Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 673 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, Alte Abtei 1616, 1621

Beschreibung

Bodenfliesen mit eingeritzten Namen, Initialen und Jahreszahlen. Auf dem Dachboden des Westflügels im Boden verlegt1. Die inschriftlich bezeichneten Tonfliesen befinden sich allesamt im südlichen Bereich des Dachbodens und weisen ein einheitliches Format (25,5 x 20,5 cm) auf2. In drei Fliesen sind lediglich Ornamente eingeritzt3, acht tragen Inschriften. Die genaue Lage der einzelnen Fliesen kann hier nicht bezeichnet werden, die Wiedergabe erfolgt von Norden nach Süden.

I. Hochkant eingeritzter Abtsstab mit Velum, darüber ein kleines Kreuzchen. Der Abtsstab ist umschlungen von einem Buchstaben (A), die gesamte, nur flach ausgehobene Zeichnung ist von einem eingeritzten rechteckigen Rahmen umgeben. Links ist der Längsseite nach Inschrift (B) mit spitzer Kerbe eingegraben. Stark abgetreten.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/9]

Maße: Bu. 6,0 (A), 2,5–3,1 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    S(chönthal)

  2. B

    HS · 1621a)

II. Quer in der Mittelachse beschriftet; die Inschrift mit spitzem Gegenstand tief in den lederharten Ton eingeritzt. Über der Inschrift ein quer laufender und zwei senkrecht laufende Brüche.

Maße: Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. K W 1621b)

III. Gleiche Gestaltung wie Nr. II. Über der Inschrift in der Mitte ein senkrechter Riß.

Maße: Bu. 4,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. K W 1621b)

IV. Der Schmalseite nach in der oberen Hälfte zweizeilig beschriftet. Die Inschrift wurde mit unsicherer Zeilenführung flüchtig in den offenbar bereits sehr harten Ton eingeritzt.

Maße: Bu. 0,5–0,8 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit kursiven Zügen.

  1. Jọhannes / Wolffsti[.]c)

V. Hochkant in der Mittelachse eingeritzter Abtsstab ohne Velum, umschlungen von einem Buchstaben. Die Zeichnung von derselben Hand wie Nr. I, hier jedoch ohne Rahmung und ohne Initialen und Datierung. Die Ritzung wurde mit einem flachen Hölzchen im lederharten Ton ausgeführt. Durch die geschützte Lage nahe unter der östlichen Dachschräge vorzüglich erhalten.

Maße: Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. S(chönthal)

VI. Gestaltung wie Nr. II und III. Kleinere Ausbrüche an den Rändern.

Maße: Bu. 4,0–4,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. K W 1621b)

VII. Der Längsachse nach zweizeilig beschriftet. Die Inschrift wurde offenbar mit einem runden Hölzchen, mit dem auch die runden Worttrenner ausgeführt sind, in den lederharten Ton eingestrichen.

Maße: Bu. 3,5–5,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. T(heobald) · F(uchs) · A(bt)d) Z(u) · S(chönthal)e) · / 1 · 6 · 16

VIII. Hochkant: in der Mittelachse ein großer, mit dem Finger in den lederharten Ton eingestrichener Buchstabe.

Maße: Bu. 19,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. S(chönthal)f)

Kommentar

Die Inschriften scheinen mit einer Ausnahme 1621 ausgeführt worden zu sein. In diesem Jahr dürfte der Dachboden des Gebäudes demnach seinen Fußbodenbelag bekommen haben. Die Eindeckung des Dachs erfolgte bereits in den Jahren zwischen 1613 und 1615 (vgl. nr. 661 †), und der Rohbau war nach Ausweis der Inschrift am Treppenturmportal (nr. 681) 1617 weitgehend fertig. Auf Fliese Nr. VII hat sich mit ziemlicher Sicherheit Abt Theobald Fuchs im Jahr 1616 eigenhändig verewigt. Daraus folgt, daß die einheitlich geformten Tonfliesen offensichtlich auch auf Vorrat gefertigt und zum Teil erst einige Jahre später verbaut wurden. Die Initialen der Ziegler HS und KW ließen sich nicht auflösen.

Textkritischer Apparat

  1. Über der Ziffer 1 jeweils ein Punkt; die spitze 2 ist spiegelverkehrt und um 90 Grad gedreht, so daß sie einem spiegelverkehrten N gleicht.
  2. 1 mit übergeschriebenem Punkt; spitze 2 mit linksschräg gestellten Balken.
  3. Letztes Zeichen nicht lesbar. Es könnte sich um einen doppelten Trennstrich handeln, so daß der Name in einer dritten Zeile fortgesetzt war. Dort ist allerdings nur unter dem o der Rest einer Ritzung zu erkennen. Möglicherweise machte die bereits weit fortgeschrittene Aushärtung des Tons die Fortführung der Inschrift unmöglich.
  4. Über dem A ein nur schwach eingeritztes griechisches Kreuzchen.
  5. S spiegelverkehrt.
  6. Auflösung nicht sicher, aber naheliegend.

Anmerkungen

  1. Den Hinweis auf die Fliesen verdanke ich Herrn Regierungsbaumeister Ulrich Bleck, Staatl. Vermögens- und Hochbauamt Heilbronn.
  2. Die weiter nördlich verlegten Fliesen sind etwas größer und von annähernd quadratischem Format. Sie zeigen keinerlei Verzierungen oder Schriftzeichen.
  3. 1. in der Südwestecke: In zwei „Zeilen“ angeordnete, Schriftzeichen ähnelnde Symbole, die jedoch keinen sinnvollen Text ergeben. – 2. in der Nähe des östlichen Giebelfensters, bei Inschrift-Fliese Nr. VII: die gesamte Fläche bedeckende, mit dem Finger flüchtig eingestrichene Bögen von unterschiedlicher Größe. – 3. unter der westlichen Dachschräge: mit spitzem Gegenstand eingeritztes Symbol, gebildet aus einem Quadrat und einem dieses überlagernden schräggestellten Johanniterkreuz.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 673 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0067300.