Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 659 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1613

Beschreibung

Grabplatte der Elisabeth Kröll geb. Egen. Im Westflügel des Kreuzgangs an der Außenseite aufgerichtet, neunter Stein von Norden. Sandstein. Umlaufend zwischen schmalen Rahmenleisten eingehauener Sterbevermerk (A); im Feld in der Mitte zwei Eheallianzwappen über einer Kartusche mit Bibelspruch (B); hinter den Helmzierden der beiden Wappen Schriftbänder mit Beischriften (C, D). In den Ecken des Feldes vier weitere Vollwappen, jeweils mit Beischriften in Schriftbändern (E1–4). Stark verwittert, Oberfläche großflächig absandelnd. Die beiden Randleisten sind fast völlig zerstört, die Schrifttafel und die beiden unteren Wappen erheblich beschädigt. Der Schild des heraldisch rechten unteren Wappens ist nachträglich eingefügt1.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 190,5, B. 92, Bu. 3,5 (A), 2,7 (B), 1,5–2,0 (C, D), 1,5–2,2 cm (E).

Schriftart(en): Fraktur (A), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (B), Kapitalis (C–E).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/3]

  1. A

    An(n)o 1613 . Den 2 Dece(m)b(ris) Jst in Christo seli=/g[– – –a) Kröl]ḷịn geborne vo(n) / [E]genb) desz Edlenb) veste(n) Christoff Kröll[. . . . . . . . / – – –]frawc) [der] sele(n) gott gnade .

  2. B

    Ḥịọḅ 19 . cappittel Jch w[eiṣ]d) / [dasz] mein Erlöser lebtt , vnd er / [wirḍt mich her]ṇạche) au[s] der / [Ẹrdenf) auf̣f̣erẉecḳen vnd werde / darnach mit dieser meiner haut / vmbgeben werden ṿṇḍ werde ịṇ / meinem fleisch gott sehen]2)

  3. C

    KR=//ÖLL .

  4. D

    EHE=//[– – –]

  5. E

    E//GEN ARN/SCH//B[– – –] 
    [– – –] [KR//ÖLL]g)  

Datum: 12. Dezember 1613 n. St.

Wappen:
Kröll, Egen;
EgenArnsperg(er)3
unbekannt4 Kröll.

Kommentar

Soweit dies die Schriftreste noch erkennen lassen, wurde die Grabplatte eindeutig vom selben Steinmetz gefertigt, der 1603 und 1605 bereits Grabplatten für zwei ebenfalls in der Öhringer Stiftskirche bestattete Enkel der Elisabeth Kröll (nrr. 567, 587) geschaffen hat5. Besonders charakteristisch ist die Mischschrift aus Humanistischer Minuskel und Fraktur.

Elisabeth Egen war eine Tochter des gräflich montfortischen Hofmeisters und Vogts zu Tettnang (1531–1539) Hans Egen und der Katharina Arnsperger6. Sie war mit dem hohenlohischen Vogt zu Waldenburg Christoph Kröll verheiratet7, der bereits 1586 gestorben ist und dessen Totenschild in der Waldenburger Pfarrkirche erhalten ist (nr. 425). Die Witwe scheint bald nach Krölls Tod nach Öhringen gezogen zu sein8.

Textkritischer Apparat

  1. Von dem g am Beginn der rechten Randleiste sind nur der linke Abschnitt des oberen und das Ende des unteren Bogens erhalten.
  2. Nur die unteren Buchstabenhälften erhalten.
  3. Von fr nur die unteren Schaftenden erhalten.
  4. Auf einem um 1970 entstandenen Foto (Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften) sind das e und das s noch zu erkennen.
  5. Fast die gesamte Zeile auf dem Foto (wie Anm. d) noch lesbar.
  6. Die vier letzten Zeilen mittlerweile völlig verwittert. Befund nach Foto (wie Anm. d): Erden auff[er]w[ec]ken vnd w[er]de / [darnach] m[it dieser] meiner h[aut / vmbgeben werden] vnd werde in / [meinem fleisc]h gott sehen. Die Ergänzungen nach dem Text der Lutherbibel.
  7. Das R auf dem Foto (wie Anm. d) noch erkennbar.

Anmerkungen

  1. Vermutlich anstelle eines verdorbenen Schildes; die Stelle wurde quadratisch ausgeschnitten und das Ersatzstück genau eingepaßt.
  2. Hi 19,25–26.
  3. Steigender gehalsbandeter Hund auf Dreiberg; Helmzier: der Hund sitzend. Das im Allgäu ansässige Geschlecht von Arnsperg (Arnsberg) führte den Hund ohne Dreiberg im Wappen, und auch die Helmzier weicht darin ab, daß der Hund wachsend dargestellt ist; vgl. Alberti 24, Abb. 86. Die Wappenvariation dürfte sich damit erklären, daß Katharina einer illegitimen Linie dieses Geschlechts angehört; vgl. dazu Ludwig, Kröll von Grimmenstein 88, 93 Anm. 205.
  4. Weitgehend zerstört; vielleicht ein von einem Reichsapfel (?) überhöhter, nach oben gebogener Balken; die nur noch in Konturen erkennbare Helmzier stellt vermutlich einen gestulpten hohen Hut dar, der oben mit einer mit Federn (?) besteckten Kugel besetzt ist. Ludwig, Kröll von Grimmenstein 93, erkennt im Schild „wohl ein Kreuz auf einem halbrunden Band“ und als Helmzier „einen von einem Kreuz bekrönten hohen Hut“.
  5. Vgl. Einl. 78, 82f.
  6. Vgl. Ludwig, Kröll von Grimmenstein 88, 92f. Zu Hans Egen von Tettnang vgl. auch Wunder, Bürgerschaft 198.
  7. Ebd.
  8. Im Pfedelbacher Taufregister 1588 als „Witwe zu Öhringen“ aufgeführt; vgl. Ev. PfA Pfedelbach, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1353), fol. 8v.

Nachweise

  1. Esenwein, Grabsteine, Nr. A8 (nur A teilw.).
  2. Ludwig, Kröll von Grimmenstein 92f. (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 659 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0065907.