Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 683 Neuenstein, Friedhofskapelle 1618

Beschreibung

Grabplatte des Johann Notter. Bis 1962 im Fußboden, nach der Restaurierung der Kapelle 1963 innen an der Südwand des Langhauses als dritter Stein von Osten aufgerichtet. Roter Sandstein. Umlaufender Sterbevermerk (A) zwischen Rahmenleisten; in der Mitte des Felds ein Vollwappen in rollwerkgerahmtem Rundmedaillon, darunter und darüber zwei Schrifttafeln mit Bibelsprüchen (B, C). Beide Tafeln sind im unteren Abschnitt seitlich eingezogen und am unteren Rand in der Mitte halbrund ausgebuchtet. In der Ausbuchtung steht jeweils die Bibelstellenangabe. Die Zeilen sind mit Hilfslinien vorgeritzt. Ränder ausgebrochen.

Maße: L. 195, B. 88, Bu. 3,0–3,4 (A), 3,0 bzw. 2,5 (B), 2,8 bzw. 2,5 cm (C)1.

Schriftart(en): Kapitalis (A), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen, ein Wort in Kapitalis (B, C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    ANNO 1618 · DEN · 7 MARTII IST IN / CHRISTO SEELIGLICH ENTSCHLAFFEN DER EHRNVEST WOLACHTBAR · H(ER)R · IOHANN · / NOTTER · GRÄ(FISCHER) · HOHENLO(HISCHER)a) KAMER RAHT / VND BVRGVOGT ZV NEWENSTAIN SEINES ALTERS · 39 · IAHR DESSEN SEELEN GOTT GNAD ·b)

  2. B

    Seelig Sindt die todten die in / Dem Hern Sterben von nun / an · iha der Gaist spricht / Dasz sie Ruhen von / ihrer arbeit dan ihre / Werck Folgen Ihnen / · nach ·c)2) / APOC · 14 ·

  3. C

    Jch bin die Aufferstehung / vnd das Leben · wer an mich / Glaubet · der wirdt Leben / ob er Gleich Stirbe · vnd / wer da lebet vnd glaubet / an mich der wirdt nim=/mermehr Sterben ·d)3) / · IOH · 11 ·

Datum: 17. März 1618 n. St.

Wappen:
Notter4.

Kommentar

Zahlreiche Anfangsbuchstaben der Kapitalis in Inschrift (A) sind leicht vergrößert. Das A am Beginn der Inschrift ist zudem durch eine unten an den linken Schrägschaft angesetzte Doppelschleife ausgezeichnet. Das A ist meist weit nach rechts geneigt, so daß der rechte Schrägschaft fast senkrecht steht. C trägt nur am oberen Bogenende einen Sporn. Der untere Schrägbalken des K und die Cauda des R sind geschwungen.

Die Minuskel weist mit weitgehend ausgerundeten Bögen und mit stumpf auf der Grundlinie endenden Schäften wesentliche Merkmale der Humanistischen Minuskel auf. Daneben finden sich jedoch reine Frakturbuchstaben (e, g, k, v) und Buchstaben, die zumindest teilweise Frakturelemente bewahren, so b und c mit teilweise gebrochenem Bogen und Schaft-r mit quadrangelförmiger Fahne. Langes s und f reichen mit ihren langen, geschwungenen Schäften weit in den Unterlängenbereich. Die Grabplatte wurde nach Ausweis der Kapitalisformen und der ornamentalen Gestaltung vom selben Steinmetz (Georg Kern?)5 gefertigt wie die ein Jahr zuvor entstandene Neuensteiner Grabplatte der Maria Schreiber (nr. 675).

Johann Notter war spätestens ab 1610 Burgvogt zu Neuenstein6.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Doppelpunkt.
  2. Als Schlußzeichen ein nach rechts in eine Zierranke ausgezogenes und somit zugleich als Zeilenfüller fungierendes Quadrangel.
  3. Das letzte Wort steht zentriert und ist von zwei Quadrangeln eingefaßt, die jeweils nach außen in eine zeilenfüllende Zierranke ausgezogen sind.
  4. Letzte Zeile zentriert, als Schlußzeichen und Zeilenfüller ein nach rechts in eine Zierranke ausgezogenes Quadrangel.

Anmerkungen

  1. Die erste Maßangabe bezieht sich sowohl bei (B) als auch bei (C) auf die Minuskel, die zweite auf die in Kapitalis ausgeführte Bibelstellenangabe in der jeweils letzten Zeile.
  2. Off 14,13.
  3. Jh 11,25–26.
  4. Springender Hund (?) mit langer Rute; Helmzier: Schildfigur zwischen zwei Büffelhörnern.
  5. Vgl. Einl. 72.
  6. Nachweis zu 1610: Kleinehagenbrock, Grafschaft Hohenlohe 146.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 683 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0068306.