Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 676 Neuenstein, ev. Stadtkirche 1617

Beschreibung

Metallauflage von der Grabplatte des Konrad Hyso. Die Grabplatte befand sich ursprünglich „im mittleren Gang, welcher von der grosen Kirchthür zu der hintersten führet“1 im Boden. Die Steinplatte ist nicht erhalten, die Metallauflage aus Messing ist jetzt innen an der Nordwand des Chors zwischen den beiden Türen in Augenhöhe angebracht2. Hochrechteckige Platte; im unteren Drittel eine Schrifttafel mit erhaben gegossener Inschrift; darüber ein Vollwappen, das von einem von zwei Pilastern getragenen Rundbogen überspannt wird; in den Bogenzwickeln zwei Engel mit Schwert und Palmzweig. Der Schriftgrund ist mit Punktrasterpunzen ausbereitet, ebenso das Bildfeld. Leicht abgetreten.

Maße: H. 76, B. 56, Bu. 1,7 cm.

Schriftart(en): Fraktur und Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. Anno Domini MDCXVII . den XXII : / Aprilis / ist in Christo Seeliglich entschlafen der Erbar / Ehrnvest vnnd Hochachtbar Herr Conrad / Hÿso Gräflicher Hohenloischer Rath vnd / Cammermeistera) : Dem Gott ein Frölicheb) vfer=/stehung verleihen wölle Amen .

Datum: 2. Mai 1617 n. St.

Wappen:
Hyso/Krafft3.

Kommentar

Die Fraktur bietet mit ihren relativ breiten Proportionen und ausgewogenen Zeilenabständen ein klares Schriftbild. Dazu trägt auch die deutliche Gliederung durch mäßig verzierte Versalien und durch Interpunktionszeichen bei. Der Schaft des f und des langen s verjüngt sich im Unterlängenbereich kaum. Der Schaft des r sowie jeweils der linke Schaft von m, n und v ist oben rechtsschräg geschnitten. Gelegentlich kommen Bogenverbindungen vor, bei denen die Bögen der aufeinanderfolgenden Buchstaben jedoch nicht miteinander verschmelzen, sondern lediglich aneinanderstoßen. Die Oberschäfte haben einen dornartigen Ansatz in Höhe der Obergrenze des Mittellängenbereichs. Die für die römischen Zahlzeichen verwendete Kapitalis ist völlig in den Mittellängenbereich eingefügt. Ihre Buchstaben sind mit kräftigen waagerechten Sporen versehen. Die Einzelformen der Fraktur stimmen so weitgehend mit denen eines Rothenburger Epitaphs von 16164 überein, daß wohl trotz unterschiedlicher Technik der Schriftgrundausbereitung auf eine Herstellung in derselben Nürnberger Werkstatt (Jakob Weinman) geschlossen werden kann5.

Konrad Hyso war wohl ein Sohn des gräflich hohenlohischen Rats und Sekretärs Zacharias Hyso. Geboren ist er der Altersangabe auf seinem Epitaph zufolge 1566/676. Er studierte in Heidelberg (imm. 1582)7. Ab wann er in Diensten der Grafen von Hohenlohe stand, ließ sich nicht ermitteln. Zuletzt war er Kammermeister zu Neuenstein8. Er war verheiratet mit Margaretha Krafft, vermutlich einer Tochter des hohenlohischen Vogts zu Döttingen Georg Krafft, dem Hyso in diesem Amt nachfolgte9. Margarethas Grabplatte (nr. 713) ist ebenso erhalten wie das gemeinsame, 1622 geschaffene Epitaph der Eheleute (nr. 730).

Textkritischer Apparat

  1. Der C-Versal läuft unter der Grundlinie in ein Linienspiel aus, das den Beginn der letzten Zeile ausfüllt.
  2. Der Bogen des h weit unter die Grundlinie verlängert und in ein Linienspiel auslaufend, das als Zeilenfüller der letzten Zeile dient.

Anmerkungen

  1. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) IX. Bü 264 (Neuenstein): Verzeichnis verschiedener in allhiesiger Stadtkirche befindlicher Epytaphien, 1. H. 19. Jh.?
  2. Dort wohl bereits 1905, wenn auch die Standortangabe in der Pfarrbeschreibung unklar ist; vgl. LKA, A 29 Nr. 3137, Pfarrbeschreibung für die Stadtpfarrei Neuenstein 1905, p. 63: „im Gang nördlich vom Chor, an der Wand über der Grabstätte“.
  3. Gespalten, vorn Hyso, hinten Krafft (Lilie); Helmzier: Hyso.
  4. DI 15 (Rothenburg o. d. Tauber) nr. 479.
  5. Vgl. ebd. Einl. XXXVII; zur Weinman-Werkstatt vgl. Zahn, Beiträge 144–146.
  6. Vgl. nr. 713. Die Neuensteiner Taufregister brechen im Januar 1566 ab und setzen erst wieder 1573 ein; vgl. PfA Neuenstein, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1347).
  7. Matrikel Heidelberg II, 102: „Conradus Hyso Neuenstainensis“.
  8. Als solcher aufgeführt im Bestallungsbuch 1616: HZAN Oe 10 117/4/5, Bl. 42r. Als „gewesner Cammermeister“ in Ev. PfA Neuenstein, Kirchenbuch 2 (1609–1668) (LKA, KB Film 1347), Sterberegister zu 1620.
  9. Vgl. Rückert/Ziegler, Archiv Stetten, Nr. 144.

Nachweise

  1. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) IX. Bü 264 (Neuenstein): Verzeichnis verschiedener in allhiesiger Stadtkirche befindlicher Epytaphien, 1. H. 19. Jh.? – Maurer, Kirchengeschichte 35 (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 676 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0067601.