mein leben · sterben / Jst mein gewin ·b)2)

  3. C

    Richtig mein Hertz Jch   KErtt Zu Gott  
    Einig mein Mann esz   Liebt ohn Spott  
    Gott hatt vnsz bschert · 3 ·   Lieber Söhn  
    Jm Elfften taag der   ERst wahr hin  
    Noch Einer lebtt · der   Jüngst must mitt  
    Als Jch Seelig von hin   Nen Schidt  

  4. D

    Psalma) · 4 ·b) / Jch liege vnd schlaffe gantz mit frieden3) ·

Versmaß: Deutsche Reimverse, Akro- und Mesostichon (C).

Datum: 5. Februar 1623 n. St.

Wappen:
Keller4, Alberti5.

Kommentar

Besonderheit der Fraktur sind das kreisrunde o und die über den Mittellängenbereich hinausragende quadrangelförmige Fahne des r. Die Humanistische Minuskel weist neben dem J-Versal etliche weitere Frakturmerkmale auf, so das unter die Grundlinie reichende, dabei aber keinen Schwellschaft bildende lange s, die gebrochenen Bögen von b, e und g sowie die quadrangelförmige Fahne des r. Innerhalb der Versinschrift (C) sind jeweils die Anfangsbuchstaben der Verse sowie die durch Versalien hervorgehobenen Buchstaben in der zweiten Hälfte der Verse als Akro- und Mesostichon zu lesen und ergeben den Namen der Verstorbenen REGJNA KELLERJN.

Regina war eine Tochter des Heilbronner Stadtschreibers Anton Alberti und der Katharina von Olnhausen6. Sie ist am 22. Oktober 1596 geboren. Die Heirat mit Johann Georg Keller († 1640), Sohn des Pfarrers und Hofpredigers zu Pfedelbach Lorenz Keller (vgl. nr. 420), fand 1618 statt. Keller war zunächst Protokollist beim Kammergericht zu Speyer, dann berlichingischer Schreiber in Jagsthausen, Schreiber in Löwenstein und anschließend Stadtschreiber in Beilstein gewesen, bevor er 1617 in gräflich hohenlohische Dienste wechselte und bis 1631 neben der Vogtei Adolzfurt zugleich das Amt des Burgvogts und Kanzleidirektors zu Pfedelbach versah. Während der Zeit der schwedischen Herrschaft über das deutschordische Mergentheim (1631–1634) war er Amtmann auf Schloß Neuhaus (Gde. Igersheim, Main-Tauber-Kreis) und schließlich von 1635 bis zu seinem Tod hällischer Vogt zu Vellberg. Der in Inschrift (C) als noch lebend erwähnte Sohn der Regina Keller ist 1625 gestorben, seine Grabplatte ist ebenfalls erhalten (nr. 752).

Textkritischer Apparat

  1. Wort in Humanistischer Minuskel.
  2. Quadrangel mit nach rechts ansetzender Zierranke als Schlußzeichen.

Anmerkungen

  1. Familien-Register Adolzfurt II (wie unten) 22: „neuerdings auf der Außenseite der Kirche aufgestellt“. Die Kenntnis dieser Quelle verdanke ich der freundlichen Mitteilung von Herrn Karlheinz Messer, Bretzfeld-Adolzfurt.
  2. Phl 1,21.
  3. Ps 4,9.
  4. Linksgewendet. Gespalten, vorn ein steigender Bär auf Dreiberg, hinten ein schrägrechter steigender Keil; Helmzier: über einem Helmwulst ein wachsender Bär zwischen zwei geteilten Büffelhörnern.
  5. Geteilt, darin ein Kranich, im erhobenen rechten Fuß einen Stein haltend, oben begleitet von zwei vierblättrigen Blüten; Helmzier: über einem Helmwulst drei Blumen hinter zwei Büffelhörnern.
  6. Alle folgenden Angaben, auch zu Reginas Ehemann, nach Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 216 Nr. 1264.

Nachweise

  1. Familien-Register der Gemeinde Adolzfurt II, vom Jahre 1866 an. Mit einer kurzen Chronik der Gemeinde bis zum Jahr 1806 und fortgehenden Annalen, verf. v. Pfarrer Richard Lauxmann (Ev. PfarrA Adolzfurt) 22 (nur C; B u. D teilweise).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 737 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0073709.