Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 692 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1619

Beschreibung

Grabplatte der Magdalena Rhetzer geb. Hugwerner. Im Ostflügel des Kreuzgangs, im ersten Joch von Norden an der Außenwand aufgerichtet; zuvor bis vor wenigen Jahren (1993?) an der Südwand des Westflügels1. Sandstein. Umlaufend eingehauener Sterbevermerk (A) zwischen Rahmenleisten; das Feld quergeteilt: oben zwei aneinandergeschobene Vollwappen mit darüber eingehauenen Nameninitialen (B), unten eine hochrechteckige Tafel mit Bibelspruch (C). Ränder ausgebrochen; Witterungsschäden – vorwiegend in der unteren Hälfte – durch aufsteigende Feuchtigkeit.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 180, B. 85, Bu. 4,0 (A), 3,7 (B), 3,5 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis und Fraktur (A, C), Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/1]

  1. A

    ANNO DOMINI 1619 den 26 / Aprilis Jst Jn Gott seeliglich verschiden die Ehren vnd Tugentsame / Frau · Magdalena Geborne [H]ugw/ernerin · Christoff Rhetzers V(triusque) · I(uris) [·] D(octoris)a) · Cantzlersz alhie (et)c(etera)b) eheliche Hauszfrau · der(en) gott gnadec)

  2. B

    C(hristoff) R(hetzer) V(triusque) I(uris) D(octor) · M(agdalena) R(hetzerin) G(eborne) H(ugwernerin)

  3. C

    ROM · 10 · V(ERS) · 10 · 11 · / So man von Hertzen / [g]laubt · so wirdt man / [g]erecht · vnd so man mit / dem munde bekhennet / so wirdt man seelig · / denn die Schrifft spricht : / wer an ihn glaubet · / wirdt nicht zu schanden / werdend)2) ·e)

Datum: 6. Mai 1619 n. St.

Wappen:
Rhetzer3, Hugwerner4.

Kommentar

Der Duktus der Fraktur ist unruhig. Grund dafür sind neben unregelmäßigen Buchstabenhöhen vor allem die unorganisch dachförmig abknickenden oberen Bogenabschnitte von a, c und g sowie der spitz gebrochene obere Bogenabschnitt des e. Ungewöhnlich sind ferner das lange s mit im Mittellängenbereich tief gespaltenem Schaft und das p mit kleinem, spitz in den Oberlängenbereich gezogenem Bogen. Die Form des o schwankt zwischen einem Sechseck und einem rechts oben eingedrückten Spitzoval, wie es sonst für die Werkstatt Sem Schlörs typisch ist5. Auch Zwischenformen kommen vor. Die Bögen der offenen 6 und 9 sind im Scheitel spitz ausgezogen.

Magdalena war eine Tochter Ludwig Kasimir Hugwerners, des Leiters der gräflich hohenlohischen Kanzlei in Weikersheim († 1598)6. Zu ihrem Mann, dem Kanzler Christoph Rhetzer, vgl. nr. 712. Die Ehe war am 16. Februar 1607 im Neuensteiner Schloß geschlossen worden7.

Textkritischer Apparat

  1. V · I · D · in Kapitalis.
  2. Das etc.-Kürzel in kleinerem Schriftgrad auf halber Zeilenhöhe.
  3. Das letzte Wort aus Platzmangel in etwas kleinerem Schriftgrad.
  4. Das letzte Wort in der Zeile zentriert.
  5. Quadrangel, nach rechts in eine Zierranke auslaufend.

Anmerkungen

  1. Vgl. Knoblauch I/2, Abb. 147.
  2. Rö 10,10–11.
  3. Geteilt, oben ein Drache, unten ein sechsstrahliger Stern; Helmzier: Flug, beide Flügel jeweils mit einem sechsstrahligen Stern belegt.
  4. Stierkopf; Helmzier: zwei Büffelhörner mit Grind und Ohren.
  5. Vgl. z. B. DI 54 (Mergentheim) nrr. 225, 226.
  6. Ev. PfA Neuenstein, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1347), Eheregister zu 1607 II 16. Zu Ludwig Kasimir Hugwerner vgl. Weyer, Graf Wolfgang 35.
  7. Ev. PfA Neuenstein, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1347), Eheregister zu 1607 II 16.

Nachweise

  1. Esenwein, Grabsteine, Nr. A1 (nur A teilw.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 692 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0069200.