Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 640 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1611

Beschreibung

Grabplatte des Jonas von Steinberg. Im Chor im Boden, dritte Reihe von Westen, dritte Platte von Norden. Roter Sandstein. Ohne Rahmenleisten umlaufend eingehauener Sterbevermerk (A); im Feld oben ein Bibelspruch (B), in der Mitte in eingetieftem hochovalen Feld ein reliefiertes Vollwappen, darunter Grabgedicht (C). Stark abgetreten, Oberfläche schichtweise abgeblättert; beide oberen Ecken ergänzt.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 183, B. 84,5, Bu. 3,3 (A), 3,0 (B), 2,5 cm (C). Kapitalis (A),

Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (B, C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    [A]NNO . 1611 . DEN . 2̣6̣a) [AP/R]ILIS . [S]TAṚB [.] IṆ . C̣HRISTỌ . DER . ERNVEST . VND . WOLACHBARb) . / JONAS . VON . SAINḄẸRGb) . [NE]/ẈENSTAINISCHER . KELLER . ALHIE . ZV . ORIṆGAW ·c)

  2. B

    Sapientd) · 3e) · / Der Gerec̣htẹn Seelen sein[.] /in G[ott]eṣ ha(n)nd vnd Kein / Qual Rhüret sie an1) ·

  3. C

    Ein St[. . . . . . . . . .]tf) ligt hie BegrabnAusz Kheckem gṃ[ü]th thet sein l[e]ib wag(n)Im Kriegs W[e]sen Zwantzig drei JahrGab Sich hernach in Ehestand darJn dem [l]ebt [e]r Zwantzig Zweÿ IahrFün[f]tzig Siben Sein Allter war

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Datum: 6. Mai 1611 n. St.

Wappen:
Steinberg2.

Kommentar

Die in Kapitalis ausgeführte Umschrift ist mit großen Wortabständen eingehauen, zudem sind Worttrenner-Quadrangel auf der Grundlinie gesetzt. Die Humanistische Minuskel weist etliche Frakturmerkmale auf: so ist der Bogen des e gebrochen, der Schaft des langen s reicht weit unter die Grundlinie, r hat eine quadrangelförmige Fahne, und v und w sind dem Frakturalphabet entlehnt; zweistöckiges z ist fast ganz in den Mittellängenbereich eingefügt. Die charakteristische Mischschrift deutet auf eine (Öhringer?) Werkstatt hin, von der etliche weitere Werke im Bearbeitungsgebiet erhalten sind3.

Jonas von Steinberg stammt aus Gießen, sein Vater hieß Hans4. Das Amt des gräflich hohenlohe-neuensteinischen Kellers in Öhringen übte er ab spätestens 1589 aus5. Seine erste Frau Anna Schuler, die er am 25. August 1589 heiratete6, ist 1602 gestorben, ihre Grabplatte befindet sich ebenfalls in der Annakapelle (nr. 560). Die Angabe der Ehedauer von 22 Jahren in Inschrift (C) weist auf eine zweite Eheschließung Steinbergs noch 1602 hin. Tatsächlich heiratete er nur vier Monate nach dem Tod seiner ersten Frau am 25. Juli Maria Zobel, die Tochter des Öhringer Stiftssyndicus Johann Ulrich Zobel7. Die unsichere Lesung des Sterbedatums wird durch einen Eintrag im Öhringer Totenregister bestätigt, demzufolge Steinberg am 27. April beigesetzt wurde8.

Textkritischer Apparat

  1. Nur der Schrägschaft der 2 sicher erkennbar; die Ziffer 6 nur mehr bei starkem Streiflicht auszumachen.
  2. Sic!
  3. Quadrangel auf halber Zeilenhöhe mit unten angesetztem und nach rechts oben umgebogenem Zierstrich; danach etwa 40 cm des linken Rands unbeschriftet.
  4. Bibelstellenangabe als Überschrift zentriert.
  5. Zahl durch darübergesetzten Strich hervorgehoben.
  6. Ein Sinder Birkenstock; vom Befund her ausgeschlossen.

Anmerkungen

  1. Wsh 3,1.
  2. Lilie auf Dreiberg, dessen beide äußeren Hügel mit zwei kaum mehr erkennbaren Pflanzen bewachsen sind; Helmzier: bärtiger wachsender Mann im Harnisch und mit Sturmhaube, in der Rechten ein Schwert (?) schulternd, die Linke in die Hüfte gestützt.
  3. Vgl. Einl. 82f.
  4. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1, Eheregister zu 1589 VIII 25 (LKA, Film KB 1324).
  5. Vgl. ebd.: im Eheregister 1589 bereits als neuensteinischer Keller zu Öhringen eingetragen. Die Bestallung Steinbergs vom 1. September 1591 (Revers: HZAN Oe 10 117/4/3) muß demnach eine Neubestallung gewesen sein.
  6. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1, Eheregister zu 1589 VIII 25 (LKA, Film KB 1324).
  7. Ebd., Eheregister zu 1602 „die Jacobi“.
  8. Ebd., Totenregister zu 1611 IV 27.

Nachweise

  1. Birkenstock 23f. Nr. 24 (B nur teilw.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 640 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0064001.