Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 736 Neuenstein, Spitalgasse 9 vor 1623

Beschreibung

Rundpfeiler mit Nameninschrift des Georg Kern. Gewölbestütze im Keller1; durch den etwas später angelegten Treppenabgang an der Nordseite teilweise vermauert. Sandstein. Über dem aus fünf Trommeln zusammengesetzten Säulenschaft das geradwandige, zylinderförmige, oben und unten von Wulstprofilen begrenzte Kapitell mit umlaufend eingehauener Inschrift. Ein kurzer Abschnitt der Inschrift durch die Mauer verdeckt.

Maße: H. 189, B. 62, T. 60, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/6]

  1. GEORG · KEHRN · BAWMEIS[TE]R ·

Kommentar

Die großformatige Kapitalis ist sehr gleichmäßig mit fast rechtwinkliger Kerbe eingehauen. Auffällig kurz ist der Mittelbalken des E. Die Schäfte des M sind schräggestellt, der Mittelteil reicht nur bis zur Zeilenmitte hinab. Die Cauda des R ist ebenso wie der untere Schrägbalken des K markant geschwungen. Als Worttrenner dienen große Quadrangel.

Die Inschrift dürfte von dem hohenlohischen Baumeister Georg Kern eigenhändig ausgeführt worden sein. Er war der Besitzer des Hauses, das er zusammen mit einer Scheune 1623 für eine gemeinsam mit seiner zweiten Frau getätigte Stiftung belastete2. Zu diesem Zeitpunkt bestand der Keller und somit auch die vorliegende Inschrift also wohl jedenfalls schon. In Neuenstein nachweisbar ist Kern bereits ab 16073. Die Schreibweise des Namens entspricht der in Kerns Baumeistersignatur am Neuensteiner Oberen Torturm (nr. 709). Georg Kern ist 1584 in Forchtenberg als zweiter Sohn Michael Kerns II geboren4. 1607 erhielt er, nachdem er in der väterlichen Bildhauerwerkstatt gelernt hatte, die Bestallung zum hohenlohe-neuensteinischen Baumeister, fünf Jahre später zum Baumeister aller gräflich hohenlohischen Linien und trug somit die Verantwortung für das herrschaftliche Bauwesen in der gesamten Grafschaft. Seine Hauptaufgabe bestand im Neubau, Umbau und in der Instandhaltung der zahlreichen Schloßbauten, wobei er als Architekt, Bauleiter und Gutachter tätig war. Daneben war er verpflichtet, für die Herrschaft Bildhauerarbeiten auszuführen. Ab 1618 amtierte er zudem als Burgvogt zu Neuenstein. Er ist um 1643 gestorben, das genaue Sterbedatum ist nicht bekannt.

Anmerkungen

  1. Den Hinweis auf diese Inschrift verdanke ich der freundlichen Mitteilung von Herrn Kreisarchivar Rainer Gross, Neuenstein. Dem Hauseigentümer, Herrn Dipl.Ing. FH Arch. Peter Viereckel, danke ich für die bereitwillig gewährte Genehmigung der Aufnahmearbeiten.
  2. Vgl. Lamm, Im alten Neuenstein 41f.; ebd. weitere Angaben zur Geschichte des Gebäudes.
  3. Ebd.
  4. Vgl. zum Folgenden Rößler, Georg Kern 103–113.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 736 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0073602.