Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 681 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, sog. Alte Abtei 1617

Beschreibung

Portalbekrönung mit Wappen des Abts Theobald Fuchs. Am Treppenturm im Winkel zwischen Nord- und Westflügel. Über dem seitlich über Konsolen verkröpften Sims des Portals die giebelartige Bekrönung aus Sandstein: von Roll- und Beschlagwerk gerahmtes ovales Medaillon mit zwei von einer Mitra bekrönten Wappenschilden, die Mitra mit einem senkrecht stehenden Abtsstab mit Sudarium durchsteckt. In der oberen Hälfte des Medaillons, dem Bogenverlauf des Randes folgend, Inschrift (A), unter dem Medaillon links und rechts die Jahreszahl (B). Schrift mit schwarzer Farbe nachgezogen.

Maße: H. 104, B. 136, Bu. 4,2, Zi. 11–12 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/2]

  1. A

    F(RATER)a) THEOBALDVS · //b) ABBAS · Z(V) · S(CHÖNTHAL) ·

  2. B

    1 · 6 // 1 · 7

Wappen:
Fuchs1, Zisterzienserorden2.

Kommentar

In Strichstärke und Behandlung der Schaft- und Balkenenden (Keilform) zeigt die Schrift Anklänge an die Frühhumanistische Kapitalis, nicht jedoch in den fast quadratischen Proportionen. Der Mittelbalken des A ist gerade oder gebrochen, der Balken des H zeigt eine Ausbuchtung nach unten, und der linksschräge Mittelbalken des Z ist gewellt. Als Worttrenner dienen Quadrangel und Dreiecke. Eigenartig ist der Sprachwechsel in der Inschrift.

Der unter Abt Theobald Fuchs (1611–1626) errichtete Winkelbau im Nordwesten des inneren Klosterhofs diente ursprünglich als Gästehaus, Remise und Marstall, ab 1677 dann als Abtei3. Den Namen „Alte Abtei“ erhielt es nach der Fertigstellung des barocken neuen Abteigebäudes (1749). Die Bauarbeiten fanden mit der Eindeckung des Dachs um 1615 (vgl. nr. 661 †) wohl einen vorläufigen Abschluß, dauerten aber bis 1618. Ein Chronostichon auf dieses Jahr befindet sich an der Nordseite des Nordflügels im Tympanon über der Durchfahrt4. Diese Bauinschrift ist allerdings etwa 100 Jahre jünger und wurde von Abt Knittel verfaßt. Die Schriftformen der Kapitalis entsprechen eindeutig denen der Schöntaler Knittel-Inschriften dieser Zeit. Eine Sonnenuhr über der Durchfahrt an der Südseite wurde einem auch dort eingehauenen Chronostichon zufolge 1704 angebracht5, was vielleicht einen Hinweis auf die genauere Entstehungszeit der Inschrift auf der Nordseite gibt.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Doppelpunkt.
  2. Unterbrechung durch die Krümme des Pedums.

Anmerkungen

  1. Linksgewendet. Steigender Fuchs.
  2. Hier: in zwei Reihen geschachter Schräglinks(!)balken.
  3. Zu Baugeschichte und -beschreibung vgl. Kdm. Künzelsau 377–380.
  4. Jesus-Monogramm IHS, darunter: Coenobii praesvl Theobaldvs Fvchsivs annos / Cvm lvstro ternos, sceptra colenda tenens . / hoC eXstrVXIt opVs : saeCLIs InsIgne fVtVrIs, / CVI rVat a CoeLI gVarDIa saLVa Deo . Das zweite Distichon ergibt die Jahreszahl 1618.
  5. Vno aC bIs DenIs phoebVs bene=/DICtVs ab annIs / hVIC VaLLI LVX est : hInC / speCIosa VIget .

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 772.
  2. Heinitz, Sorgen um Kloster Schöntal 19 (nur B).
  3. Kdm. Künzelsau 378.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 681 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0068102.