Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 589 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1606

Beschreibung

Epitaph des Johann Keller. Innen an der Nordwand des Chors. Hölzerne Ädikula, bemalt. Im Aufsatz eine von zwei Rosetten flankierte Maske; im Gebälk Bibelspruch (A), Schrift schwarz und rot auf hellgrauem Grund. In der von Pilastern und ausgesägten, geschweiften Seitenteilen gerahmten Hauptzone ein großes Gemälde: oben in Wolken thronend ein Gekrönter, der Sichel und Rebmesser an zwei Engel übergibt, darunter eine bergige Landschaft mit Weinberg und Getreidefeld, in denen zwei Engel Wein lesen und Getreide ernten; links im Vordergrund ein Engel beim Weinkeltern und ein zweiter, der mit einer Bütte hinzueilt1. In der Sockelzone querrechteckiges Gemälde: Kirchenraum, im Hintergrund Altar mit Kruzifixus, im Vordergrund der Verstorbene und seine beiden Ehefrauen im Gebet kniend, vor ihnen jeweils ein großes Vollwappen; im Unterhang Sterbevermerk (B), Schrift schwarz auf hellbraunem Grund; als unterer Abschluß geschnitztes Relief eines sich die Brust mit dem Schnabel aufritzenden Pelikans am Nest. Auf der Rahmenarchitektur zahlreiche geschnitzte Menschen- und Tiermasken. Restauriert, dabei die Inschriften offenbar zumindest stellenweise überarbeitet.

Siehe Lageplan.

Maße: H. ca. 270, B. 180, Bu. ca. 2,0 (A), 2,0 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur (A), Fraktur und Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/7]

  1. A

    Vnda) ich höret eine stim von Himmela) zu mir sagen : Schreibea) , / Seliga) sind die Todtena) die in dem HERRNb) sterben von nun an · / Jaa) , der Geista) spricht , dasz sie ruhen von irer arbeit Amena) / ire Wercka) folgen inen nachc)2)

  2. B

    ANNO M DCVI DEN IIIId) MARTII Zwischen XId) vnd XIId) vhrn / vormittag Jst in Gott seliglich eingeschlaffen der Ernveste vnd / Wollachtbare Herr Johann Keller Waldenburgischer Keller / Alhier in das XXIIId) Jar Seines Alters an LXIXd) / Welchem Gott ein Fröliche aufferstehung verleihen Wölle / Dessen erste Hausfraw selig gewest Margarete Schenckelin von / Jngelfingen Die ander wahr Anna Voglerin von Heilbronn

Datum: 14. März 1606 n. St.

Wappen:
Keller3, Schenkel4, Vogler5.

Kommentar

Auffälligstes Schriftmerkmal der Fraktur ist die Fahne des langen s, die als flacher Schwellzug ausgeführt ist und weit nach links über den Schaft hinausragt. Einzelne Oberschäfte, so etwa von b, h und t, sind gelegentlich von einer haarfeinen Bogenlinie überfangen. Die Versalien greifen gelegentlich mit langen Anschwüngen weit nach links aus und sind reich verziert.

Johann Keller amtierte der Inschrift (B) zufolge ab 1582 als Keller in Öhringen6. Zuvor war er nach Ausweis seiner Nameninschrift auf dem um 1580 entstandenen Waldenburger Rathauspokal (nr. 398) Schultheiß zu (Dörren-)Zimmern. Seine erste Frau war vermutlich eine Tochter des hohenlohischen Kellers zu Ingelfingen Hans Schenkel und eine Schwester des Dörrenzimmerner Pfarrers Sigmund Schenkel († 1602?)7.

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstabe rot ausgezeichnet.
  2. Das ganze Wort in roten Frakturversalien.
  3. Danach eine rote Zierranke.
  4. Über den Zahlzeichen ein nach oben ausgebuchteter Strich.

Anmerkungen

  1. Zum Hintergrund des Bildthemas vgl. Off 14,14–20.
  2. Off 14,13.
  3. Linksgewendet. Gespalten, vorn in Gelb ein schwarzer Bär, hinten in Schwarz eine gelbe schrägrechte Spitze; Helmzier: schwarzer Bär.
  4. In Weiß ein rotes Bein; Helmzier: rotes Bein.
  5. Gespalten, vorn in Schwarz zwei gekreuzte weiße Haken, seitlich und unten bewinkelt von drei weißen gestürzten Keilen (?), hinten in Gelb ein linkshalber roter Raubvogel; Helmzier: auffliegender naturfarbener Raubvogel. Zu einer Variante des Wappens vgl. nr. 486 Anm. 3.
  6. So auch Maisch, Aus dem Werk früherer Heimatforscher (KrAHK) 21.
  7. Vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 387 Nr. 2265.

Nachweise

  1. Maisch, Aus dem Werk früherer Heimatforscher (KrAHK) 18–20.
  2. Ders., St. Anna-Kirche (m. Abb.).
  3. Birkenstock 90–92 Nr. 77.
  4. Erdmann, Diareihe St. Anna-Kapelle 20.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 589 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0058900.