Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 730 Neuenstein, ev. Stadtkirche 1622

Beschreibung

Epitaph des Konrad Hyso und seiner Frau Margaretha geb. Krafft. Innen an der Südwand des Chors in Höhe der ehemaligen Herrschaftsempore angebracht. Ädikula aus Sandstein, bildhauerischer Schmuck aus Alabaster, Schrifttafeln aus Schiefer. Als Bekrönung ein seitlich von zwei Engelshermen gerahmtes Rundmedaillon, darin zwei aneinandergeschobene Wappen unter gemeinsamem Helm, hinter der Helmzier ein Schriftband mit eingehauener Jahreszahl (A), unter den Wappen ein kleiner Engelskopf. Kein Gebälk. Im Mittelteil der Hauptzone ein von einem Engelskopf bekröntes Bildrelief mit Darstellung der Auferstehung Christi; zu beiden Seiten des Reliefs sehr breite Lisenen mit Rundbogennischen, darin Standfiguren von Tugendpersonifikationen: links Caritas, rechts Prudentia (?)1; unter den beiden Nischen sowie in den geschweiften, aus Voluten und Blattwerk gebildeten Seitenteilen weitere Engelsköpfchen. Die gesamte Sockelzone wird ausgefüllt von einem weiteren Bildrelief, das die verstorbenen Eheleute mit ihrer Familie vor einem drapierten Vorhang im Gebet kniend zeigt: links den Vater mit zwei erwachsenen Söhnen, einem Knaben und einem Säugling, rechts die Mutter mit zwei erwachsenen und drei kleinen Töchtern sowie zwei Säuglingen. Der Unterhang wird gebildet aus zwei nebeneinander angeordneten querovalen Kartuschen, in die Schiefertafeln mit den eingehauenen und mit Goldfarbe ausgemalten Sterbevermerken (B) und (C) eingelassen sind, aus einem darunter in der Mitte angebrachten, von einem Engelskopf bekrönten Rundmedaillon mit Totenschädel und geflügeltem Stundenglas sowie aus rahmendem Rollwerkornament, das unten in der Mitte zu einer Maske ausgeformt ist. Die Zeilen der Inschriften sind vorgeritzt.

Maße: H. 260, B. 129, Bu. 2,0 bzw. 1,0 (B, C)2, Zi. ca. 2,4 cm (A).

Schriftart(en): Fraktur und Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/6]

  1. A

    16//22

  2. B

    ANNO D(OMI)NI 1617 den 22 / Aprilis . Jst in Christo seeligklich verschie=/den der Erbar vnd Ehrnuest Herr Conrad / Hÿso Gräflicher Hohenloischer gemeiner / Raht vnd Cammermeister allhie seines / alters 50 Jahr dem Gott ein / fröliche vrstend verleihe

  3. C

    ANNO D(OMI)NI 1621 den 8 . / Junij Jst in Christo seeligklich verschide(n) / die Erbar vnd Ehrntugentreich Fraw / Margretha Kräfftin Herrn Conrad Hÿ=/sons Eheliche Hauszfraw Jhres alters / 49 Jahr . deren Gott ein frö=/liche vrstend verleihe amen .

Datum: 2. Mai 1617 n. St., 18. Juni 1621 n. St.

Wappen:
Hyso3, Krafft.

Kommentar

Auffälligste Merkmale der dünnstrichigen Fraktur sind die rechtsschräg abgeknickten Oberlängen von f und langem s und die um eine halbe bis ganze Schaftbreite nach rechts versetzten quadrangelförmigen i-Punkte. Die Kapitalis ist bis auf die deutlich vergrößerten Anfangsbuchstaben in den Mittellängenbereich der Minuskel eingefügt. Der bildhauerische Schmuck des Epitaphs ist in der Werkstatt Michael Kerns III entstanden4. Der epigraphische Befund stützt die kunsthistorische Zuschreibung. Der architektonische Aufbau des Grabmals ist jedoch nur schwer mit Michael Kerns Oeuvre in Einklang zu bringen und stammt möglicherweise von dessen als hohenlohischer Baumeister in Neuenstein ansässigem Bruder Georg5. Durch die bislang übersehene Jahreszahl (A) erübrigen sich weitere Diskussionen um die Entstehungszeit des Grabmals6. Zudem sind die beiden Sterbevermerke (B) und (C) eindeutig gleichzeitig und von derselben Hand ausgeführt, so daß eine Herstellung vor 1621 ohnehin ausscheidet.

Zu Konrad und Margaretha Hyso vgl. die Inschriften ihrer Grabplatten nrr. 676, 713.

Anmerkungen

  1. So Schneider, Michael Kern 87.
  2. Letzte Zeile jeweils in kleinerem Schriftgrad.
  3. Helmzier: Hyso.
  4. So bereits Dehio Baden-Württemberg I, 581; vgl. ausführlich Schneider, Michael Kern 86–88.
  5. So die plausible Überlegung von Schneider, ebd. 87.
  6. Dehio Baden-Württemberg I, 581: 1. Hälfte 17. Jh.; Schneider, Michael Kern 41: „um 1618“.

Nachweise

  1. Maurer, Kirchengeschichte 34 (nur erwähnt).
  2. Hesler/Taddey, Stadtkirche 8 (nur erwähnt, Abb.).
  3. Schneider, Michael Kern 86 (Abb.), 252 Anm. 494 (nur B, C).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 730 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0073000.