Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 693 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1619

Beschreibung

Grabplatte des Albrecht Christoph Erbermann. Im Chor im Boden, vierte Reihe von Westen, fünfte Platte von Norden. Roter Sandstein. Zwischen schmalen profilierten Stegen eingetiefte Randleiste, darin in der Kopfleiste eine Weihformel (A) und in der Fußleiste ein Bibelspruch (D); im Feld oben eine Kartusche mit Grabschrift (B); darunter zentral, von einem Engelskopf bekrönt, ein kreisrundes eingetieftes Medaillon mit Vollwappen; in den oberen Zwickeln Fruchtbündel; unten eine weitere Kartusche mit Bibelspruch (C), seitlich bekrönt von zwei Engelsköpfen im Profil und unten in der Mitte belegt mit einem weiteren, kleinen Engelsköpfchen. Stark abgetreten, Oberfläche an vielen Stellen schichtweise abgeplatzt; ausgebrochene Ränder großflächig ergänzt (Schriftverlust).

Siehe Lageplan.

Maße: L. 178, B. 93,5, Bu. 3,5 (A), 2,1 (B), 3,1 (B, letzte Zeile), 2,1 cm (C, D).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    [D(eo) . O(ptimo)]a) . M(aximo) . S(acrum)

  2. B

    ALBERT[Ib) C]HRISTOPHORI E[R]BERMANNI / QVOD CLAṾDIc) POTVIT HIC I[A]CET , ANI=/MA MVLTI[S PR]AE[CL]ARISd) DOTIBVS / EXOR[N]ATAe) COELO · RECEPTAe) , / QVAM V[. . . . . . . . . . . . .]T PLACIDEf) / EXP[. . . . . . . .]g) PRIDIE IDVVM MAII / ANṆỌh) CHRISTIANO / Mi) [D] // C XIX ·

  3. C

    CHRISTVSk) · IOHAN · VI · / HEC EST VOLVNTAS PATRIS / [ME]I QVI MISIT [M]E VT OMNIS / QVI VIDET F[IL]IVM ET CREDIT / IN EVM H[A]BEA[T] VITAM AETERNAM / ET ẸG̣[O] ṚESVSCITABO EVM IN / NOVISSIMOl) DIE1)

  4. D

    [ABSI]T GLORIAṚIm) , NISI IN CRVCE DOMINI2) .

Übersetzung:

Dem besten und größten Gott geweiht. (A) – Was von Albrecht Christoph Erbermann eingeschlossen werden konnte, ruht hier, nachdem seine mit vielen hervorragenden Gaben gezierte Seele im Himmel aufgenommen worden ist, welche er (…) sanft ausgehaucht (?) hat am Tag vor den Iden des Mai im christlichen Jahr 1619. (B) – Christus (spricht): Dies ist der Wille meines Vaters, der mich geschickt hat, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, das ewige Leben habe, und ich werde ihn erwecken am Jüngsten Tag. (C) – (Von mir) sei es fern, mich zu rühmen, es sei denn im Kreuz des Herrn. (D)

Datum: 14. Mai 1619=24. Mai 1619 n. St.

Wappen:
Erbermann3.

Kommentar

Die Kapitalis ist sehr regelmäßig eingehauen und hat annähernd quadratische Proportionen. Die Schrägschäfte verbreitern sich zum freien Ende hin keilförmig. C hat nur am oberen Bogenende einen Sporn, und der Mittelbalken des E ist stark verkürzt. Der kurze Mittelteil des M ist gelegentlich nur mittels der Sporen mit den senkrechten Schäften verbunden. Die lange, halbrund aufwärtsgebogene Cauda des Q setzt unten in der Mitte des Buchstabens an. Vom selben Steinmetzen sind nach Ausweis der Schriftformen zahlreiche weitere Inschriftenträger im Bearbeitungsgebiet erhalten4.

Vater Albrecht Christophs war Christoph Erbermann, Dr. jur., gräflich hohenlohischer Rat und Advokat, Advokat der Reichsritterschaft in Franken und ab 1617 kaiserlicher Hofpfalzgraf5. Der Knabe wurde am 15. Mai bestattet6.

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzt nach Birkenstock.
  2. ALBERTVS Birkenstock; vom T nur der Schaft erhalten.
  3. Vom V nur das untere Ende des linken Schrägschafts erhalten.
  4. MVLTIS QE ARIS Birkenstock.
  5. Am unteren Ende des rechten Schrägschafts des A am Wortende ist als Zierelement ein großer, nach oben eingerollter Bogen angefügt, ähnlich einem us-Haken.
  6. VIC NNI      PLACIDE Birkenstock; mit dem Befund nicht zu vereinbaren. Vor PLACIDE vermutlich [E]T zu ergänzen.
  7. Zu ergänzen vielleicht EXP[IRAVIT]; nach dem P ist noch ein Schaft zu erkennen, der aber auch zu einem L gehören könnte. Die zerstörte Stelle läßt allerdings Raum für ein oder zwei weitere Buchstaben; EXIT Birkenstock.
  8. Zeile zentriert.
  9. Neulateinisches Zahlzeichen für Tausend: Schaft zwischen zwei einander zugewendeten Bögen; erhalten sind nur der linke Bogen und der Schaft. Die gesamte Jahreszahl in größerem Schriftgrad.
  10. Gesamte Zeile als Überschrift zentriert; Anfangsbuchstabe von CHRISTVS deutlich vergrößert.
  11. Zeile zentriert.
  12. NVLLAM GLORIAM Birkenstock.

Anmerkungen

  1. Io 6,40.
  2. Gal 6,14.
  3. Schreitende gefleckte Bracke; Helmzier: wachsende Bracke zwischen Büffelhörnern. Zum vermehrten Wappen von 1623 vgl. Siebmacher BayA2 31 Taf. 20.
  4. Vgl. Einl. 71f.
  5. Vgl. nr. 847 † Anm. 2. Erbermann war 1608 von Graf Wolfgang von Hohenlohe und von der Waldenburgischen Vormundschaft zum gemeinsamen Rat und Advokaten ernannt worden; vgl. Magen, Reichsgräfliche Politik 21 Anm. 37.
  6. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1, Totenregister zu 1619 V 15 (LKA, Film KB 1324): „D. D. Erbarman ein Sohn“. Ein weiteres – nicht namentlich genanntes – Kind des Juristen war am 30. Juni 1611 in Öhringen beigesetzt worden; vgl. ebd., Totenregister zu 1611 VI 30.

Nachweise

  1. Birkenstock 26 Nr. 28 (zu 1669!).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 693 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0069308.