Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 602 Niedernhall, Friedhof 1607

Beschreibung

Epitaph der Sabina von Zedtwitz geb. von Vohenstein. An der Innenseite der westlichen Friedhofsmauer im Eingangsbereich, gegenüber der Leichenhalle unter einem Schutzdach, fünfter Stein von links. Hochrechteckige Sandsteinplatte mit vorgeblendeter viergeschossiger Ädikula. Im Giebel Bibelspruch (A); darunter drei gleich hohe Geschosse, jeweils mit quadratischem Feld zwischen breiten Pilastern: im oberen Geschoß Bibelspruch (B), die Pilaster mit Diamantquaderung; im mittleren Geschoß zwei Wappenschilde, die Pilaster mit Roll- und Beschlagwerk belegt; im Sockelgeschoß der Sterbevermerk (C), die Pilaster wiederum mit Diamantquaderung. Leichte Witterungsschäden. Die Schrift wurde bei einer Restaurierung 1988 mit brauner Farbe nachgezogen1.

Maße: H. 189, B. 76,5, Bu. 3,0 (A), 2,3–2,8 (B), 2,4–2,6 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    PHILIP · AM I /CHRISTVS · IST / MEIN · LEBEN · STER=/ENa) · IST · MEIN · GEWIN2)

  2. B

    ABER · ICH · WAIS · DAS · MEIN / ERLESER · LEBET · VND · ER / WIRD · MICH · HERNACH / AVS · DER ERDEN · AVFFERWE/CKHEN · VND · WERDE DAR/NACH · MIT · DISER · MEINER / HAVT · VMB · GEBEN · WE/RDEN · VND · WERDE · IM / MEINEM · FLAISCH · / GOTT · SEHEN3) / HIOB [·] AMb) · 19 · CAPITEL

  3. C

    ANNO · 1607 · DEN · 26 / NOVEMBER · ABETSa) · ZWIS/CHEN · 2 · VND · 3 · VHRN · VER/SCHIEDT · IN · CHRISTO · WEIL/ANDT · DIE · EDLE · VND · TH/VGENSANEa) · FRAW · SABINA / VON · ZETWIZ · GEBORNE / VON · VHOHENSTEIN / DER · ALLMECHTIGE / GOTT · WELLE · IHR · EIN / FRELICHE · AVFFERSTHE/HVNG · VERLEIHEN · AVMENa)

Datum: 6. Dezember 1607 n. St.

Wappen:
Vohenstein4, Zedtwitz5.

Kommentar

Die grobschlächtige Kapitalis weist einige Besonderheiten auf, so das breite A mit langem Deckbalken und fast bis auf die Grundlinie hinabreichendem geknickten Mittelbalken, R mit meist großem Bogen und nur kurzer, geschwungener Cauda sowie die Dreiecksporen an den Berührungspunkten von Schäften und Schrägschäften von M und N. Die Kreislinie des O ist oben und unten spitz ausgezogen. Der Balken des H weist einmal eine große Ausbuchtung nach unten auf. Vom selben Steinmetz wurden in Niedernhall nach Ausweis der Schriftformen im gleichen Jahr das Burcksche Epitaph (nr. 601) und zwei Schrifttafeln von 1609 am Haus des Stoffel Scheffer (nr. 619) gefertigt.

Die Verstorbene war eine Tochter Ludwigs von Vohenstein († 1581) aus dessen erster Ehe mit Veronika von Landenberg6. Verheiratet war sie mit dem in Niedernhall ansässigen Hans von Zedtwitz, der von Hohenlohe mit einer der dortigen Salzsieden belehnt war7. Zedtwitz ist offenbar lange vor seiner Frau gestorben, zuletzt urkundet er wohl 1583 in einer Schuldverschreibung an den ansbachischen Rat und Kammermeister Sebastian Bürckel8. Bei der Wappenanordnung auf dem Grabmal ist die ungewöhnliche Voranstellung des Geschlechtswappens der Ehefrau vor dem ihres Mannes bemerkenswert.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Statt AM jetzt mit schwarzer Farbe · 25 aufgemalt!

Anmerkungen

  1. Fotos, die den früheren Zustand festhalten, in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
  2. Phl 1,21.
  3. Hi 19,25–26.
  4. Drei (2:1) Fischlägel.
  5. Zweimal geteilt.
  6. Vgl. Hermann Bauer, Die Herren v. Vohenstein, in: Wirtembergisch Franken 7 H. 2 (1866) 285–298, hier: 291.
  7. Vgl. nr. 510.
  8. Rauser, Niedernhaller stadteigene Urkunden 43f. Nr. 9.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 732 (nur C, verkürzt).
  2. Kdm. Künzelsau 253 (erwähnt).
  3. Rauser, Niedernhaller Heimatbuch 369.
  4. Niedernhaller Grabmale.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 602 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0060201.