Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 651 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1612

Beschreibung

Grabplatte der Magdalena Katharina Lurtzing. Im Chor im Boden, vierte Reihe von Westen, zweite Platte von Norden. Roter Sandstein. Oben in kreisrund eingetieftem Feld ein reliefiertes Vollwappen, darunter der Sterbevermerk. Ränder ausgebrochen, Wappenbild stark abgetreten.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 114,5, B. 70, Bu. 3,0–3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A(NN)Oa) DO(MIN)Ia) 1612b) · DEN · VIIIc) / SEPTEMBER · VERSCHID / IN · GOT · MAGDALENAd) / KATHARINA · DES · EDLEN / VESTEN · LVDWIGENe) / LVRTZINGS · GRÄ(FISCHEN)f) HOHEN=/LO(ISCHEN)f) RAHTS · VND · AMBTMANS / ALHIER · TÖCHTERLEIN · VI · / WOCHEN · 2 · TAG · ALT · / DERg) · GOT · GENAD ·h)

Datum: 18. September 1612 n. St.

Wappen:
Lurtzing1.

Kommentar

Die Kapitalis ist sehr sorgfältig und einheitlich ausgehauen. Der Bogen des C hat nur am oberen Ende einen Sporn, die kurze Cauda des G ist nach links eingerückt, der untere Balken des Z (mit Mittelbalken) und der spitzen 2 ist geschwungen und leicht linksschräg gestellt. Das A am Beginn der Inschrift ist vergrößert, und sein linker Schrägschaft ist unter die Grundlinie verlängert und zu einer Schleife ausgezogen. Vom selben Steinmetz sind etliche weitere Inschriftendenkmäler im Landkreis erhalten2.

Der Vater des früh verstorbenen Mädchens gehört vielleicht der Rothenburger Familie Lurtzing an, für die der Rufname Ludwig im späten 16. Jahrhundert jedenfalls mehrfach belegt ist3. Das Siegel eines Ludwig Lurtzing von 1582 zeigt allerdings ein abweichendes Wappen4. Keller, Rat und neuensteinischer Linienamtmann in Öhringen war Lurtzing ab April 1611 als Nachfolger des Jonas von Steinberg (vgl. nr. 640), zuvor amtierte er als Vogt zu (Langen-)Beutingen5. Er starb im September 16326. Verheiratet war Lurtzing mit Agnes (Anna Sibylla) von „Biechelberg“, die ein Jahr nach ihrer Tochter starb7. Als Paten des Kindes fungierten die Gräfinwitwe Magdalena von Hohenlohe, Wilhelm Graf von Oettingen, vier junge Gräfinnen von Hohenlohe und Dorothea Reuß von Plauen8.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Doppelpunkt und zusätzlich durch Überstreichung.
  2. 1617 Birkenstock.
  3. Zahlzeichen durch Überstreichung hervorgehoben.
  4. Unten an den rechten Schrägschaft des letzten A angefügte Zierranke als Zeilenfüller.
  5. Unten an den rechten Schaft des N angefügte Zierranke als Zeilenfüller.
  6. Kürzung durch Doppelpunkt.
  7. Letzte Zeile zentriert.
  8. Als Schlußzeichen und Zeilenfüller ein Quadrangel mit unten angesetzter und nach rechts auslaufender Zierranke.

Anmerkungen

  1. Wappenbild stark abgetreten und kaum mehr kenntlich; wohl ein oberhalber Bär oder Rüde; Helmzier: Adler.
  2. Vgl. Einl. 70f.
  3. DI 25 (Rothenburg o. d. T.) nr. 318 (1582); das Wappen des nicht erhaltenen Grabmals dort nicht beschrieben; August Schnizlein, Zwei Rothenburger Brüder als Studenten in Tübingen und Ingolstadt am Ende des 16. Jahrhunderts (Ludwig und Georg Lurtzing), in: Die Linde 7 (1915) 22f.
  4. Vgl. Weissbecker, Wappen-Zeichnungen, in: Herold 16 (1885) 23 Nr. 665: offene linke Hand; Helmzier: mit zwei Rosen belegter Flug.
  5. HZAN Oe 10 119/4/4.
  6. Am 6. September war Lurtzing bettlägerig, am 11. September bereits verstorben; vgl. HZAN Oe 10 119/4/8.
  7. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1 (LKA, Film 1324), Taufregister zu 1612 VII 23 („Agnes“) bzw. Totenregister zu 1613 IX 26 („Anna Sibylla“).
  8. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1 (LKA, Film 1324), Taufregister zu 1612 VII 23.

Nachweise

  1. Birkenstock 28 Nr. 31.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 651 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0065104.