Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 726 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1582–1622, 1622

Beschreibung

Epitaph für Johann Zobel und seine Frau Margaretha geb. Baumgeser. Innen an der Südwand des Chors. Große hölzerne Ädikula, bemalt. Im geschweiften Aufsatz ein mit einer gedrehten und vergoldeten Kordel umrahmtes Rundmedaillon mit zwei gemalten aneinandergeschobenen Wappen unter einem Helm, neben der Helmzier Nameninitialen (A); zu beiden Seiten des Medaillons sitzende Engel (der linke mit Blasinstrument und Stundenglas, der rechte betend), ganz außen Schriftbänder mit in schwarzer Farbe auf weißem Grund aufgemaltem Mahnspruch (B). In der von Pilastern gerahmten Hauptzone großes Ölgemälde, darüber auf der oberen Randleiste die zugehörige Bibelstellenangabe (C), Gold auf rotem Grund. Im Gemälde Darstellung des Totenfeldes nach der Vision des Ezechiel, oben in der Mitte in Wolken der mit goldener Farbe aufgemalte hebräische Gottesname (D). Im Sockel dreispaltige Versinschrift (E) in Schwarz und Rot auf weißem Grund; seitlich auf den beiden Pilasterpostamenten pergamentfarbene Schriftblätter mit Bibelspruch (F). Unterhang mit Rollwerkrahmung, darin ein gleichsam an der oberen Rahmenleiste aufgehängtes querrechteckiges Schriftblatt, links und rechts davon auf der oberen Rahmenleiste mit roter Farbe aufgemalte Bibelstellenangabe (G), oben auf dem Blatt auf pergamentfarbenem Grund zweizeiliger Bibelspruch (H), darunter auf weißem Grund in schwarzer und roter Schrift der Sterbevermerk der Frau (I); zu beiden Seiten des Blatts geflügelte Putti mit Seifenblasen. Restauriert, Grad der Überarbeitung der Inschriften nicht feststellbar.

Siehe Lageplan.

Maße: H. ca. 235, B. 125, Bu. ca. 2,5 (A), ca. 2,5 (B), ca. 1,8 (C), ca. 3,5 (D), 1,0 (E), 2,0 (F), 1,7 (G), 1,3 (H), 1,9 cm (I).

Schriftart(en): Kapitalis (A, C), Fraktur (B, E, F, H, I), Kapitalis und Fraktur (G), hebräische Schrift (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/9]

  1. A

    · I(ohann) · // · Z(obel) ·

  2. B

    · Vigilate // et Orate1) ·

  3. C

    · EZECHI : 37 · CAP :2)

  4. D

    יהוהa)

  5. E

    Anb) diesem Orthb) ruwet vnd schlafft ,Johannesc) Zobelc) der Ehrnhafftb) ·Desb) Stifftsb) in Oringenb) Sÿndicusb) ,Derb) aus disz Lebensb) überdrus ·Jnb) friedt und rechter Fraidigkaidtb) ,Garb) wenig tag vor seim abschaidt ·Verordnetb) hat , an dieser Stethb) ,Seimb) Leibc) sein gepürlich Ruhbethb) · //Jedochb) der Herrc) sein gnad mittheilt ,Dasb) ihn der Todtb) nicht übereilt ·Danb) er zuuor freÿ hat bekhendt ,Seinb) Haÿllandtb) Jhesumc) bis ans endt ·Demb) er auch seinen gaist auffgab ,Alsb) seins alters Sechsfunfftzigb) ward ·Denb) neün zwantzgsten des Brachmondenb) ,Derb) wenger zal im Zwaÿachtzgstenb) · //Nachb) Christc) unsers Erlösersb) gburt ,Seinb) Leibb) ins grab geleget wurdt ·Warttetb) das er aus dieser Erdtb) ,Durchb) Christumc) aufferwecket werdt ·Vndb) mit den Glaubigenb) der Fraidtb) ,Dieb) ihnen ist von gottc) beraidt ,Geniessenb) werdt in Ewigkaidtc) ·

  6. F

    Christus ist / mein Leben , //d) Sterben ist / mein gewin3) //e) · Phili :f) // · 1 · Cap :

  7. G

    · ROM : // 14 · Cap :

  8. H

    Leben wir so leben wir dem Herrn , Sterben wir so sterben wir dem Hern , / Darumb wir leben , oder sterben so seindt wir des herren4) ·

  9. I

    Annog) D(o)m(in)i · 16 〈· 22〉 · Den 〈· 30 · Augusti ·〉 / Starbb) die Erbarb) und Thugentsamb) Frauw / Margarethac) Baumgeserinb) , Johanc) Zobelsb) gewe=/sene eheliche Hausfraw deren der Allmechtigb) Gottc) / ein fröliche aufferstehung uerleihe · Amen ·h)

Übersetzung:

Seid wachsam und betet! (B)

Versmaß: Deutsche Reimverse (E).

Datum: 29. Juni 15825, 9. September 1622 n. St.

Wappen:
Zobel6, Baumgeser7.

Kommentar

Die Fraktur der Inschrift (I) ist reicher verziert als die der übrigen Inschriften. Dennoch dürften alle Inschriften von derselben Hand herrühren. Die Oberlängen sind gespalten und ihre Enden häufig eingerollt. An die Unterlängen sind mitunter Schleifen, in der letzten Zeile der Inschrift (I) auch Kontraschleifen angesetzt. Die Versalien sind zumeist nur mäßig verziert. Auffälliges Merkmal der Inschriften ist die Hervorhebung einzelner Wörter durch Auszeichnung der beiden ersten Buchstaben oder des gesamten Worts mit roter Farbe.

Sowohl für Johann Zobel als auch für seine erst 40 Jahre später gestorbene Frau Margaretha sind die Grabplatten in der St. Annakapelle erhalten (nrr. 637, 725). Die Sterbedeaten der Witwe wurden im vorliegenden Epitaph den leicht abweichenden Schriftformen zufolge eindeutig erst nachträglich eingefügt. Da weder durch Schriftvergleich noch durch Stilvergleich der bildlichen Darstellungen der Künstler ermittelt werden konnte, und da zudem die Schriftformen sowohl der Fraktur als auch der Kapitalis insgesamt zu uncharakteristisch sind, ist eine nähere zeitliche Einordnung des Epitaphs innerhalb des Zeitraums zwischen 1582 und 1622 bislang nicht gelungen.

Textkritischer Apparat

  1. Ohne Vokalzeichen.
  2. Die ersten beiden Buchstaben des Worts rot ausgezeichnet.
  3. Ganzes Wort rot ausgezeichnet.
  4. Fortsetzung des Bibelzitats auf dem rechten Postament.
  5. Bibelstellenangabe beginnt auf dem linken Postament und setzt sich auf dem rechten fort.
  6. Gesamte Bibelstellenangabe rot ausgezeichnet.
  7. Gesamtes Datum in der ersten Zeile rot ausgezeichnet.
  8. Amen · rot ausgezeichnet.

Anmerkungen

  1. Mt 26,41.
  2. Hes 37,1–14.
  3. Phl 1,21.
  4. Rö 14,8.
  5. Auf Zobels Grabplatte (nr. 637) als Todestag abweichend der 28. Juni 1582.
  6. Linksgewendet. In Rot über einem mit zwei sechsstrahligen goldenen Sternen belegten silbernen Balken ein springender naturfarbener Marder, in den Vorderläufen ein mit einem goldenen Stern belegtes rotes Herz haltend; Helmzier: über rot-silbernem Helmwulst ein wachsender naturfarbener Marder mit dem gleichen Herz in den Vorderläufen wie im Schild.
  7. In Silber auf grünem Boden ein natürlicher Baum, links darunter eine blau gekleidete und golden gegürtete Frau, mit der Rechten an den Baumstamm greifend, die Linke in die Hüfte gestützt.

Nachweise

  1. Maisch, Aus dem Werk früherer Heimatforscher (KrAHK) 77–83.
  2. Ders., St. Anna-Kirche (m. Abb.).
  3. Birkenstock 75–77 Nr. 70.
  4. Erdmann, Diareihe St. Anna-Kapelle 13 (nur E, F).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 726 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0072606.