Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 574 Waldbach (Gde. Bretzfeld), ev. Pfarrkirche 1604

Beschreibung

Epitaph des Paulus Wild. Außen an der Südwand des Langhauses. Roter Sandstein. Im rundbogigen Aufsatz Bibelspruch (A); in der Hauptzone zwei aneinandergeschobene Wappen unter gemeinsamem Helm in hochovalem Feld; in den Zwickeln die erhaben ausgehauenen Ziffern des Herstellungsjahres (B); im linken Wappenschild die ebenfalls erhaben ausgehauenen Nameninitialen (C); im Sockel in eingetieftem Schriftfeld der Sterbevermerk (D). Leicht verwittert; Kanten bestoßen, Helmzier verstümmelt.

Maße: H. 184, B. 82, Bu. 3,5 (A), 5,6 (C), 2,2 (D), Zi. 6,0 cm (B).

Schriftart(en): Fraktur (A), Kapitalis (C), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    Meine schäff=/lein höre(n) meine stim / Jch gib Jne(n) das Ewige lebe(n)1) / vnd werde sie am Jüngsten Tag / widerumb aufferwecken Joan . 10

  2. B

    1 // 6 / 0 // 4

  3. C

    D(orothea) // B2)

  4. D

    An(n)o 1604 . den 7 Aprilis ist Jnn / Gott seliglich entschlaffen der Ern=/vest vnd fürnehm Paulus wild ge=/weszner hoffmeister des closters lich=/tenstern seines Alters 63 Jahr . dem / Gott Gnedig vnd ein fröliche Auff=/erstehung verleÿhe(n) welle Amen

Datum: 17. April 1604 n. St.

Wappen:
Wild3, unbekannt4.

Kommentar

Bemerkenswert ist die Ausführung der Inschriften (B) und (C), bei der die Schriftzeichen erhaben mit spitzem Mittelgrat ausgehauen sind. Sowohl die Fraktur als auch die mit Frakturelementen durchsetzte Humanistische Minuskel sind ausgesprochen sorgfältig und mit relativ breiter Kerbe eingehauen. Die Humanistische Minuskel hat große Ähnlichkeit mit der auf einem Grabmalfragment von 1607 in Waldenburg (nr. 598). Trotz der breiteren, gedrungeneren Proportionen der Schrift auf dem vorliegenden Denkmal dürften beide Werke von derselben Hand geschaffen worden sein5. Besonders auffällig ist die identische Gestaltung des A-Versals am Beginn der Inschrift.

Paulus Wild war Amtsschreiber des von Württemberg im Zuge der Reformation aufgehobenen Klosters Lichtenstern, bevor er 1598 in das Amt des Hofmeisters aufrückte6. Der Hofmeister war der oberste Verwaltungsbeamte des als Klosteramt weiterbestehenden ehemaligen klösterlichen Gebiets.

Anmerkungen

  1. Nach Jh 10,27–28.
  2. Auflösung des Vornamens nach Pfeilsticker § 3430.
  3. Eule; Helmzier: Wilder Mann, in der Rechten einen dürren Ast haltend.
  4. Drei Pfeile garbenweise, hier beseitet von den Initialen D B.
  5. Vgl. Einl. 78, 82f.
  6. Pfeilsticker § 3430. Als Amtsschreiber zu Lichtenstern hatte Wild einem handschriftlichen Zusatz in Waldbacher Inschriften, Bl. 9 zufolge 33 Jahre lang gedient, also ab 1565/66.

Nachweise

  1. OAB Weinsberg 373 (nur erwähnt).
  2. Kdm. Neckarkreis 529 (nur erwähnt).
  3. Waldbacher Inschriften, Bl. 9.
  4. Rauser, Brettachtaler Heimatbuch 247 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 574 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0057402.