Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 604 Niedernhall, Schuppen Schwarz (Bahnhofstraße) 1607

Beschreibung

Rundbogenportal mit Spruch und Bauinschrift. Ursprünglich am Kellereingang des Gebäudes Hauptstraße 55 an der der Straße zugewandten Südseite; beim Abriß des teilweise eingestürzten Hauses in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts geborgen und zeitweilig verschollen1; im Zuge der Aufnahmearbeiten im Mai 2004 in einem zum städtischen Bauhof gehörenden Schuppen wiederentdeckt2, dort derzeit provisorisch gelagert. Sandstein. Der Bogen ist aus drei Werkstücken zusammengesetzt, auf der Stirn befinden sich die zwischen breiten, einfach profilierten Rahmenleisten in eingetieftem Schriftband eingehauenen, vom linken bis zum rechten Kämpferpunkt verlaufenden Inschriften: auf den ersten beiden Werkstücken der Spruch (A), auf dem dritten Stück die Bauinschrift (B). Die Bogensteine weisen Ausbrüche an den Rahmenleisten und an den Fugen auf. Der mittlere Stein ist jetzt etwa in der Mitte durchgebrochen, von dem rechten ist das untere Ende abgebrochen (entlang der Bruchkante geringer Schriftverlust).

Maße: B. (Gesamt) ca. 132, Bogenstärke 29, Bu. 5,3–5,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Geschichtlicher Arbeitskreis Niedernhall [1/4]

  1. A

    ADAMSa) · RIEBb) · VND · REBENSAFFTIST · MEIN · LIEBSTE · BVELSCHAFFT ·

  2. B

    1607 · PETER · PFEFFER · DIS · ERB[A]VTc)

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Kommentar

Die Schrift ist eine schmal proportionierte Kapitalis (annähernd 2:1). A mit geknicktem Mittelbalken und kurzem, beidseitig überstehendem Deckbalken, H mit nach unten ausgebuchtetem Balken, I durchweg mit Punkt, S mit weit eingedrehten Bogenenden. Der untere Balken des E ist zumeist rechts leicht nach oben gebogen, und der Bogen der Ziffer 0 ist oben und unten spitz ausgezogen. Aus derselben Werkstatt sind etliche weitere Inschriftendenkmäler im Bearbeitungsgebiet – vorweg in Niedernhall – erhalten3. Der Text der Versinschrift war weit verbreitet, zumal er sich bestens als Stammbuchspruch eignete4. Die erste Hälfte des Spruchs ist als Devise des Grafen Eitel Friedrich von Zollern († 1661) bezeugt5.

Der Bauherr Peter Pfeffer, Sohn des gleichnamigen Ingelfinger Stadtpfarrers und Superintendenten († 1605)6, wird 1595 unter den Zeugen eines Niedernhaller Kaufbriefs aufgeführt7. 1598 war er Bürgermeister zu Niedernhall8, und 1602 ist er als Feldschieder bezeugt9. 1599 erhielt er von Graf Wolfgang von Hohenlohe-Weikersheim ein Mannlehen in Niedernhall, „so vorzeiten des Geschlechts von Newenstein gewesen“ und das aus „ein Tagwerk Wißen, auch ettlich Holtz“ bestand10. 1630 ist Pfeffer gestorben, sein Grabmal ist erhalten (nr. 805).

Textkritischer Apparat

  1. Davor eine liegende doppelte Kontraschleife.
  2. D. h. Rippe.
  3. Nur mehr der obere Bogen des B erhalten.

Anmerkungen

  1. Vgl. das Foto („um 1950“) in Rauser, Niedernhaller Heimatbuch (1981) 143 (Abb. 90), das das Portal noch in situ zeigt mit der Angabe „abg(egangen)“. Der Rest des Gebäudes wurde 2006 abgebrochen.
  2. Ich danke Herrn Bürgermeister Emil G. Kalmbach herzlich für sein Interesse und für die bereitwillig gewährte Unterstützung der Suchaktion sowie den Mitarbeitern des Bauhofs für ihre Hilfe bei den Aufnahmearbeiten.
  3. Vgl Einl. 69f.
  4. Lexikon der Stammbuchsprüche 19f. (mit Varianten).
  5. Dielitz 4.
  6. Vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 330f. Nr. 1937.
  7. Rauser, Niedernhaller stadteigene Urkunden 53f. Nr. 14.
  8. Rauser, Niedernhaller Heimatbuch 90 (dort die falsche Jahresangabe 1588).
  9. Ebd. 192.
  10. Rauser, Niedernhaller stadteigene Urkunden 55 Nr. 15.

Nachweise

  1. Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Foto um 1950, Geschichtl. Arbeitskreis Niedernhall).
  2. Kdm. Künzelsau 258.
  3. Rauser, Niedernhaller Heimatbuch 143 (Abb.), 148 (nach Kdm.).
  4. Carlheinz Gräter, Adams Ripp’ und Rebensaft. Eine poetische Weinlese an Main, Saale und Tauber, in: Unser Bayern 2002 Nr. 38, 145–147, hier: 145 (nur A).
  5. Ders., „Adams Ripp …“, in: Pro – Magazin für die Region Heilbronn-Franken 2003 Nr. 10, 50 (nur A).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 604 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0060405.