Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 710(†) Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, Torkapelle St. Kilian 1620

Beschreibung

Zwei Schießscharten- und ein Fenstergewände mit Jahreszahlen sowie eine (verlorene) Inschrift am Glockengeschoß. Die drei Gewände außen an der Nordseite des Turms, in einer Achse untereinander angeordnet, die vierte Inschrift ehedem an den vier Ecken des Glockengeschosses an nicht näher beschriebener Stelle.

I. Unteres Schießschartengewände. Sandstein. Schmale, in der Mitte beidseitig ausgebuchtete Schlüsselscharte, als Sturz ein querrechteckiger Quader. Auf dem Quader in der Mitte ein erhabenes hochrechteckiges Feld mit reliefiertem Abtswappen und vier Initialen (A) in den Ecken; links und rechts des Felds zweizeilige Inschrift (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/4]

Maße: H. (Werkstück) ca. 30, B. ca. 45, Bu. ca. 4–5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    P(ater) // T(heobaldus) / A(bbas) // S(chönthalensis)

  2. B

    AN(N)O // D(OMI)NI / M · D // C · XX

 
Wappen:
Fuchs1.

II. Oberes Schießschartengewände. Sandstein, gleiche Form wie I. Auf dem als Sturz dienenden Quader in Flachrelief ein stehender Mönch mit Knebel- und Schnurrbart2, der vor sich einen großen Wappenschild hält, zu Häupten und zu Füßen flankiert von der eingehauenen Datierung.

Maße: H. (Werkstück) ca. 40, B. ca. 40, Bu. ca. 3,5–4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. AN(N)O // D(OMI)NI / 16//20

 
Wappen:
Zisterzienserorden.

III. Fenstergewände im Glockengeschoß. Zweibahniges Rundbogenfenster mit einfacher Maßwerkfüllung. Sandstein. Im Bogenscheitel eingehauene Jahreszahl.

Maße: H. (gesamt) ca. 150, B. ca. 100, Zi. ca. 6 cm.

  1. 1620

IV. Am Glockengeschoß („Aufsatz“ des Turms), „außen an den vier Ecken“ eine „merkwürdige Inschrift“3. Ausführung unbekannt, vermutlich lediglich aufgemalt. Unklar, ob 1620 oder erst später entstanden. 1888 noch vorhanden.

Inschrift nach Keppler, Wanderung.

  1. + hic deus // + hic trinitas // + hic pax // + hic maria

Übersetzung:

Hier ist Gott. Hier ist die Dreifaltigkeit. Hier ist Friede. Hier ist Maria.

Kommentar

Die Kürzungsstriche in den Inschriften (I.B) und (II.) sind nach oben ausgebuchtet. – Die wohl in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaute Kilianskapelle4 befand sich ursprünglich außerhalb der Klostermauern und diente dem Gottesdienst für die Familiaren des Klosters. Der Turm wurde 1620 unter Abt Theobald Fuchs auf den quadratischen Chor aufgesetzt. Die Schießscharten lassen erkennen, daß der Turm – errichtet in den Anfangsjahren des Dreißigjährigen Krieges – wohl nicht zuletzt auch fortifikatorischen Zwecken dienen sollte. Die Eingangsseite des Klosters wurde in den folgenden Jahren durch den Bau eines Torturms und eines runden Eckturms im Nordwesten noch weiter befestigt (vgl. nrr. 721, 732).

Anmerkungen

  1. Springender Fuchs über Dreiberg. Der Schild hinterlegt von einem senkrecht stehenden Abtsstab mit Sudarium. Der Stab geht durch den Schild hindurch und wird nur durch Fuchs und Dreiberg verdeckt.
  2. Vielleicht soll die Mönchsfigur den Abt Theobald Fuchs darstellen, der jedenfalls auf seiner Grabplatte mit derselben Barttracht dargestellt ist, vgl. nr. 765.
  3. Keppler, Wanderung durch Württemberg’s letzte Klosterbauten. V, in: Hist.-polit. Bll. für das kath. Deutschland 102 (1888) 649–661, hier: 653.
  4. Vgl. Klaiber, Kloster Schöntal 106; zum Bau allg. Kdm. Künzelsau 353f.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 771 (nur III).
  2. Keppler 182 (nur IV).
  3. Keppler, Wanderung (wie Anm. 3) 653 (nur IV).
  4. Klaiber, Kloster Schöntal 107 (nur III).
  5. Betzendörfer, Kloster Schöntal 48 (nur III).
  6. Kdm. Künzelsau 354 (nur III; I u. II nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 710(†) (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0071008.