Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 646 Öhringen, Schloß (Rathaus) 1611?

Beschreibung

Rundbogenportal mit Jahreszahl. Außen, Eingang in das Untergeschoß des am Ostende der Südseite vorgelagerten Küchenbaus. Gewände aus rotem Sandstein, bestehend aus zwei Pfosten und drei gleich großen Bogensteinen. Stirnseite scharriert, außerhalb der Bogenlinie nur grob behauen. Im Scheitel des mittleren Bogensteins die eingehauene Jahreszahl. Witterungs- und Stoßschäden.

Maße: H. (Werkstück) 41, B. 150, Zi. 7,5 cm.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. 1611

Kommentar

Der Schaft der ersten 1 endet oben in einem Quadrangel und ist unten gespalten, wobei das linke Ende eine Schleife bildet. Der offene Bogen der 6 ist ungewöhnlich klein.

Der 1610 verstorbene, in Weikersheim residierende Graf Wolfgang von Hohenlohe hatte testamentarisch bestimmt, daß für seine Witwe Magdalena geb. Gräfin von Nassau-Dillenburg ein Witwensitz eingerichtet werden sollte. Seine Söhne bestimmten als Baugrund für das neue Schloß den Platz südlich der Öhringer Stiftskirche und des nach Auflassung des Friedhofs neu geschaffenen Marktplatzes. Das dort befindliche Gebäude der Lateinschule wurde 1612 abgebrochen, nachdem erste Bauvorbereitungen noch 1611 getroffen worden waren1. In den folgenden Jahren wurde der schlichte, zunächst nur einflügelige, dreigeschossige sog. Witwenbau nach Plänen des gräflichen Baumeisters Georg Kern errichtet. Die Bauarbeiten waren 1616 im wesentlichen abgeschlossen, 1619 aber immer noch nicht ganz vollendet2. Es ist unklar, ob die vorliegende Jahreszahl bereits erste Bauarbeiten am Kellergeschoß noch im Jahr 1611 dokumentiert oder ob sie erst nachträglich angebracht wurde, um das Jahr des offiziellen Baubeginns zu bezeichnen. Weitere Inschriften am Schloß aus dem Berichtszeitraum sind nicht bekannt.

Die Funktion als Witwensitz verlor das Schloß mit dem Tod der Gräfin Magdalena 1633. Als neue Residenz der Linie Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen wurde es dann 1681 bis 1683 durch den Anbau des sog. Marstallbaus im Westen erweitert. Nach weiteren An- und Umbauten im 18. und 19. Jahrhundert erfolgte 1976 ein durchgreifender Umbau und die Umnutzung zum Rathaus.

Anmerkungen

  1. Knoblauch II/1, 148f.
  2. Vgl. zur Baugeschichte ausführlich ebd. 149–202; zu Baumeister Kern ebd. 217–222.

Nachweise

  1. Elisabeth Grünenwald, Zur Baugeschichte des Öhringer Schlosses, in: Hohenloher Chronik 3 (1955) Nr. 2, 3.
  2. Der Lkr. Öhringen 2, 14.
  3. Rauser, Ohrntaler Heimatbuch 68.
  4. Knoblauch II/3, Taf. XVI (Abb., Zeichnung).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 646 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0064603.