Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 668 Laibach (Gde. Dörzbach), Schloß 1615, 1621

Beschreibung

Wappentafeln des Erhard und der Anna Maria von Muggenthal sowie Portalgewände mit Jahreszahl.

I. Wappentafel. Über dem Portal des Treppenturms in der Südecke des Innenhofs. Hochrechteckige Sandsteintafel. Wappendarstellung in hohem Relief: zwei aneinandergeschobene Eheallianzwappen unter einem Helm. Hinter der Helmzier verläuft ein Schriftband mit eingehauener Jahreszahl (A); unter den Wappen zwei querovale Kartuschen mit den Nameninschriften (B) und (C); zwischen den Wappen und den Schriftkartuschen ein Engelskopf. Verwittert, Teile des Reliefs abgebrochen. Die gemalte schlichte Rollwerkumrahmung der Tafel ist Ergebnis der jüngsten Schloßrenovierung.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/8]

Maße: H. ca. 55, B. 43,5, Bu. ca. 1,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

  1. A

    16//15

  2. B

    Erhard von / Mugkhenthall / zu Hachszenackher1) .

  3. C

    Anna Maria / von Chronburgkh .

 
Wappen:
Muggenthal2, Kronberg (Kronenstamm).

II. Portalgewände. Am Treppenturm in der Nordecke des Innenhofs. Sandstein. Reich verziertes Rundbogenportal mit zwei seitlichen Sitznischen; im Gebälk die mit weiten Abständen eingehauenen und mit schwarzer Farbe nachgezogenen Ziffern einer Jahreszahl; darüber als Bekrönung ursprünglich die rollwerkgerahmte Wappentafel III. unter Spitzgiebel. Anstelle der Wappentafel ist jetzt ein modernes kleinformatiges Vollwappen der Freiherren Eben von Racknitz3 eingelassen.

Maße: H. (Gesamt) 340, B. 196, Zi. 4 cm.

  1. 1 6 2 1

III. Wappentafel. Ursprünglich als Portalbekrönung am Treppenturm in der Nordecke des Innenhofs; seit etwa 1980 in der Tordurchfahrt linker Hand angebracht. Sandstein. Die Gestaltung entspricht völlig der der Wappentafel I. Stark verwittert; Teile des Reliefs ergänzt, darunter auch das rechte Ende des Schriftbands mit den beiden letzten Ziffern der Jahreszahl (A).

Maße: H. 57, B. 41, T. 10, Bu. 1,4, Zi. 2,2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

  1. A

    16//[21]a)

  2. B

    Erhard von / Mugkhenthall / zu Hachszenackher1)

  3. C

    Anna Maria / von Chronburgkh

 
Wappen:
Muggenthal2, Kronberg (Kronenstamm).

Kommentar

Erhard von Muggenthal, Sohn des gleichnamigen herzoglich bayerischen Rats, Oberstall- und ‑hofmeisters († 1596) und der Sabina Auer von Bulach, erwarb 1615 das zuvor bis 1607 berlichingische Rittergut Laibach für 26500 fl. von den Capler von Ödheim gen. Bautz4. Muggenthal war ab 1609 mainzischer Amtmann zu Krautheim5. Er ist am 6. September 1626 gestorben6, nachdem er im selben Jahr zum kurmainzischen Kammerpräsidenten aufgestiegen war7. Seine Frau Anna Maria (geb. 1590, Heirat 1611) war die Tochter des Johann Georg von Kronberg und der Anna Margaretha Kämmerin von Worms gen. von Dalberg8 und somit eine Nichte des Mainzer Erzbischofs Johann Schweikhard von Kronberg. Unter dem neuen Besitzer von Laibach wurde anstelle der älteren Burg das Schloß als Vierflügelanlage neu errichtet, das durch den Abbruch umfangreicher Bauteile im 19. Jahrhundert (u. a. des Nordost- und des Südosttrakts) allerdings erheblich verändert wurde. Die Inschriften markieren vermutlich einzelne Bauphasen. Der Neubau war 1629 im wesentlichen abgeschlossen9. Die beiden Wappentafeln sind vermutlich in der Forchtenberger Kern-Werkstatt entstanden. Indizien dafür sind die Gestaltung der Wappenschilde und vor allem der Helmdecken. Die hier nicht sonderlich sorgfältig gehauene Frakturschrift gleicht in der Form sowohl der Gemeinen als auch der Versalien derjenigen, die Michael Kern II in seinen signierten Werken benutzt (vgl. z. B. nr. 610).

Textkritischer Apparat

  1. Die beiden letzten Ziffern modern ergänzt; Schriftformen entsprechen nicht dem ursprünglichen Befund, der auf einem Foto von 1973 (Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften) dokumentiert ist.

Anmerkungen

  1. Hexenagger (Gde. Altmannstein, Lkr. Eichstätt). Das Rittergut war ab 1528 als herzoglich bayerisches Lehen im Besitz der von Muggenthal; vgl. Handbuch der historischen Stätten Bayern 293.
  2. Helmzier: Muggenthal.
  3. Das Laibacher Schloß befindet sich seit 1777 im Besitz der Freiherren von Racknitz; vgl. LdBW IV, 187. Zum freiherrlichen Wappen vgl. Drös, Heidelberger Wappenbuch 285 nr. 589.
  4. Vgl. LdBW IV, 187; Kdm. Künzelsau 207.
  5. Vgl. Leistikow, Mosbach von Lindenfels 665.
  6. Ebd.
  7. Vgl. Ronner, Die v. Kronberg u. ihre Frauen 115.
  8. Alle genealogischen Angaben nach Ronner, ebd. sowie nach Biedermann, Ottenwald, tab. CCXXIVf. Erhards Frau ist dort als „Anna Margaretha“ aufgeführt.
  9. Kdm. Künzelsau 207f.; vgl. auch nr. 798.

Nachweise

  1. StAL E 258 VI Bü 2119 (Ortsbeschreibung Laibach), Doppelbl. „Aus einer Beschreibung der Muggenthalschen Lehenschaften, vom Jahr 1711“ (verkürzt).
  2. OAB Künzelsau 651f. (nur II).
  3. Kdm. Künzelsau 208f.
  4. Rauser, Dörzbacher Heimatbuch 390 (nach Kdm.).
  5. Ronner, Die v. Kronberg u. ihre Frauen 116 (Abb. von I).
  6. Gräter/Lusin, Schlösser 106 (I, nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 668 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0066809.