Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 735 Sindringen (Stadt Forchtenberg), ev. Pfarrkirche 1622?

Beschreibung

Fragment des Epitaphs für den Pfarrer Eberhard Balbierer (Tonsorius). Innen an der Nordwand des Langhauses. Ursprünglich in der Nordmauer des vor der Stadt gelegenen Friedhofs1. Hochrechteckige Sandsteinplatte, von der nur noch etwa zwei Drittel erhalten sind. Die dreigeteilte Platte zeigte oben eine rollwerkgerahmte Schrifttafel mit dem Sterbevermerk, die oberhalb der unteren Rahmenleiste mit gerader Schnittkante abgetrennt wurde und verloren ist. In der ursprünglichen Mitte der Platte innerhalb eines querrechteckigen Feldes Kreismedaillon mit Vollwappen; unten eine annähernd quadratische, rollwerkgerahmte Tafel mit Bibelspruch. Stoßschäden an den Kanten.

Maße: H. (Rest) 135, B. 88, Bu. 4,0–4,2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Jch hab einen guten kampf gekempft ; / Jch hab den lauff volendet ; ich hab / glauben gehalten , Hinfur ist mir / beÿgelegt die kron der gerechtig ṿhaita) , / welche mir der herr , an ienem tag , der / gerechte Richter gäben wirdt , nit mir / Aber allein , sunder auch allen Die / sein erschainuṇegb) Lieb Haben .c)2)

Wappen:
Balbierer3.

Kommentar

Die Fraktur ist mit gleichmäßigem, großzügigem Zeilenabstand eingehauen und läßt so den Ober- und Unterlängen und den – sparsamen – Verzierungen der Versalien Platz zur Entfaltung. Der J-Versal am Beginn der Inschrift weist eine markante senkrecht gestellte doppelte Kontraschleife am unteren Bogenende auf. Die Schwellung des Schafts von f und langem s ist nur unmerklich ausgebildet. Einige Schäfte sind nach links durchgebogen, so etwa regelmäßig bei a und g, häufig auch der zweite Schaft des n. Dagegen sind der Schaft des p und die beiden Schäfte des v kräftig nach rechts durchgebogen. Die Oberlängen sind gelegentlich mit Schleifen verziert oder mit einem Zierbogen überwölbt, über u ist als diakritisches Zeichen eine kurze Wellenlinie gesetzt. Bei den Interpunktionszeichen wird unterschieden zwischen Komma, Strichpunkt und Schlußpunkt. Die Wörter sind häufig ohne Zwischenraum aneinandergereiht.

Das Wappen erlaubt die Zuordnung des Grabmals zu dem Sindringer Pfarrer Eberhard Balbierer, da dasselbe Wappen auch auf dem Epitaph von dessen 1607 verstorbener Ehefrau Katharina von Olnhausen (nr. 600) vorkommt. Balbierer ist in Gailenkirchen (Stadt Schwäbisch Hall) geboren als Sohn des dortigen Schultheißen Ludwig Balbierer4. Er studierte in Wittenberg (imm. 1582 V 28), wurde 1586 Pfarrer in Gailenkirchen, dann 1593 Diakon in Waldenburg. Ab 1602 war er schließlich Pfarrer in Sindringen. Sein Todesdatum ist unbekannt. Der letzte Eintrag von seiner Hand im Sindringer Kirchenbuch datiert vom 14. April 16225, und sein Nachfolger Samuel Heyland ist ab 1623 im Amt bezeugt. Er wird demnach vermutlich 1622 gestorben sein.

Textkritischer Apparat

  1. Fehlerhafte Worttrennung. Der Buchstabe nach g nicht mehr eindeutig zu lesen, im Vergleich mit der übrigen Inschrift aber am ehesten zu deuten als v mit nach rechts durchgebogenen Schäften, von denen der linke einen Anschwung im Oberlängenbereich hat. Jedenfalls kein k, da dieses sonst deutlich anders geformt ist.
  2. Steinmetzfehler. Der linke Schaft des zweiten n fehlt, stattdessen ist dahinter ein überflüssiges e eingehauen. Über dem zweiten Schaft des ersten n außerdem ein fälschlich eingemeißelter i-Punkt.
  3. Schlußzeichen in Form eines Quadrangels auf der Grundlinie, der mit zahlreichen haarfeinen Zierlinien versehen ist und somit zugleich als Zeilenfüller dient.

Anmerkungen

  1. Dort noch 1949, vgl. die hs. Forchtenberger Chronik von Hirschberg, zit. in Rauser, Forchtenberger Heimatbuch 228.
  2. 2 Ti 4,7–8.
  3. Lilie über Dreiberg; Helmzier: über Helmwulst die Lilie zwischen zwei Büffelhörnern.
  4. Alle Angaben zur Person nach Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 16f. nr. 92. Ludwig Balbierer wurde 1588 zum hohenlohe-waldenburgischen Schultheißen zu Gailenkirchen bestallt; vgl. HZAN Wa 25 Bü 356 Nr. 7.
  5. Vgl. Rauser, Forchtenberger Heimatbuch 265.

Nachweise

  1. Rauser, Forchtenberger Heimatbuch 228 (nur erwähnt, ohne Identifizierung).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 735 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0073505.