Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 73: Hohenlohekreis (2008)
Nr. 584† Waldenburg, Schloß vor 1605
Beschreibung
Zinn- und Messinggeschirr unterschiedlicher Provenienz mit (vermutlich eingravierten) Besitzerinitialen und Wappen. Die von der Herrschaft bei verschiedenen ortsansässigen Personen ausgeliehenen Gegenstände befanden sich im Frauenzimmerbau des Schlosses, wo sie am 19. November 1605 inventarisiert wurden.
Nach HZAN Wa 25 Bü 514.
Aus dem Besitz des gräflich hohenlohischen Amtmanns zu Waldenburg (Jakob Kröll)1 stammten zwei Dutzend „gemeiner Esszin uff taffel“ mit den Wappen Kröll und Jahrsdorf, zwei Dutzend Eßzinn „etwas grösser“ mit dem Wappen Neipperg, zwei Dutzend Zinnteller mit den Wappen Kröll und Jahrsdorf sowie folgende inschriftlich bezeichnete Gegenstände:
Anmerkungen
- Urk. Nachweis 1612: Kraus, Urkundenregesten Jagsthausen Nr. 344. Insgesamt ist Kröll im Amt von 1602 (Bestallung) bis 1615 nachweisbar; vgl. HZAN Repertorium Archiv Waldenburg. Amt Waldenburg, S. VII. Kröll war dann 1619 bis 1626 Amtmann zu Pfedelbach und ist nach 1630 gestorben; vgl. Ludwig, Kröll von Grimmenstein 97.
- Vgl. nr. 598.
- Name im Manuskript nicht zu entziffern.
- Vgl. nr. 590, 478.
- Frau des Secretarius Ludwig Gottfried Ottmann; ihr Vorname ließ sich nicht eruieren. Sie starb am 2. April 1607; vgl. Max Cramer, Auszüge aus dem Waldenburger Kirchenbuch 1, Heilbronn 1919, masch. (LKA, Film KB 748), Totenregister zu 1607 IV 2: „Frau Secretariusen, Herrn Ludwig Gottfrieds uxor“.
- Vgl. Ludwig, Kröll von Grimmenstein 98; Stammtafel d. med. Hauses Neipperg, Taf. 5.
- Stammtafel d. med. Hauses Neipperg, Taf. 5. Danach auch die weiteren Daten.
Nachweise
- HZAN Wa 25 Bü 514: Verzeichnuß deß Zingeschiers Im Frawen Zimmer den 19ten 9bris [1605] uffgezeichnet.
Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 584† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0058408.
I. Vier zinnerne Nachttöpfe („Cammer Kacheln“) mit Initialen (A).
I(akob) . K(röll) .
II. Zwei Zinnleuchter mit „dügeln“ (Tiegeln?), gezeichnet mit den Initialen (B).
R(egina) V(on) I(ahrsdorf)
III. Zwei zinnerne Gießkannen mit zugehörigen Becken, eine mit den Wappen Wöllwarth und Neipperg, die andere mit den Initialen (C) bezeichnet.
J(akob) . K(röll) ·
IV. Zwei Messingleuchter mit Initialen (D).
. I(akob) . K(röll) ·
V. Zwei Messingleuchter mit Initialen (E).
R(osina) . V(on) . W(öllwarth) .
Aus dem Besitz der „altten Vögtin“ (Wandelbar Schwend)2 stammten 26 Stück Eßzinn mit den Wappen Schwend und Eisenmenger sowie ein Dutzend mit einem Kreuz ausgezeichneter Teller. Aus dem Besitz eines Herrn B(…)sch(…)3 rührten:
VI. Ein Dutzend Eßzinn mit Initiale (F).
B .
VII. Ein Dutzend Teller mit Initiale (G).
B
VIII. Dazu kamen aus dem Besitz der „altt Secretarisin“ (Wandelbar Fischer)4: außer zwei Dutzend Tellern mit dem Fischerschen Wappen zwei Dutzend Eßzinn mit den Initialen (H).
S(ebastian) . V(ischer) .
Aus dem Besitz der „Jung Secretarisin“5 rührten her:
IX. Ein Dutzend Teller mit Initialen (I).
. C . O(ttmann) .
X. Ein Dutzend Teller mit Initialen (K).
. M . S
XI. Ein Dutzend Zinnschüsseln, von denen zehn mit den Initialen (L), die zwei übrigen, anders geformten mit den Initialen (M) gezeichnet waren.
I G
· S O(ttmann) ·
Kommentar
Das Geschirrverzeichnis beleuchtet schlaglichtartig die Situation an kleineren frühneuzeitlichen Höfen, wo man zur standesgemäßen Ausstattung der Schlösser und zur Erhöhung des Wohnkomforts nicht nur kostspielige Neuanschaffungen tätigte, sondern sich gelegentlich die Ausstattungsstücke bei der eigenen Beamtenschaft borgte. In besonderem Maße eigneten sich offenbar die Haushalte der Beamtenwitwen für die Beschaffung von dort entbehrlich gewordenem Gerät. Die Geschirrstücke und die auf ihnen angebrachten Besitzerinitialen dürften zumindest teilweise erhebliche Zeit vor 1605 entstanden sein. So ist das Fischersche Eßzinn (VIII.) mit den Initialen Sebastian Fischers sicherlich vor dessen Tod 1594 (vgl. nr. 478) angefertigt worden. Und die Gegenstände, die mit dem wöllwarthschen und neippergschen Wappen bezeichnet waren, dürften Erbstücke der Amtmännin Regina Kröll, einer geborenen von Jahrsdorf, gewesen sein. Ihre Eltern waren Hans Diepold von Jahrsdorf, fürstlich augsburgischer Rat, und Magdalena von Neipperg6. Eine Schwester der Mutter, Rosina von Neipperg (geb. 1531), war in erster Ehe mit Hans Konrad von Wöllwarth zu Lauterburg († 1567) verheiratet7. Aus ihrem Besitz müssen das mit den entsprechenden Eheallianzwappen bezeichnete Geschirr sowie die beiden Leuchter mit Inschrift (E) stammen. Rosina ist im März 1600 gestorben und wurde in Neipperg (Lkr. Heilbronn) bestattet. Danach scheinen die Geräte an ihre Nichte Regina Kröll gefallen zu sein. Die Anfertigung der Inschriften (E) ist demnach jedenfalls in die Zeit zwischen der ersten (um 1550) und der zweiten Eheschließung Rosinas (nach 1567) zu datieren.